Grüne Linden-Limmer: Bezirksbürgermeister Grube nicht erneut nominiert

Bezirksbürgermeister Rainer-Jörg Grube
Bezirksbürgermeister Rainer-Jörg Grube
Die Grünen im hannoverschen Stadtbezirk Linden-Limmer werden bei der Kommunalwahl 2026 ohne ihren langjährigen Bezirksbürgermeister Rainer-Jörg Grube (70) antreten. In einem sogenannten Votentreffen der Grünen-Stadtteilgruppe Linden-Limmer wurde entschieden, Grube nach rund 30 Jahren kommunalpolitischer Tätigkeit nicht erneut als Kandidaten für den Bezirksrat aufzustellen.

Rainer-Jörg Grube ist seit 2011 Bezirksbürgermeister von Linden-Limmer. Sein kommunalpolitisches Engagement reicht jedoch deutlich weiter zurück: Bereits seit 1987 ist er im Stadtbezirk aktiv, unter anderem in verschiedenen Sanierungskommissionen und Stadtteilforen. Insgesamt war Grube 30 Jahre Mitglied des Stadtbezirksrates Linden-Limmer für die Grünen – zunächst fünf Jahre als einfaches Bezirksratsmitglied, anschließend zehn Jahre als stellvertretender Bezirksbürgermeister und schließlich als Bezirksbürgermeister. Bemerkenswert ist dabei, dass Grube während dieser gesamten Zeit parteilos blieb, jedoch für die Grünen im Bezirksrat saß.

Kommunalwahl im Herbst 2026

Am 13. September 2026 finden in Niedersachsen die nächsten Kommunalwahlen statt. Dabei werden neben dem hannoverschen Rat, dem Oberbürgermeister und der Regionsversammlung auch die Stadtbezirksräte neu gewählt. Die neu gewählten Bezirksräte bestimmen in ihrer konstituierenden Sitzung anschließend den Bezirksbürgermeister. Während sich die Parteien auf städtischer Ebene – etwa bei der Oberbürgermeisterwahl – bereits auf Kandidaturen verständigt haben, laufen in den Stadtbezirken derzeit die internen Listenaufstellungen.

Bei den Grünen ist dafür die jeweilige Stadtteilgruppe zuständig. In Linden-Limmer hatte diese am vergangenen Donnerstag zu einem Votentreffen eingeladen, um über die Kandidatenlisten für den Bezirksrat und den Stadtrat zu entscheiden. Dem Treffen gingen mehrere Sitzungen, interne Gespräche sowie eine gemeinsame Beratung mit der Bezirksratsfraktion voraus. In einem dieser Gespräche kündigte Grube gegenüber zwei Sprechern der Stadtteilgruppe seine Absicht an, erneut für den Bezirksrat zu kandidieren.

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Gleichwohl war Grube zunächst weder zur Versammlung eingeladen noch auf der Kandidatenliste vorgesehen. In der Aussprache zu Beginn des Treffens fragte er nach den Gründen. Die Sitzungsleitung, vertreten durch Silke Jester, entgegnete unter anderem: „Du bist doch bekannt“ sowie „Du warst nicht auf der letzten Fraktionssitzung.“ Auf vorangegangenen Sitzungen der Stadtteilgruppe hatte Grube gefehlt, weshalb offenbar nicht mit einer erneuten Kandidatur gerechnet worden war. Über das Votentreffen wurde er schließlich durch Dritte informiert und erschien daraufhin.

Erst während der Sitzung wurde Grube auf Vorschlag eines Mitglieds nominiert, nachdem ein anderer Bewerber seinen Listenplatz freigegeben hatte. In der anschließenden geheimen Wahl unterlag Grube jedoch deutlich: Rund 70 Prozent der Stimmen entfielen auf einen Gegenkandidaten, 17 Prozent auf Grube, bei 13 Prozent Enthaltungen. Zur Spitzenkandidatin für den Bezirksrat wurde Regine Leo gewählt.

