
Zwischen Backsteinfassaden und Grünflächen in der Roesebeckstraße in Linden-Süd liegt ein unsichtbares Risiko: jahrzehntealte Chemikalien im Erdreich. Vom 11. bis 18. November 2025 lässt die Stadt Hannover einen alten Tank aus dem Boden holen und belastetes Erdreich austauschen. Der Grund: LHKW (Leichtflüchtige halogenierte Kohlenwasserstoffe), Stoffe, die laut Umweltministerium toxisch, krebserregend und erbgutverändernd sind – Überbleibsel aus der Zeit der „Großwäscherei und Färberei Gelind“ (1874–1964). Doch die Sanierung erfolgt spät – und das sorgt für Kritik.
Frühe Warnungen – späte Maßnahmen
Bereits 2019 wurden auf dem benachbarten Grundstück des Landesgesundheitsamts stark erhöhte Schadstoffwerte entdeckt. Trotzdem vergingen Jahre bis zur jetzt gestarteten Bergung. Besonders brisant: Schon am 19. Mai 2021 hatte der Grünen-Bezirksratspolitiker Steffen Mallast eine offizielle Anfrage zur Bodenbelastung gestellt – und deutlich auf die Gefahr hingewiesen. Damals berichtete die Stadt von hohen Belastungen durch LHKW, MKW und PAK und bestätigte den Verdacht eines alten Chemikalientanks im Boden. Gleichzeitig hieß es, die Detailuntersuchung werde „bis Juli 2021“ abgeschlossen – dennoch begann die tatsächliche Sanierung erst jetzt, im Spätherbst 2025.
Vorsichtsmaßnahmen für Anwohnende
In einer der Punkt-Linden-Redaktion vorliegenden Anwohnerinformation werden die Bewohner der Roesebeckstraße 16A, 18A, 20 B bis C, 22, 22 A bis D, 24 und 26 informiert. Darin betonen die Behörden: Es bestehe keine akute Gesundheitsgefahr, doch Geruchsbelästigungen seien möglich.
Vorsorgemaßnahmen während der Bauzeit:
- nur zu der Baumaßnahme abgewandten Seite zu lüften,
- die Spielfläche Roesebeckstraße. 24 nicht zu nutzen
- und sich möglichst nicht auf den angrenzenden Grün- und Gartenflächen aufzuhalten.
Solche Hinweise wirken beschwichtigend, aber sie zeigen auch: Die Maßnahmen sind nicht trivial.
Wer zahlt die Altlast?
Der ursprüngliche Verursacher existiert nicht mehr – also trägt die Stadt die Kosten, mit der Hoffnung auf Fördermittel aus der Altlasten-Gewässerschutz-Richtlinie. Auch das Land Niedersachsen musste bereits mehr als 100.000 Euro investieren, um den angrenzenden Standort zu sichern. Die Folge: Private Industrievergangenheit wird zur öffentlichen Kostenlast.
