Beim Ihme-Zentrum scheiden sich die Geister. Einige würden es gern abgerissen sehen. Andere möchten es als „Möglichkeitsraum“ fortentwickeln. So auch die Aktivisten der Zukunftswerkstatt.
„Die Zukunftswerkstatt entwickelt seit sieben Jahren Konzepte, die das Ihme-Zentrum nicht als Problemfall, sondern als Möglichkeitsraum sehen.“ Gerd Runge, Architekt, Anwohner und Mitbegründer der Zukunftswerkstatt Ihme-Zentrum und deren Vorstandsmitglied Dirk Potesta haben diese Möglichkeiten am 26. Oktober gut zwei Dutzend Interessierten in den Räumen des Bildungsvereins vorgestellt. „Sie fußen auf den utopischen Planungsansätzen zur Entstehung des Ihme-Zentrums als funktionsgemischte, bunte, autofreie und verdichtete Stadt“, heißt es in der Ankündigung der Veranstaltung.
Manche Menschen, wie etwa der 2019 verstorbene Lindener SPD-Grande Egon Kuhn, empfinden die 1974 eingeweihte Großimmobilie eher als „Schandfleck“ für den Stadtteil. „Gezielt sprengen!“, empfahl Kuhn zu Lebzeiten. Architekt Gerd Runge, der sich nach eigener Aussage seit 20 Jahren mit dem Ihme-Zentrum und seinen 285.000 Quadratmetern Bruttogeschossfläche beschäftigt, sieht das anders. „Wir müssen ein Update für die Zukunft hinbekommen!“, sagt er.
An die „brutale Schönheit“ des mittlerweile maroden Betonklotzes habe er sich über die Jahre gewöhnt, so Gerd Runge. Er referiert über die bereits Ende der 60er-Jahre gemachten „Geburtsfehler im Städtebau“, die „neuen Rollen“ der Beteiligten und über ein „Hannover-Konsortium“ zur Rettung des Komplexes. Dort sehen derzeit – nach dem Ausstieg des Finanzspekulanten Lars Windhorst, dessen Firma PIZ mit 83 Prozent der Gewerbeflächen im Insolvenzverfahren ist – 550 Wohnungseigentümer einer ungewissen Zukunft entgegen.
„Das Problem ist riesig und komplex“, sieht auch Runge: „Es geht nur mit einer gemeinsamen Lösung!“ Seit Jahren hätten die Planer der im Zentrum angesiedelten Zukunftswerkstatt Konzepte vorgeschlagen, zuletzt auch in einer „Denkschrift“. Stichworte: „Produktive Stadt“, „Mobilitätshub“ und „Kulturetage“. Nach dem erneuten Scheitern eines privaten Investors läge der Ball jetzt bei der Stadt. Die hätte bisher immer nur „gehofft, dass ein Investor vom Himmel fällt und sie dann raus ist“. Sinnvoll sei die Einrichtung eines Sanierungsgebietes. „Es bleibt nur die Hoffnung, dass es in der Stadtverwaltung Menschen gibt, die sich dieser Verantwortung stellen.“ Die Zukunftswerkstatt biete sich zu Gesprächen an. Architekt Runge: „Da haben wir noch keinen Weg gefunden – die reden einfach nicht mit uns.“