„Unter der Oberfläche“: Eva-Maria Stockmann im Küchengartenpavillon
Eva-Maria Stockmann fügt in ihren Arbeiten sich und ihre morbide Umgebung auf geniale Weise zeichnerisch zusammen und ist aufgerufen ihre Welt des Malens vom 5. Februar bis 26. März 2023 in den Küchengartenpavillon, Am Lindener Berge 44 auf dem Bergfriedhof auszustellen.
In ihren naturalistischen Zeichnungen beschreibt Eva-Maria Stockmann die Oberflächen von Bäumen und Baumwurzeln, von Gewändern und Faltenwürfen und von verhüllten Körperteilen bei Selbstdarstellungen. Genauestens folgt sie ihren Ideen aus selbst initiierten Fotos, deren Inhalte sie darstellerisch füllt und mit anderen Motiven verknüpft. So baut sie ihre Bildkomposition auf und gestaltet sie farblich innerhalb ihres subjektiven Spektrums. Zu ihrem Handwerkzeug gehört Graphitstift, Ölpastellkreide und Gouache. Sie betont die Thematik ihrer Bilder in einer düsteren Romantik. Es dominieren Grau-, Braun- und Rottöne, die Motive leben im Dunkelwald. Ihre zeichnerischen Ausarbeitungen zeigen ein hohes Maß an realistischer Wiedergabe, ihre akribische Malweise bietet eine originale Abbildung der jeweiligen Materie. Dies geschieht mit viel Sinnlichkeit und Einfühlungsvermögen.
Dennoch ist die Malerei von Eva-Maria Stockmann nicht nur faszinierend, sondern auch irritierend. Die zeichnerischen Ausführungen können einer Symbolik, die von Psyche und subjektiver Lebenserfahrung erzählt, nicht widerstehen. Ihre kombinierten Bildthemen sind mit Accessoires aus ihrer Umgebung ergänzt. Nebensächlichkeiten, die beiläufig im Atelier herumliegen, werden aufgegriffen und ins Bildgeschehen eingebaut. So gelangt sie in eine surreale Welt.
Spannende Bildaussagen
Ihre Bildaussagen wirken dramatisch. Sie beschreiben Zusammenhänge von gefangen und verwurzelt, von Schutz suchend oder gefesselt, von Befreiungsversuchen und Klaustrophobie. Es verschmelzen realistische Darstellungen zu symbolhaftem Erlebnis, das nicht zuletzt aus den Erfahrungen der Künstlerin inspiriert ist – zumal Eva-Maria Stockmann selbst in den geschützt verhüllten Körpern steckt. Ja, es sind Selbstportraits und sie gehen einem nahe, sozusagen „unter die Haut“.
Bei der Titelfindung für diese Ausstellung bevorzugte Eva-Maria Stockmann verschlüsselte Wortkombinationen, die ihre Arbeiten ausschließlich aus handwerklicher Richtung erklären sollen. Es ist bereits etwas länger her, dass sich die Künstlerin auf ihre geeigneten Materialien und Methoden der Darstellung festgelegt hat. Die vielen Schichten, die nötig sind ein solches Ergebnis malerisch zu erzeugen, haben für sie mehr Gewicht, als das, was ihre Bilder auslösen können. Schon in früheren Ausstellungen musste sie erkennen, dass wenige Besucher diese erzählerische Dramatik nicht ertragen konnten. „Es scheint die eigene Psyche der Betrachtenden zu sein, die sie zum Weggucken animiert“ so die Künstlerin.
Oberflächen als zentrales Thema
Ihr Anliegen ist es, die Betrachtenden für die Darstellungen von Oberflächen – wie Borke, Haut, Laub, Verhüllung – zu sensibilisieren und für das anatomische Forschen mit dem Auge zu beflügeln. Hiermit vermittelt sie, nur die eigene Haut sitzt besser und erzählt von einer Transparenz, die sich nur vermuten lässt.
Das alles werden sie bei dem Besuch der Ausstellung „Unter der Oberfläche“ – Malerei/Zeichnung von Eva-Maria Stockmann ausfindig machen. Die Eröffnung ist am 5. Februar 2023 um 14 Uhr im Küchengartenpavillon auf dem Lindener Berg. Durch die Einführung von Dietrun Otten werden wir in ihre Sicht der Arbeiten eingeweiht. Auch ich bin gespannt, wie sie das vorliegende Szenario auswertet. Dabei wird Eva-Maria Stockmann lächeln und sich bedeckt halten. Sie ist zurückhaltend, lebensfroh, anspruchsvoll und sieht keinerlei Bedrohung, die eventuell von ihren Bildern ausgehen könnte. Wer hätte das gedacht? Ihre Herausforderung sieht sie in der genauen Darstellung ihrer figürlichen Malerei und nicht im Fachsimpeln über Psychologie.
Näheres zur Künstlerin
Eva-Maria Stockmann ist im Januar 1953 in Hannover geboren. Nach einer Lehre zur Dekorateurin absolviert sie ein Studium der Freien Kunst an der Fachhochschule für Kunst und Design in Hannover-Herrenhausen. Sie ist hier verankert. Ihre anspruchsvolle akribische Malweise hat ihr bereits viele Ausstellungen beschert.
Am 26. Februar um 15 Uhr gibt es dann die Möglichkeit bei einem Künstlergespräch mit Eva-Maria Stockmann alles zu klären. Die Ausstellung im Küchengartenpavillon endet am 26. März 2023. Ab Februar ist wieder dienstags, freitags und sonntags von 15 bis 17 Uhr geöffnet und es wird nicht mehr lange dauern, dann kommt die Scilla auf dem Lindener Bergfriedhof zu Besuch.
Ulrich Barth
Kurator „Feine Kunst aus hannoverschen Ateliers“
im Küchengartenpavillon für Quartier e.V.
auf dem Lindener Berg in Hannover