Update: Drei warme Brüder zurück in die Steinkohlezeit?

Der Bezirksratsherr Michael Klenke von der CDU hat für die Stadtbezirksratssitzung am 14.09.2022 die folgende Anfrage an die Stadtverwaltung eingereicht:

Heizkraftwerk LindenNutzung des Heizkraftwerkes Linden zur zukünftigen Energiegewinnung
Bis zum Jahr 1990 wurde das Heizkraftwerk Linden mit Steinkohle zur Energiegewinnung versorgt. Danach erfolgte die Umstellung auf Erdgas. Die grundsätzliche Logistik zur Versorgung des Heizkraftwerkes mit Steinkohle ist noch vorhanden (Schienenstrang zum Lindener Hafen, Verladeterminal, unterirdische Förderbänder), wenn auch in einem katastrophalen Zustand. Vor dem Hintergrund der bekannten und bevorstehenden Energieknappheit sollte über die Möglichkeit einer vorübergehenden, zeitlich befristeten Versorgung des Heizkraftwerkes Linden mit Steinkohle zur Energiegewinnung nachgedacht werden, sofern diese realistisch erscheint. Ich frage die Verwaltung:

  1. Ist es möglich, das Heizkraftwerk Linden wieder auf den Betrieb mit Steinkohle zur Energiegewinnung umzurüsten?
  2. Welche Kosten würde eine solche Umrüstung verursachen und wie lange würde das dauern?
  3. Wie lange würde es dauern, die Versorgungslogistik zum Heizkraftwerk wieder herzustellen?

Wie unsinnig diese Anfrage ist, kann man schon ahnen, wenn man nur kurz auf die Seite zum Heizkraftwerk auf punkt-linden.de geschaut hätte. Dort steht zu lesen „Im August 2003 wird der letzte alte Block des Heizkraftwerks in Linden stillgelegt. Die alte Kraftwerkstechnik wird ausgebaut und je nach Material recycelt oder entsorgt. Dieser bereits 1960 in Betrieb gegangene Block lässt sich nicht mehr wirtschaftlich betreiben, auch im Hinblick auf die Anforderungen des Umwelt- und Klimaschutzes ist er veraltet. Der elektrische Wirkungsgrad beträgt nur 37 Prozent.“

Der Umbau des Heizkraftwerks Linden auf den Betrieb mit Erdgas hat insgesamt 155 Millionen Euro gekostet. Ein Rückbau würde wahrscheinlich noch deutlich teurer werden und zudem einige Jahre dauern. Auch wird sich mit neuerer Technik die Effizienz nicht deutlich steigern lassen. Zum Vergleich auch das moderne bereits wieder stillgelegte Kohlekraftwerk Moorburg in Hamburg kommt nur auf einen Wirkungsgrad von 50 Prozent und kostete 3 Mrd. Euro.

Jetzt versucht die CDU in Person von Michael Klenke wieder einmal die Uhr zurückzudrehen, anstatt an einer Zukunftslösung mitzuarbeiten. Welchen Sinn macht es, viele Millionen Euro in eine Technik aus dem letzten Jahrtausend zu investieren? Diese Gelder wären seit Jahren besser in erneuerbare Energien investiert.

Dank dieser Blockadehaltung aus der CDU, die krampfhaft immer wieder auf die Arbeitsplätze hinweist, stehen sechs der zehn schlimmsten Umweltschleudern in Europa im Bereich Kraftwerke in Deutschland.

Auf dem Parteitag der CDU, der zurzeit in Hannover stattfindet, nennt Parteichef Merz die Ampel „eine der wohl schwächsten Bundesregierungen aller Zeiten“. Ob sich da die CDU nicht lieber an die eigene Nase fassen sollte? Schließlich muss die aktuelle Regierung nur das ausbaden, was eine Unionsmehrheit in jahrelanger Regierungszeit verschlampt hat.

Update 14.09.2022

In der heute stattgefundenen Sitzung des Stadtbezirksrates wurde zu diesem Antrag eine Antwort seitens der enercity AG vorgestellt:

Der Vorschlag ist nicht umsetzbar. Die installierten Gas- und Dampfturbinen eignen sich nicht für den Einsatz von Steinkohle. Die Errichtung eines neuen Steinkohlekraftwerks stellt keine geeignete Maßnahme dar, um kurzfristig die Versorgungssicherheit zu erhöhen.

Bildnachweis: Achim Brandau