Der Conti-Turm bleibt der Wasserstadt Limmer erhalten. Mit rund einer Million Baukosten ist er vor Jahr und Tag aus Steuermitteln saniert worden. Inklusive der Erneuerung der Werbung für den Weltkonzern Continental, der hier bis 1999 Gummiprodukte produzierte und Umweltgifte hinterließ. Bis auf den Turm und das ehemalige Verwaltungsgebäude sollen die ehemaligen, mit krebserzeugenden Nitrosaminen belasteten Fabrikgebäude am Kanal nunmehr abgerissen und durch Neubauten ersetzt werden.
Hierzu teilte eine Sprecherin des Baudezernates auf der letzten Bezirksratssitzung am 21. Februar 2024 mit, dass der Eigentümer, Günter Papenburg, eine Wiedereinrichtung der Uferbebauung an gleicher Stelle plane. Eine Verwendung von nicht kontaminiertem Material der Altgebäude werde angestrebt. Vor dem Abriss der seit 1999 leer stehenden, denkmalgeschützten Fabriken solle eine umfangreiche Bestandsaufnahme erfolgen. Der Torbogen mit der Werksuhr zwischen den Gebäuden stehe weiterhin unter Denkmalschutz und bleibe erhalten. Im März werde ein Architektenwettbewerb mit sechs Büros gestartet, dabei sollen „bestimmende Gestaltungselemente vom Altgebäude“ übernommen werden.
„Als Bauhistoriker bin ich strikt gegen solche Pläne“, sagt dazu auf Anfrage von Punkt-Linden Sid Auffarth: „Damit geht die Authentizität des Ortes verloren!“ Die Bedeutung und Denkmalqualität der Altgebäude könne man nicht durch historisierende Neubauten ersetzen. Architekt Auffarth, der die Stadtteilinitiativen jahrelang als Anwaltsplaner beriet, plädiert dafür, am Kanal eine moderne, niedrigere und durchgrünte Uferbebauung zu realisieren. Dem dürfte aber vor allem das Verwertungsinteresse des Investors Papenburg entgegenstehen.
Erfreulich an den Neubauplänen: Geplant seien 30 % öffentlich geförderter Wohnraum, also Sozialwohnungen, so die Sprecherin des Baudezernates im Bezirksrat. Außerdem könnten sich Einrichtungen der Stadtteilkultur dort ansiedeln, der Kulturtreff Kastanienhof habe schon Interesse bekundet. Für den 23. April 2024 plant die Verwaltung eine öffentliche Informationsveranstaltung. Oktober / November 2024 sollen die Ergebnisse des Architektenwettbewerbs vorgelegt werden. Als Wettbewerbsjury könne ein „kleines fachliches Gremium“ u.a. mit Bezirksbürgermeister Rainer Grube unter Leitung von Stadtbaurat Thomas Vielhaber fungieren. Parallel soll das Verfahren für einen vorhabenbezogenen Bebauungsplan durchgeführt werden.
So sah das Gelände der heutigen Wasserstadt Limmer 2008 aus
Das Video wurde kurz vor der Sprengung eines Großteiles der alten Conti-Fabrik gedreht. Lediglich die Bauten am Kanal sind bis heute noch stehen geblieben.