„Es ist schön hier“, sagt Alena und lächelt. „Ja, es ist wirklich sehr, sehr schön hier“, stimmt ihr Sarina zu. Die beiden sechsjährigen Mädchen aus der AWO Kita am Pfarrlandplatz 11 verbringen zum ersten Mal Zeit auf ihrem neuen Außengelände: einem Kleingarten in der Kolonie Vereinigte Steintormasch. Die AWO Einrichtung hat eine Patenschaft für einen der größeren Gärten übernommen – etwas ganz Besonderes für die Kita. „Wir haben uns vor einem Jahr beworben und jetzt den Zuschlag erhalten“, freut sich Kita-Leiterin Dorothea Körner, Leiterin der AWO Einrichtung in Linden-Nord. „Und das Gute ist: Er steht uns fast kostenlos zur Verfügung.“ Körner dankt dem Vorstand des Kleingärtnerverein Vereinigte Steintormasch und Anke Bischoff, Projektleiterin beim Lerngartennetzwerk Hannover und der Schreberjugend, die die Kita berät, sowie dem Stadtbezirksrat Linden-Limmer, der finanziell unterstützt hat.
Während Corona habe man sich „regelrecht ‚eingesperrt‘ gefühlt, da die Kinder in festen Gruppen aufgeteilt waren und nur ihren zugeteilten Bereich des Außengeländes nutzen durften“, berichtet Körner. Zunächst waren sie mit den Kindern sehr häufig im Georgengarten unterwegs, aber der Wunsch nach einem festen Ort sei immer größer geworden. „So war der Anruf von Frau Bischoff ein Geschenk für uns, als sie eine Kita zur Patenschaft suchte“, so Körner. Die Leiterin hatte sich bereits zu Zeiten der Hauptphase der Corona-Pandemie bei dem Kleingartenverein um eine Patenschaft für einen Garten beworben
Im Grün kann man viel lernen
Auch aus pädagogischer Sicht sei der Garten, den Körner als Lern- und Erfahrungsraum beschreibt, sehr wertvoll. Die AWO Einrichtung ist eine sogenannte Erschwernis-Kita – viele der 85 Kinder im Alter von eineinhalb bis zehn Jahren kommen aus finanziell benachteiligten oder geflüchteten Familien und seien sehr ortsgebunden. „In unserer Kita versuchen wir, Wissen über die Natur und zur gesunden Ernährung zu vermitteln, indem wir Gemüse-Hochbeete und Bienenwiesen anlegen, aber in einem dicht besiedelten Wohngebiet ist das leider nur begrenzt möglich“, betont Körner. Viele der Kinder würden nur die Tiere und Insekten kennen, die sie in ihrem Umfeld erleben: zum Beispiel Tauben, Marienkäfer, Hausspinnen, Wespen und Fliegen. „Aber Regenwürmer haben die meisten noch nie gesehen, geschweige denn auf der Hand gehabt“, betont Körner.
„Das Projekt ist wirklich toll und besonders“, freut sich auch Heike Rahlves, stellvertretende Fachbereichsleiterin Tageseinrichtungen für Kinder bei der AWO. Ein solches Vorhaben sei nicht selbstverständlich, denn der Garten bedeute zusätzliche Arbeit für das pädagogische Personal, die sie ehrenamtlich leisten. „Er muss auch in den Ferien und am Wochenende betreut werden – ich freue mich, dass unsere Mitarbeitenden so engagiert sind“, betont sie. Den Mitarbeitenden mache das nichts aus, sie seien fast alle begeisterte Hobby-Gärtner*innen, berichtet Körner. Und auch einige der Eltern hätten bereits Unterstützung bei der Gartenpflege signalisiert. „Darüber würden wir uns natürlich sehr freuen.“
Nicht nur die Kinder erfreut’s
Sie und ihr Team wollen mit den Kindern ganze Tage in dem Kleingarten verbringen – die Kinder sollen dann morgens entscheiden dürfen, ob sie lieber in der Kita bleiben oder Zeit im Garten verbringen möchten. Der Garten ist nur etwas mehr als 10 Gehminuten entfernt. „Deshalb ist es auch kein Problem, unsere Jüngsten mitzunehmen“, berichtet Körner.
Die erste Vorarbeit ist bereits geleistet: Der Garten wurde ein wenig entrümpelt, drei Bäume mussten gefällt und die nötige Infrastruktur von mehreren Trockentoiletten für die Kinder geschaffen werden. „Jetzt kann es richtig losgehen“, sagt Körner. An diesem Tag haben alle Kinder bereits Spaten, Schaufeln oder Harken in der Hand und machen sich an die Arbeit: Sie bereiten den Boden vor, um demnächst mit dem Anlegen der Beete beginnen zu können. Einige Pflanzen des Verpächters blühen bereits. „Mir macht das Abschneiden Spaß“, berichtet Farris, der Pflanzen und Büsche stutzte. „Die Kinder bringen sich selbst beim Gärtnern ein und sollen erfahren, wie viel Spaß es nicht nur das Pflanzen macht, sondern auch die Ernte. Wir möchten Obstbäume pflanzen, um später aus dem Obst Saft zu pressen oder Marmelade oder Apfelmus herzustellen.“ Und auch der Bau eines „Insektenhotels“ ist geplant.