Harri Weigelt (geb. 1922) ist am 25.02.2021 im Alter von 98 Jahren verstorben. Er war einer der ältesten und letzten Zeitzeugen des Arbeiter-Lebens in Linden. Das machte sein bis zuletzt noch vorhandenes Erinnerungsvermögen so wertvoll.Harri ist aufgewachsen im Arbeiterviertel Linden-Nord, Kindheit und Jugend verbrachte er vor allem in der Kochstraße, auf der Straße und schon früh beim Rugby (sprich: Röpki). Und dies natürlich in einem Arbeiter-Sportverein. Er erlebte die Auseinandersetzung der sozialdemokratischen (Kochstraße) und den kommunistischen Arbeiterfamilien (Fannystraße)…, nicht gemeinsam gegen die Nationalsozialisten, sondern untereinander.
Seinen Beruf als Dreher erlernte er in einem Betrieb auf dem Gelände der ehemaligen Mittelland-Gummiwerke (Stärke– /Walter-Ballhause-Straße). Als 17-jähriger ging er zur Reichswehr, um den Staatenlosen-Status der Familie zu überwinden. Nach dem Krieg – ohne Kampfeinsatz – war er Teil der vielleicht besten Rugby-Mannschaft aller Zeiten von Victoria Linden, die 1953 mit dem Silbernen Lorbeerblatt ausgezeichnet wurde.
Für seine langjährige Jugendarbeit in diesem Verein und ebenfalls langjährige Tätigkeit im Betriebsrat von Westinghouse (heute: WABCO bzw. ZF), vor allem im Bereich Arbeitssicherheit, wurde ihm das Bundesverdienstkreuz verliehen.
Die Initiative „Lebensraum Linden“ trauert um Harri Weigelt, mit seinen Angehörigen. Wir sind stolz, mit ihm verschiedene Veranstaltungen bestritten und sein Leben zusammen mit der Medienwerkstatt Linden in einem Gespräch auf Video festgehalten zu haben.
Manfred Wassmann
- Auf der Webseite von Lebensraum ist ein Artikel von Sonja Steiner über Harri Weigelt zu lesen: Dieses Linden gibt es heute nicht mehr
- Zu den Erinnerungen von Harri Weigelt wurde 2017 ein 30minütiger Film gedreht.
Autoren: Manfred Wassmann (Lebensraum Linden) und Bernd Wolter (MedienWerkstatt Linden). Die DVD ist für 8 Euro bei der Medienwerkstatt erhältlich.