Land unter – ist das Ihme-Zentrum noch zu retten?

Thomas Ganskow, Bewohner im Ihme-ZentrumDerzeit schlagen die Wogen in Linden hoch – nicht nur die der Ihme. Fragen an Thomas Ganskow, der seit Anfang der 1990er-Jahre im Ihme-Zentrum wohnt. Erst als Mieter, jetzt als Eigentümer. Seit 12 Jahren ist der gelernte Industriekaufmann bei den Piraten aktiv, seit 2016 engagiert er sich für diese Partei im Stadtbezirksrat Linden-Limmer.

Was verbindet Dich mit dem 1974 eingeweihten Gebäudekomplex?
Im Prinzip die perfekte Lage mit kurzen Verbindungen zu allem, was man täglich braucht. Aber natürlich auch die Nachbarschaft sowohl innerhalb „meines“ Hauses als auch zu den Menschen in den anderen Wohnungseigentümergemeinschaften. Als einer derer Sprecher bin ich zudem relativ nah an den „großen“ Fragen des Ihme-Zentrums dran, sodass ich deren Probleme dank meines Mandats auch in die Politik des Stadtbezirks bringen kann, wenn es nötig ist.

Der Ruf des Ihme-Zentrums ist seit Jahren von wechselnden Spekulanten ruiniert worden. Siehst Du eine Zukunft für die von vielen als „Schrottimmobilie“ gesehene Betonburg?

Wie sagt man so schön? Ist der Ruf erst ruiniert, lebt sich’s völlig ungeniert. Insofern bietet das Ihme-Zentrum viele Chancen, die vielleicht nicht ganz im Mainstream liegen. Dafür gibt es eine Menge Ideen, die allerdings fast alle das Problem haben, dass es den weißen Ritter auf der Kutsche mit der Schatzkiste braucht.
Ihme-Zentrum - Land unter

Der Insolvenzverwalter Wilhelm möchte die Anteile von der Windhorst-Gesellschaft PIZ aufspalten und an mehrere Investoren verkaufen. Was hältst Du von diesen Plänen?

Da es den besagten Ritter wohl kaum gibt, wäre es eine Alternative, viele Ritter mit kleineren Schatzkisten zu versammeln. So wie es eigentlich auch zu Beginn des Ihme-Zentrums war, als das Gewerbe noch nicht zum allergrößten Teil in einer Hand war. Dann wird nicht nur das Risiko verteilt, es ist auch möglich, in verschiedenen Bereichen verschiedene Ideen zu verwirklichen.

Du hast die Forderungen der Zukunftswerkstatt Ihme-Zentrum nach Einrichtung eines Sanierungsgebietes und Einwerbung von Städtebauförderung kritisiert. Warum?

Weil das Sanierungsgebiet verschiedene Nachteile für Wohnungseigentümer hat. Denn mit der Eintragung einer Sicherung ins Grundbuch sind Wohnungen quasi nicht mehr verkäuflich, was bei kreditfinanziertem Wohnraum direkte finanzielle Folgen hätte. Abgesehen davon ist es illusorisch, die notwendigen Mittel über die Städtebauförderung zu erhalten, wenn man sich ansieht, was jährlich aus dem bundesweiten Fonds für Niedersachsen und daraus hochgerechnet für Hannover zur Verfügung steht. Selbst wenn es möglich sein sollte, derartige Gelder ausschließlich in privates Eigentum ohne öffentlichen Nutzen, wie das bei der angedachten Durchwegung zwischen Ida-Arenhold-Brücke und Gartenallee oder in der Vergangenheit für den Ihmeuferweg der Fall gewesen wäre. Abgesehen davon müssten Land und Kommune noch mal den jeweils selben Anteil beisteuern. Und wir wissen alle, dass die Kassen überall leer sind.

Zu welcher Strategie würdest Du der Stadt – namentlich OB Onay und Baudezernent Vielhaber – im weiteren Umgang mit der maroden Großimmobilie raten?

Erfahrungsgemäß kann es hilfreich sein, um Interessenten von einem Engagement zu überzeugen, sogenannte „Ankermieter“ zu haben. Hier könnte die Stadt Hannover sowohl selbst wie mit öffentlichen Gesellschaften eine starke Bereitschaft zeigen, sich als Mieter im Ihme-Zentrum zu engagieren. Dazu gibt es die sogenannten „Letter of Intent“. Ob es solche tatsächlich schon aus dem Gewerbebereich gibt, wie von der PIZ immer wieder behauptet, kann nicht verifiziert werden. Beispielsweise könnte dann der Plan von Infra, Üstra und Transtech, den Grünen Hügel am Eingang zur Limmerstraße zu bebauen, ad acta gelegt und stattdessen Etagen im ehemaligen Stadtwerke-Haus bezogen werden. Das hätte nicht nur Vorteile für das Ihme-Zentrum, es wäre auch klimapolitisch ein Zeichen, nicht nur auf den schädlichen Neubau zu verzichten, sondern auch noch mikroökologische Nachteile durch den Verlust der dortigen Bäume zu vermeiden.

Bildnachweis: Martin Tönnies, Privat