Dornröschenbrücke wegen verminderter Tragfähigkeit abgepollert

Muss innerhalb der nächsten fünf Jahre erneuert werden: die Dornröschenbrücke.
Muss innerhalb der nächsten fünf Jahre erneuert werden: die Dornröschenbrücke.

Brückenerneuerung innerhalb der nächsten fünf Jahre erforderlich

Seit fast 70 Jahren verbindet die Dornröschenbrücke Linden mit der Nordstadt. Vor ihrem Bau mussten Passanten, die an dieser Stelle die Leine überqueren wollten, auf eine Fährverbindung zurückgreifen, die heute nur noch den Wenigsten bekannt sein dürfte.

Doch die Jahre der von Fußgehenden und Radfahrenden stark frequentierten Brücke scheinen gezählt zu sein. Wie die Verwaltung auf Anfrage der Grünen in der Bezirksratssitzung im November mitteilte, wird mit einer Erneuerung der Brücke innerhalb der nächsten fünf Jahre gerechnet. Bereits im Oktober war bekannt geworden, dass die Brücke nur noch eine verminderte Tragfähigkeit besitzt.

Problematisch sei vor allem, dass die für Radfahrende und Fußgehende ausgelegte Brücke in der Vergangenheit mitunter auch von Autos genutzt wurde. Wörtlich heißt es in der Antwort der Verwaltung: „Es wurde beobachtet, dass die Brücke insbesondere von der Polizei befahren wurde.“ Des weiteren sei davon auszugehen, „dass die Brücke auch vom Fachbereich Umwelt und Stadtgrün befahren wurde.“ Bei den Bezirksratsmitgliedern und dem Publikum sorgte diese Antwort für Kopfschütteln. Und auch die Maßnahme, die nun ergriffen wurde, blieb nicht unkommentiert. Anstatt etwa eine interne Anweisung innerhalb der Behörden herauszugeben, andere Fahrwege zu nutzen, erfolgte eine komplette Abpollerung der Brücke. „Nur durch die Aufstellung der Poller kann man verlässlich sicherstellen, dass ein Befahren für sämtliche Fahrzeuge unterbunden wird“, kommentierte die Pressestelle der Stadt das Vorgehen. Eine Gefährdung oder Behinderung von Radfahrenden oder Fußgehenden durch die Poller sei aus Sicht der Verwaltung jedoch ausgeschlossen. Das sieht Steffen Mallast, Fraktionsvorsitzender der Grünen, jedoch ganz anders: „Wir hatten noch vor dem Aufstellen gefordert, dass es zu keiner Gefährdung anderer Verkehrsteilnehmenden, insbesondere von Radfahrenden kommen darf. Der Abstand zwischen den Pollern ist jetzt viel zu eng bemessen. Insbesondere für Lastfahrräder oder Kinderanhänger ist ein Abbiegen auf die Brücke kaum noch gefahrlos möglich.“ Die Verwaltung hatte in der Sitzung gesagt, dass die Poller in einem Abstand von ca. 2 Meter aufgestellt würden. Tatsächlich sind es nicht einmal anderthalb Meter. „Vier Poller auf jeder Seite hätten locker genügt, um eine Befahrung durch Autos zu verhindern“, ergänzt Mallast. Er hält die Poller insbesondere in der dunklen Jahreszeit für eine Gefahr, da an dieser unbeleuchteten Stelle niemand mit einem Hindernis rechne.

Ohnehin werden die Poller wohl ein Provisorium bleiben, denn wie lange die Brücke überhaupt noch genutzt werden kann, ist unklar. Bereits vor wenigen Wochen, hatte die Stadt akute Sanierungsmaßnahmen durchführen müssen, um die Verkehrssicherheit und Tragfähigkeit weiter zu gewährleisten. Auch die Durchführung der beliebten Gemüseschlacht zwichen Linden und der Nordstadt dürfte fraglich sein.

In der jüngsten Bezirksratssitzung im Dezember wurde bekannt, dass Aussagen über einen Zeitplan für den Brückenneubau oder eine Kostenschätzung der Stadt noch nicht vorliegen. Aber vielleicht gibt es ja während der Baustellenzeit wieder wie in früheren Zeiten eine Fähre über die Leine; im mehrheitlich Grünen Linden sollte der Antrieb natürlich ökologisch vertretbar sein. Man darf gespannt bleiben.

Lindenspiegel 01-2020 – ko/hew

Bildnachweis: Lindenspiegel