Irritationen über Umgang mit Grube

Damit steht fest, dass die Grünen in Linden-Limmer nach drei Jahrzehnten nicht mehr mit Rainer-Jörg Grube als Bezirksratskandidaten und damit auch nicht mehr mit ihm als möglichem Bezirksbürgermeister in die Wahl gehen. Die Entscheidung hat parteiintern für Irritationen gesorgt. Die parteilose Bezirksrätin Barbara Mann, die ebenfalls für die Grünen im Bezirksrat sitzt, erklärte aus Verärgerung über die Nichtberücksichtigung Grubes ihren Verzicht auf eine erneute Kandidatur. Zusätzlich sorgte die Aussage eines Stadtteilgruppenmitglieds, man kenne Grube nicht und könne ihn daher nicht wählen, für Unmut – insbesondere vor dem Hintergrund, dass dieses Mitglied bislang nicht selbst im Bezirksrat tätig war und scheinbar diesen auch nicht besucht hat.

Diese Entscheidung bedeutet einen deutlichen personellen Einschnitt für die Grünen im Stadtbezirk Linden-Limmer und wirft die Frage auf, wie mit langjährigem kommunalpolitischem Engagement umgegangen werden soll. Im Gespräch mit Punkt-Linden zeigte sich Rainer-Jörg Grube überrascht von dieser Entscheidung. In einem gesonderten Interview werden wir ihn dazu in den kommenden Tagen befragen.

Stimmen zu dieser Entscheidung

Steffen Mallast (Fraktions-Vorsitzender Grüne im Bezirksrat)
Als Bürgermeister hat Rainer-Jörg Grube immer eine vermittelnde Funktion im Stadtbezirk eingenommen, die Abwahl von Grube sei auch ein „Generationsthema“. Gerade den jüngeren Parteimitgliedern sei der unlängst 70 Jahre alt gewordene Bezirksbürgermeister nicht sehr vertraut oder sogar unbekannt. Viele hätten sich zudem gewünscht, dass er sich innerparteilich mehr eingebracht hätte. Die Anforderungen einer von der Grünen-Stadtteilgruppe im Vorfeld der Wahl formulierten „Wunschliste“ habe Grube nicht erfüllt und sei deshalb zum Verzicht auf eine erneute Kandidatur aufgefordert worden.

Daniel Gardemin: (Bezirksrat und Fraktions-Vorsitzender im Rat für die Grünen):
Rainer hat mir in der Vergangenheit viele Impulse gegeben, die ich sehr zu schätzen weiß. Für seine langjährige Arbeit gebührt ihm Dank. Er hatte dann jedoch bei der letzten Kommunalwahl angekündigt, nicht noch einmal antreten zu wollen. Dementsprechend hat er kürzer getreten und ist die letzten vier Jahre auch nicht mehr zu unseren Fraktionssitzungen gekommen, die ein wichtiger Ort der Meinungsbildung sind. Insofern verwundert es mich, dass er jetzt doch noch einmal kandidiert hat.

Barbara Mann (parteilose Bezirksrätin für die Grünen):
Ich habe meine Kandidatur zurückgezogen aus zwei Gründen. Der Umgang mit unserem bisherigen Bezirksbürgermeister J.-R. Grube hat mich erschüttert. So geht man nicht miteinander um. Ich finde klare Worte besser, als so scheinheilige Argumente, wie sie vorgetragen wurden. Ich trete aber nicht mehr für die Grünen an, weil ich Stadtteilpolitik vor Parteipolitik machen möchte. Das ging mit der bisherigen Fraktion prima, aber ich glaube, in die neu aufgestellte Gruppe passe ich nicht mehr hinein. Unser Stadtteil liegt mir sehr am Herzen und ich werde neue Wege gehen, um mich dafür einzusetzen.

Bildnachweis: Stefan Ebers

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