Contifabriken: „Hier muss noch was geklärt werden!“

Conti Altgebäude an der Wasserstadt Limmer
Conti Altgebäude an der Wasserstadt Limmer

Gibt es noch eine Chance, die auf dem Wasserstadt-Gelände in Limmer verbliebenen Altgebäude vor dem Abriss zu retten? Um diese Frage ging es beim gestrigen Treffen der Bürgerinitiative Wasserstadt Limmer. Intensiv diskutiert wurde mit den Architekt*innen der Meinhof-Familie.

Es war die annähernd 200ste Sitzung der 2014 gegründeten Bürgerinitiative Wasserstadt Limmer. Hauptthema waren am 5. September die ehemaligen Conti-Fabriken. Zu Gast: Projektentwickler Gert Meinhof sowie dessen Kinder Sven und Leah. Im Zuge ihrer Abschlussarbeit an der Bauhaus-Universität in Weimar hatte sich die angehende Architektin Leah Meinhof mit den Continental-Altgebäuden beschäftigt. Wie bereits am 29. August 2023 in der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung veröffentlicht, zeigt die Arbeit, dass die Belastung mit krebserregenden Nitrosaminen nicht zu einem Abriss der Baudenkmale führen muss. Anfang 2022 hatte ihr Bruder und Architekt Sven Meinhof unter Beteiligung der Bielefelder Schadstoffexpertin Petra Günther im Auftrag der Stadt bereits ein Konzept vorgelegt, das eine kostengünstige und toxikologisch unbedenkliche Nachnutzung der Fabrikgebäude vorsieht.

Sven, Gert und Lea Meinhof
Sven, Gert und Lea Meinhof

Auf der BI-Sitzung erklärte jetzt Gert Meinhof, nach diesem Konzept sei „das Problem der Nitrosamine verlässlich lösbar“. Salopp sprach er von „Lari-Fari-Behauptungen“ der Gesundheitsbehörden, deren Bedenken seien „Kokolores“, sie hätten sich nicht ernsthaft mit den Gutachten und dem darin aufgezeigtem Sanierungskonzept auseinandergesetzt. Der Architekt – er spricht von einem „Versagen der Behörden“ – hat jahrzehntelange Erfahrungen in der Umnutzung denkmalgeschützter Altgebäude. In Linden war er etwa über das Büro AGSTA an der Entwicklung des Ahrbergviertels beteiligt, zuletzt baute er mit seinem Partner Dirk Felsmann die Hautklinik sowie die Uhlhornkirche zu Wohnungen um. Fakt sei es, so Meinhof, dass das Konzept seines Sohnes Sven für die Conti-Fabriken von der städtischen Bauverwaltung mitgetragen werde, jetzt aber letztlich ohne weitere qualifizierte Erörterung am Veto der Gesundheitsbehörden von Region und Land scheitere.

Nunmehr hat Eigentümer Günter Papenburg erneut einen Abrissantrag für die ortsbildprägenden Gebäude gestellt. Dabei sei „ein Erhalt der Fabriken zu vertretbaren Kosten“ möglich, betonte Leah Meinhof. Die 23-Jährige warnt auch vor unkalkulierbaren Risiken: „Bei einem Abbruch unter Wassereinwirkung drohen Gefahren – auch für die angrenzenden Neubauten!“ Vorstellen kann sie sich neben Wohnnutzungen auch öffentliche Einrichtungen wie einen Kulturtreff mit Café oder einen Gedenkort für das ehemalige Frauen-KZ. Denkbar seien auch eine Parkgarage sowie Server-Stationen in den unteren und Wohnungen in den Dachgeschossen, betonten BI-Mitglieder in der sich anschließenden Diskussion. „Politisch ist das Thema zwar mausetot“, meinte ein Sprecher, dennoch dürften die Altbauten noch nicht als verloren angesehen werden: „Es gibt keinen vernünftigen Grund, so ein Konzept abzulehnen – hier muss noch was geklärt werden!“.

Bürgerinitiative Wasserstadt Limmer am 05-09-23„Wenn Papenburg die Genehmigung hat, macht er die Denkmale sofort platt!“ – jetzt sei Eile geboten, so die Meinung der Bürgerinitiative. Deshalb soll auf die Ratspolitiker*innen im Bauausschuss und im Stadtbezirksrat zugegangen werden. Hier soll eine öffentliche Anhörung zum Thema Contifabriken gefordert werden, da eine intensive Auseinandersetzung über Gutachten und Sanierungskonzept bisher nicht stattgefunden habe. Hierzu will die Bürgerinitiative zeitnah auch einen offenen Brief an OB Belit Onay richten. Gut sei es auch, wenn die Meinhof-Felsmann-Gruppe erneut ihr Interesse an einer Übernahme der Gebäude bekunden würde. Dies könnte medienwirksam auch mit einer Bauvoranfrage an die Stadt – welche Nutzungen zugelassen würden – verbunden werden.

Bildnachweis: Wolfgang Becker, Martin Illmann