Kaffee in Limmer direkt aus Uganda
Betritt man den knallgelben kleinen Altbau Harenberger Straße 3 neben der Stadtbahnhaltestelle in Limmer, dann fallen einem sofort der Holztresen mit der großen Kaffeemaschine Marke FAEMA sowie die vielen farbenfrohen Fotos auf. Und es riecht aromatisch nach Kaffee. Kein Wunder, man ist schließlich im Mulembe, einem neuen Kaffeehaus in unserem Stadtbezirk. „Mulembe“, so lautet eine ugandische Begrüßung, mit der man bei einer Begegnung eine friedliche Absicht kundtut. Hinter der Theke empfängt uns eine junge Frau. Sie ist die Besitzerin des im April 2020 eröffneten Cafés und heißt Anna Lina Bartl, dreißig Jahre alt, gebürtige Lindenerin und in Limmer groß geworden.
Im kleinen Laden, der das ganze Erdgeschoss einnimmt, stehen wenige, aber stylishe Stühle und Tische sowie kleine Kunstobjekte. Im Sommer sind auch einige Sitzmöbel vor der Tür an der Ecke Harenberger/ Wunstorfer Straße aufgestellt. Die Gäste können hier neben schmackhaften Kaffee auch leckeren Kuchen genießen. Die Geschäftsidee ist allerdings weniger ein Café als vielmehr ein Laden zum Verkauf von Kaffeebohnen: „Transparenter Direktimport aus Uganda. Darum geht es“, erläutert Anna Lina Bartl. „Ich habe als Schülerin in der Traditionsrösterei Ulbrich in Limmer gejobbt, rösten gelernt und die Leidenschaft für den Kaffee entdeckt. Der zieht sich wie ein roter Faden durch mein Leben.“ Ihr Ökotrophologiestudium beendete sie mit einer Arbeit über nachhaltige Kaffeeproduktion. Für ihren Abschluss in Agrarwissenschaften reiste sie das erste Mal nach Uganda, um über Kaffee und Klimawandel zu forschen. Jetzt promoviert sie in Göttingen als Ernährungs- und Agrarwissenschaftlerin. In ihrer Doktorarbeit geht es um die Verbesserung der Einkommens- und Lebenssituation der KaffeekleinbauerInnen in Uganda. Dies erforscht sie nicht nur theoretisch, sondern ist deshalb öfter in Uganda in den Kaffeegärten am Mount Elgon.
Anna Lina Bartls Philosophie: „Mit Mulembe-Kaffee kannst Du einen Teil zur Verbesserung der Lebensbedingungen der Kaffeebauern und -bäuerinnen am Mount Elgon beitragen.“ Von jeder Tasse Kaffee führt sie 50 Cent an die Projekte in Uganda ab, von jedem Kilo Kaffeebohnen sind es 5 Euro. Ein Kilogramm kostet 34 Euro – in verschiedenen Abonnements gibt es Rabatte. Das ist nicht gerade besonders billig, dafür erhält man aber sehr hohe Qualität (Cupping Score mind. 83) und damit können höchste Marktpreise an die Bauern bezahlt werden.
Mit dem Zuschlag aus dem Verkauf wurden Wasserfilter für sauberes Trinkwasser erworben, das Bauernland offiziell registriert und Kaffee-Setzlinge gepflanzt. Auch Investitionen in bessere Wohnhäuser und in Imkereien werden gefördert.
Wichtig sind Anna Lina Bartls die Nachhaltigkeit, Zukunftsfähigkeit und Qualitätsverbesserung des Kaffeeanbaus. Diese und andere Informationen erhält man auf Infoblättern, den Kaffeetüten und natürlich auf den sehr informativen Internetseiten. Hier werden auch die einzelnen Akteure vorgestellt – ebenso wie im Laden. „Wir kaufen den Kaffee durch Anbau-Assistenten (studierte Experten) direkt von den Bauern und lassen ihn transportfertig machen. Wir können die Kaffeebohnen jedem Anbauer zuordnen, sodass wir z.B. bei der Qualitätskontrolle auch genau Rückmeldung geben können, was richtig gut ist oder was eventuell verbessert werden könnte.“ Bartl möchte nicht nur den AnbauerInnen, sondern auch ihren Kund*innen möglichst viele Informationen liefern. Transparenz gehört ja zu ihren zentralen Anliegen.
Sie verkauft im Wesentlichen bisher zwei Sorten Arabica Kaffee: den milden und den kräftigen (für Espresso oder starken Kaffee). Die Bohnen werden in einem der besten Cafés Hannovers, im „24 Grad“ in der Nordstadt geröstet. Ihr Traum ist allerdings schon, in Limmer direkt hinter ihrem Laden den Kaffee bald selbst rösten zu können. „Wir sind dabei, die Rösterei aufzubauen. Wichtig ist uns eine durchgängige Wertschöpfungskette. Mit der Rösterei wäre alles in einer Hand. Wir könnten dann außerdem hoffentlich Ende des Jahres unser Sortiment etwas erweitern. Wir wollen neben Kaffee zukünftig auch Honig und vielleicht Trockenfrüchte wie Mango aus Uganda verkaufen.“ Viele ihrer KundInnen kommen aus der Nachbarschaft. Auch Firmen gehören zu den Kunden. „Ich freue mich immer, wenn wir ins Gespräch kommen und ich Fragen beantworten kann. Mein Eindruck ist, dass die meisten KäuferInnen immer bewusster konsumieren und sich solidarisch verhalten wollen. Wichtig ist, dass sie wissen, dass das Geld vor Ort und die Unterstützung wirklich bei den Menschen in Uganda ankommen. Deshalb ist die Transparenz so wichtig – und wird auch geschätzt.“
Durch die Corona-Einschränkungen ist alles nicht so einfach und verzögert sich die Umsetzung einiger ihrer zahlreichen Ideen. Anna Lina Bartl will hartnäckig bleiben, schließlich hofft sie, einmal von ihrem Laden leben zu können.
Öffnungszeiten:
täglich – außer dienstags – von 13 bis 18 Uhr