Während sich in Hannover die Stadtverwaltung noch Sorgen um Lars Windhorst Kreditwürdigkeit machte und daher Fragen in der letzten Sitzung vom Stadtbezirksrat Linden-Limmer nach dem Sachstand zum Umbau vom Ihme-Zentrum nur sehr eingeschränkt beantworten wollte, kam es jetzt anders.
Stellungnahme der Stadtverwaltung am 13.09.22 zur Anfrage von Bezirksratsherr Thomas Ganskow (Piraten):
„Der Beantwortung vorangestellt sei der erneute Hinweis, dass es in der öffentlichen Diskussion zum Ihme-Zentrum gilt, den Tatbestand der Kreditgefährdung zu vermeiden. Deshalb werden die vorliegenden Fragen mit äußerster Zurückhaltung beantwortet.
Alle bisher einsetzbaren, vereinbarten Maßnahmen (öffentliche Baustellenrundgänge, Baufortschrittskontrolle, Vertragsstrafen) wurden umgesetzt. Der Einsatz der Instrumente folgt dem Wunsch der Stadt, dass das Basement des Ihme-Zentrums revitalisiert und der Gebäudekomplex über eine Durchwegung wirksam mit den umgebenden öffentlichen Räumen zu vermieten.“
Neuer Eigentümer vom Ihme-Zentrum
Nach einem Bericht vom Nachrichtenmagazin Der Spiegel in der Ausgabe vom 16. September 2022 hat Lars Windhorst Firma Tennor einen Großteil der Gewerbeflächen vom Ihme-Zentrum bereits im Mai weiterverkauft, jetzt an den Allto Trust in Jersey. Beim Kaufpreis ist in dem Spiegelartikel sogar von einer halben Milliarde Euro die Rede. Mit dieser Summe wollte Windhorst kurz nach dem jetzt bekanntgewordenen Deal ein anderes Darlehen ablösen. Ob wirklich ein Investor diese Summe für das marode Ihme-Zentrum bezahlt hat, scheint aktuell nicht realistisch zu sein.
Aktuelle Bilder der Baustelle
Der vertraglich zugesicherte Baufortschritt ist auf diesen Bildern am 13. September 2022 kaum zu erkennen.
Update 18.09.22
Inzwischen liegt uns die Stellungnahme von Dr. Daniel Gardemin, Fraktionsvorsitzender der Grünen im Stadtrat und Bezirksratsherrn in Linden-Limmer vor:
Dem Spiegel-Redakteur Rafael Buschmann hatte ich in Vorbereitung auf den Artikel im Sommer das Ihme-Zentrum gezeigt. Er sagte mir, entscheidend sei der Blick auf das Modell Schiffsbau. Windhorst bekommt von keiner Bank der Welt noch Geld. Daher: Angeschlagene Werft mit treuhänderisch verwalteten Geldern billig kaufen, selber Schiff in Auftrag geben, Geld von ahnungslosen Fondseignern für Werft und Schiff verbrennen und dann die Schachtelkonstrukte in Konkurs gehen lassen. Kreislaufkapitalismus. So wird auch Marseilles Hypothek von 230 Mio. zu interpretieren sein. Ihmezentrum kaufen, Sanierungsmodell anpreisen, Geld von ahnungslosen Fondseignern über Strohmann in der Hypothek verbrennen, davon das Schiff und anderes bezahlen und dann Konkurs oder abstoßen. Mischung aus Fliegerspiel und Hütchenspiel. 290 Mio. lassen sich mit dem Ihme-Zentrum mal ebenso bewegen. Da ist es kein Wunder, dass die 3 Mio. Strafgelder nicht wehtun. Das Problem ist nicht nur diese Art von Spielcasino-Kapitalismus, das Problem ist auch, dass wir immer wieder darauf reinfallen. Jetzt gehört das Ihme-Zentrum der Alto Trust. Für Hannover bedeutet das, dass die Kettenspekulation weiter geht. Niemand hat die Absicht, wirklich zu sanieren.
Zur Erinnerung zwei Drucksachen aus dem Stadtbezirksrat Linden-Limmer:
https://e-government.hannover-stadt.de/lhhsimwebre.nsf/DS/15-2508-2015
https://e-government.hannover-stadt.de/lhhsimwebre.nsf/DS/15-0141-2017F1
Zu Schrottimmobilien, vor allem am Beispiel Bremerhavens (S.40):
https://www.bbsr.bund.de/BBSR/DE/veroeffentlichungen/ministerien/bmub/verschiedene-themen/2014/verwahrloste-immobilien.html