Tradition: Lindener Butjer „plündern“ hannoversches Schützenfest

Nach einer 25-jährigen Pause lebt eine alte Lindener Tradition in diesem Jahr wieder auf. Dank des hohen persönlichen Einsatzes mehrerer Mitglieder der Egon Kuhn Geschichtswerkstatt im Freizeitheim Linden wird das früher jährlich stattfindende Butjerfest neu organisiert. Im Rahmen des diesjährigen Fährmannsfestes vom 2. bis 4. August 2024 feiert das Butjerfest sein Comeback.

Gelebtes Recycling und alte Traditionen

Am vergangenen Sonntag, am letzten Tag des hannoverschen Schützenfestes, zog eine Gruppe junger Lindener Butjer gemäß alter Tradition los, um nicht mehr benötigte blau-weiße Girlanden für das diesjährige Lindener Butjerfest abzuholen. Dieses gelebte Recycling gibt es in Linden bereits seit über 50 Jahren. Als Belohnung haben die diesjährigen Kinder jeder eine Zuckerwatte bekommen.

Die Geschichte des Lindener Butjerfests

In den kleinen Wohnungen der früheren Lindener Fannystraße lebten einst arme Leute. Geld war so knapp, dass ein Besuch des großen, jährlichen Hannover Schützenfestes oft nicht möglich war. Zuckerwatte oder eine Runde Karussell waren unerschwinglich.
So entstand das Lindener Butjerfest, das Kinderschützenfest, organisiert seit 1960 von Anni und Fritz Röttger. Am letzten Sonntag des großen Schützenfestes zogen mehrere Bewohner mit einem Handwagen zum Festplatz und sammelten unbezahlbare Dekoartikel wie Girlanden ein. Mit diesen Errungenschaften wurde am folgenden Wochenende die Fannystraße festlich geschmückt, besonders für die vielen Kinder, die sonst oft ausgegrenzt waren. Ein großer Festumzug durch Linden eröffnete traditionell das Butjerfest. Die Innenhöfe wurden von den Anwohnern geschmückt, und es gab Kuchentafeln und Spiele bis in den Abend.

Das Ende und die Wiederbelebung des Fests

Im Jahr 1965 wurden die Feste eingestellt. In den 1970er-Jahren wurde das Butjerfest vom Freizeitheim Linden als zentrales Lindener Stadtteilfest wiederbelebt und bis in die 1990er-Jahre veranstaltet.

Ein Blick auf das kommende Butjerfest

Auch nach der 25-jährigen Pause und dem Ortswechsel an die Ihme bleibt das Konzept des Butjerfests weitgehend unverändert. Es wird eine unkommerzielle Veranstaltung, die wieder ein Generationencafé bietet. Die Kinder können sich für die Teilnahme an traditionellen Spielen, sportlichen Wettkämpfen, kreativen Aktionen und Wissenswertem aus der Lindener Geschichte Stempel geben lassen und werden mit einem vollen Stempelpassheft zu „Lindener Butjern“ gekürt und mit Preisen und Urkunden ausgezeichnet. Ein sonntäglicher Festumzug wird das Fest einläuten; Hannovers ehemaliger Oberbürgermeister Herbert Schmalstieg wird ein Grußwort sprechen, gefolgt von einem interessanten Programm auf der Kulturbühne, das musikalische und informative Beiträge zur Geschichte des Butjerfests umfasst.

Das Lindener Butjerfest kehrt zurück und verspricht, die lebendige Tradition und den Gemeinschaftsgeist, der das Viertel auszeichnet, wieder aufleben zu lassen.

Bildnachweis: Ulf Hahne-Bredebusch

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