Ausstellung über das Lindener Buchdruckmuseum im Küchengartenpavillon
Das Buchdruckmuseum in Linden wird mit einer Ausstellung vom 27. November bis 29. Januar im Küchengartenpavillon auf dem Lindener Berg bedacht. In der letzten Ausstellung in diesem Jahr geht es um die „Schwarze Kunst“. Das klingt erst mal düster, ist aber ganz sehenswert, denn die Farbe ist nur Mittel zum Zweck. Sehr einfach gesehen ist Schwarz die Farbe, die sich am deutlichsten vom weißem Papier abhebt. In dieser Ausstellung sollten BesucherInnen versuchen, zu ermitteln, wo die Kunst versteckt ist.
Kunst von Kunst zu unterscheiden, war schon immer eine delikate Angelegenheit. Kunst kann gelegentlich Begehren auslösen. Wenn es sich um hochgeschätzte oder ältere Kunst handelt und zusätzlich die Anzahl der Bewunderer steigt, dann kann Kunst teuer werden. Die Chance diese Kunst zu erwerben sinkt bei großer Nachfrage. Kunstwerke sind in der Regel Unikate und es ist etwas Besonderes, so Einmaliges zu besitzen.
Die Kunst einen Druck herzustellen ist oder war – und ist immer noch ein großes Gut. Mit Kunst hat dies allerdings nichts zu tun, es ist Handwerk. Alles fing mit Johannes Gutenberg und seiner beweglichen Letter an. Er hat dafür gesorgt, dass die Letter so gebaut wurde, dass sie mehrmals benutzt werden konnte. Sie wurde damals schon in einem Setzkasten abgelegt, wo sich bereits andere Buchstaben dieser Schrift befanden und wenn sie nicht mehr gebraucht wurde, kam sie dort auch wieder hinein. Die Letter wurde aus einer Metalllegierung gegossen und hatte bereits eine einheitliche Schrifthöhe, damit sie universell einsetzbar war.
Das Buchdruckmuseum in Linden ist eine Dependance aus früheren Zeiten. Hier kann man alles finden, was Gutenberg damals auf den Weg gebracht hat. Schriften, Druckmaschinen und Arbeitsbedingungen, die gar nicht so lange her sind. Schon weit bevor die alten Verfahren mit ihren Maschinen nicht mehr rentabel waren, der Computer die Technik vereinfacht hatte, sind Künstler gekommen und haben sich die ehrwürdigen Techniken zu eigen gemacht. Mit kleinen Auflagen, dem Unikat den Kampf angesagt. Jetzt konnten mehrere Bewunderer die gleiche Kunst besitzen.
In den frühen 1920er Jahren, es ist etwa einhundert Jahre her, da redete Kurt Schwitters ins Grafische Gewerbe hinein. – Typografie kann unter Umständen Kunst sein – und baute in seinen Gemälden Buchstaben ein. Das war die Zeit, wo die Letter in die Kunst einzog, also auf Kunstwerken Buchstaben auftauchten, Versalien zur Bildgestaltung eingesetzt wurden oder wo Geschäftsleute sich ihren Briefkopf gestalten ließen. Man schuf sich sein Image von Künstlerhand. Die Letter wurde auf eine andere Ebene der Ästhetik gehoben. Das hat die Gesellen im Grafische Gewerbe beflügelt, die Künstler unter den Handwerkern zu werden.
Aus ähnlichen Beweggründen ist auch unser Plakat entstanden, das zur Ausstellungseröffnung am 27. November 2022 um 14 Uhr in den Küchengartenpavillon einlädt. Es ist im Blocksatz gestaltet. Das Buchdruckmuseum besitzt einen riesigen Schatz an Schriften, wir haben uns bedient: Bodoni, mager in 24 Punkt, gehört zu der Familie der Klassizistischen Antiqua, Breitkopf Fraktur in 28 Punkt, Garamond, mager kursiv in 24 Punkt und Helvetika mager 8 und 20 Punkt oder halbfett in 12 Punkt, usw. Zum Schluss läuft noch die Schreibmaschinenschrift in 8 Punkt über das Blatt. Jede ausgewählte Zeile wird ihrem Inhalt gemäß mit einer bestimmten Schrift gesetzt. Die Zeilen reißen Themen der Ausstellung an und sollen Denkanstöße geben. Charakter von Schriftbild und Inhalt werden passgenau gewählt, um einen überzeugenden Einklang von Aussage und Ansicht zu erreicht.
Wir wollen, dass das Museum seine kunstvollen Erzeugnisse zeigt, als richtige Schätze, die mit dem dazugehörigen Aufwand auf das Papier gebracht wurden. Die Herstellung an sich, die handwerklichen Kniffe und die Maschinen können – unten – an der Limmerstraße 43 begutachtet werden. Man muss nur hingehen. Mittwochs ab 15 Uhr ist dort jede/r willkommen. Nicht nur die Maschinen, die Arbeitsweise oder der Bleisatz sind dort sehenswert, auch die museale Aufsicht. Eine Mannschaft alt eingesessener Gesellen aus dem Trägerverein, gelernte Schriftsetzer, Drucker und eine Industriebuchbinderin werden dort ausgestellt und haben so manche Schote aus ihrem langen Berufsleben zu erzählen. Es ist ein Museum und so wird es auch gehandhabt: zum Anfassen.
Einer, der noch gut ins Museum gepasst hätte, war Adam Seide. Wir kamen im Museum auf ihn zu sprechen. Er hat in den Nachkriegsjahren das Setzerhandwerk gelernt und ist somit einer von ihnen. Er ist auf die Walz gegangen, was ihn prägte. Einer, der nach dem Kriege eine der ersten Galerien in Hannover im alten Lindener Rathaus betrieben hat, nicht lange, aber nachhaltig und unvergesslich. Er hat damals bereits Kunst von Künstlern ausgestellt, die heute keiner mehr bezahlen kann. Er hat Texte über Kunst verfasst, Theaterkritiken, Bücher geschrieben und Kunstzeitschriften herausgebracht, vieles davon auf seiner Handpresse im Rathauskeller gedruckt. Später war er an der Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe und hat das Fach Literatur und Medien gelehrt. Quartier e.V. ehrt mit einem Text Adam Seide und macht hiermit den Anfang zu einer Reihe von Gedenktafeln für verstorbene Lindener Künstler. Später werden weiter Texte folgen.