Ihme-Zentrum: Insolvenzverwalter zeigt sich optimistisch

Insolvenzverwalter Jens Wilhelm V
Insolvenzverwalter Jens Wilhelm V

Vor gut einem Jahr wurde Jens Wilhelm V vom Gericht als vorläufiger Insolvenzverwalter der Pleite gegangenen Windhorst-Firma Projekt Ihme-Zentrum GmbH (PIZ) eingesetzt, in deren Beisitz ein Großteil der Gewerbeflächen ist. „Unser Ziel ist es, das Ihme-Zentrum wieder einer sinnvollen Nutzung zuzuführen“, erklärt er im Gespräch mit Punkt-Linden. Als wir den 55-jährigen Anwalt am 26. September in weitgehend leer geräumten Büroräumen an der Ihme-Passage trafen, schilderte er das Ausmaß der Herausforderungen, mit denen er konfrontiert ist.

Sein zentrales Problem: Eine vollständige Buchhaltung fehlt. Die Buchführung wurde online geführt, doch der Insolvenzverwalter hat keinen Zugriff darauf. Baugenehmigungen, Mietverträge und Kontoauszüge? Teilweise bis heute nicht aufzufinden. „Wir stehen vor einer riesigen Wand und es ist niemand da, der uns Informationen geben kann. Wir erleben immer wieder Überraschungen!“, sagt Wilhelm. „Wenn die WEG-Verwaltung nicht zugegen wäre, wäre es nahezu hoffnungslos.“

Grundsätzlich sei aber der Mehrheitseigentümer Lars Windhorst seinen Auskunftspflichten „am Ende“ nachgekommen. Wilhelm hatte gegen den umstrittenen Finanzjongleur im November 2023 einen gerichtlichen Haftbefehl beantragen müssen, um ihn zu einer Mitwirkung im Insolvenzverfahren zu zwingen.

Eine besondere Herausforderung stelle laut Wilhelm auch die Vermarktung der 177 Wohnungen dar, die im Besitz der PIZ sind und überwiegend leer standen. Derzeit seien aus unterschiedlichen Gründen noch rund 40 unvermietet.

Die Braut muss hübsch gemacht werden

Für die Vermarktung der Gewerbeflächen im Ihme-Zentrum fehlt es an optischen Reizen. Früher sorgten Ankermieter wie enercity und die Stadtverwaltung für Mieteinnahmen in sechsstelliger Höhe, die solche Maßnahmen ermöglicht hätten. Doch nach ihrem Auszug reichen die aktuellen Einnahmen nicht einmal aus, um die Hausgelder, vergleichbar mit Nebenkosten, an die Eigentümergemeinschaft (WEG) zu bezahlen, bei der die PIZ GmbH mit 80 Prozent die Mehrheit hält.

Eine Chance, ohne große Investitionen positive Veränderungen zu schaffen, bietet die Fahrrad-Durchwegung zwischen Gartenallee und Ida-Arenhold-Brücke. Diese Maßnahme liegt sowohl Wilhelm als auch vielen privaten Wohnungseigentümern am Herzen, zumal Bund und Stadt rund vier Millionen Euro an Fördergeldern in Aussicht gestellt haben. Doch die Zeit drängt: Bis zum 31. Dezember 2024 muss der Bauauftrag für den Tunnel erteilt werden, andernfalls verfallen die öffentlichen Mittel. „Es ist wichtig, dass wir ein Zeichen setzen“, betont Wilhelm. „Das wäre ein Schritt in eine positive Zukunft!“

Herausforderung Vermarktung

Derzeit laufen Gespräche mit Aldi und Woolworth über die Nutzung der ehemaligen Huma-Fläche in der Nähe des Schwarzen Bären. Allerdings müsse da „baulich noch einiges gemacht werden“, weshalb diskutiert wird, den potenziellen Mietern für eine gewisse Zeit mietfreie Nutzung zu ermöglichen, wenn sie selbst die notwendigen Investitionen tragen.

Eine große Hürde für die Vermarktung stellen die rund 290 Millionen Euro Grundschulden dar, die Windhorst auf seine Anteile am Ihme-Zentrum aufgenommen hat, um andere Projekte zu finanzieren. „Die Löschung dieser Eintragungen wird wohl gerichtlich geklärt werden müssen“, sagt Wilhelm.

Neuer Investor in Sicht?

Wilhelm zeigt sich skeptisch, dass erneut ein Spekulant Interesse am Ihme-Zentrum haben könnte. Stattdessen sei eine Aufteilung der PIZ-Flächen unter mehreren Investoren, insbesondere der Hochhäuser am Ihmeplatz, denkbar. Sollte es keine Käufer geben, könnte auch eine Zwangsversteigerung als Verwertungslösung in Betracht kommen.

Neue Wohnungen und ein Vermarktungsvertrag

Auch die Umnutzung ehemaliger Büroflächen in Wohnungen wird geprüft. So könnten beispielsweise im früheren enercity-Turm Wohnungen, betreutes Wohnen und gewerbliche Nutzungen wie ein Hotel entstehen – der Blick aus den oberen Etagen ist schließlich äußerst attraktiv.

Ein weiterer Lichtblick: Der Abschluss eines Vertrags mit einem Vermarkter steht kurz bevor. Dieser soll Ideen entwickeln und mögliche Interessenten zusammenbringen.


Interview: Wolfgang Becker und Stefan Ebers

Bildnachweis: Stefan Ebers

1 Gedanke zu „Ihme-Zentrum: Insolvenzverwalter zeigt sich optimistisch“

  1. Danke! Sehr informativ und ein wenig hoffnungsvoll – und unglaublich die gebrochenen Versprechungen, Schlampereien, Tricksereien und Widerständigkeiten der Voreigentümer…

Kommentare sind geschlossen.

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