Erste Arbeiten an den Conti-Altgebäuden in Limmer haben begonnen

Abgedecktes Dach am Conti-Altgebäude
Abgedecktes Dach am Conti-Altgebäude
Aufmerksame Beobachter konnten in der vergangen Woche Baumaßnahmen bei den Conti-Altgebäuden beobachten. Die, von der Kanalseite aus gesehen, linke Dachhälfte wurde von Bauarbeitern komplett abgedeckt; außerdem wurde ein riesiger Erdhaufen an das Gebäude „angelehnt“. Im November 2020 hatte der Stadtbezirksrat Linden-Limmer einstimmig beantragt, dass Maßnahmen zur Verkehrssicherung und zum Erhalt der baulichen Substanz der Baudenkmale vorgenommen werden sollten, wenn der Eigentümer weiterhin nichts zur Sicherung vor dem weiteren Verfall unternimmt. Durch diese Maßnahme scheint nun nach Jahren des Stillstands etwas Bewegung aufzukommen.

Das Pokerspiel mit den Altgebäuden

Große Teile der früheren Fabrikgebäude der Conti-Limmer sind abgerissen, um Platz für die Neubauten der Wasserstadt Limmer zu schaffen. Von den alten Gebäuden sind nur noch die imposanten, unter Denkmalschutz stehenden Randstücke am Kanal und der Wunstorfer Straße erhalten geblieben… und der Wasserturm-Schornstein, dessen Sanierung die Stadt bezahlt hat. Bei einem Teil der Gebäude ist das Dach marode, auch sind die offenen Gebäude seit Jahren Wind und Wetter ausgesetzt. Daher liegt für Beobachter der Eindruck nahe, dass der Eigentümer Papenburg weiterhin auf einen Abriss der Gebäude hin arbeitet, denn gerade die Flächen am Kanal sind beliebt und somit für Neubauten besonders lukrativ. Wenn der Erhalt von Altgebäuden für den Eigentümer wirtschaftlich nicht zumutbar sei, dann könnten diese trotz Denkmalschutz abgerissen werden. Es liegt nahe, anzunehmen, dass der Eigentümer Papenburg darauf spekuliert.

Überraschung im Stadtbezirksrat

Sandberg am Conti-Altgebäude
Sandberg am Conti-Altgebäude
In der letzten Sitzung des Stadtbezirksrates Linden-Limmer war der Stadtplaner Hans-Heiner Schlesier zugegen und traf eine deutliche Aussage: Die Stadt werde die Planung für den zweiten Bauabschnitt stoppen, wenn Papenburg nicht bis Jahresende ein schlüssiges Konzept für Erhalt und Nutzung der Altgebäude vorlege. Nun musste Papenburg reagieren; ein erstes Gespräch mit Stadtbaurat Thomas Vielhaber hat dazu inzwischen stattgefunden. Darin soll Papenburg zugesagt haben, einen Gutachter zu beauftragen, der die Stabilität der obersten Geschossdecke prüft. Der Gutachter soll von der Stadt ausgesucht werden; die Kosten gehen zu Lasten des Eigentümers.

Dacherneuerung notwendig

Medienberichten zufolge muss der marode Dachstuhl abgerissen werden. Die mittleren Betondecken im Gebäude sind ausgelegt für schwere Maschinen zur Gummiverarbeitung und gelten somit als stabil. Jedoch sei die oberste Decke anders konstruiert Hier steht die Annahme im Raum, dass diese morsch sei. Der Dachstuhl müsse erneuert werden, weil das seit Jahren offenliegende Holz marode sei.

Wie könnten die Gebäude genutzt werden

Die Wände der früheren Produktionsräume sollen laut Eigentümer mit Nitrosaminen belastet sein. Ein Gutachten der Bürgerinitiative Wasserstadt Limmer aus dem Jahr 2018 brachte jedoch ein anderes Ergebnis: „Keine Nitrosamine mehr nachweisbar in zuvor belastetem Fassaden-Material.“ In den alten Fabriketagen könnten in einer Art Hochgarage Parkflächen für Bewohner der Wasserstadt entstehen, darüber, unter dem neuen mehrgeschossigen Dachstuhl, könnten hochwertige Wohnungen entstehen. Vorteil für den Investor: Teure Tiefgeraragen könnten unter anderen Neubauten eingespart werden. Die parkenden Autos in den alten Fabrikgebäuden könnten per Aufzug nach oben transportiert werden, um sonst erforderliche Rampen einzusparen.

Mein Fazit: Kommt jedoch der nun zu beauftragende Gutachter zu dem Schluss, dass eine Nachnutzung der Altgebäude wirtschaftlich nicht zumutbar sei, dann wäre das fast ein Freibrief für den eigentlich schon lange vom Investor geplanten Abriss.

Bildnachweis: Alexander Gerlach