Protestaktion von Rebellion of One in Linden gegen drohenden Klimanotfall

Rebellion of One Protestaktion am Küchengarten
Rebellion of One Protestaktion am Küchengarten

Gestern (15. Mai 2021) um 12 Uhr haben sich zwei Frauen und ein Mann jeweils allein auf Straßen im Zentrum von Hannover, in Linden und in der List gesetzt und diese damit blockiert. Auf umgehängten Pappschildern war zu lesen, was sie zu ihrem Schritt getrieben hat: Sie wollten ihrer Angst und Verzweiflung im Angesicht von Klima- und ökologischem Kollaps einen Ausdruck geben.

Auf der Gustav-Bratke-Allee nahe dem Schwarzen Bär sitzt Evelyn Gersemsky. „Ich habe mich heute auf die Straße gesetzt“, erklärt sie, „weil ich verzweifelt bin, wie verschwindend wenig unternommen wird, um die Klimakatastrophe aufzuhalten. Durch ihre Untätigkeit setzt die Regierung schon heute im globalen Süden und in Zukunft auch hier unzählige Menschenleben aufs Spiel, und das kann und will ich nicht so hinnehmen.“ Auf ihrem Plakat steht: Ich habe Angst vor Krieg und Hungersnöten wegen der Klimakrise. Einige Passant*innen, gerade auch ältere, berührt offenbar der Mut und die Klarheit dieser Geste so sehr, dass sie zu ihr gehen, sich vor ihr verbeugen oder erklären, sie würden sich gern bei einer weiteren Aktion anschließen. Es gibt spontanen Applaus. Später, bei der Wiederholung der Aktion am Küchengarten, setzt sich eine Passantin spontan neben sie auf die Straße.

Die Polizei beendet die Rebellion of One relativ bald, aber durchaus mit Verständnis.

Hintergrund Rebellion of One

Bereits am 27. März hatten sich mehr als 100 Aktivist*innen von Extinction Rebellion in gut 40 deutschen Städten an der Rebellion of One beteiligt. Auch international breitet sich diese neue Aktionsform aus. So blockierten am 1. Mai über 200 Aktivist*innen einzeln die Straßen in Großbritannien, weitere in anderen Teilen der Welt.
Extinction Rebellion setzt sich mit friedlichem zivilen Ungehorsam für eine repräsentative Bürger*innenversammlung ein, die Maßnahmen gegen den drohenden ökologischen und zivilisatorischen Kollaps beschließen soll. XR fordert die Regierungen auf, den Klimanotfall anzuerkennen und Klimaneutralität bis 2025 anzustreben. Die Bewegung entstand 2018 in UK und ist mittlerweile in über 70 Ländern auf sechs Kontinenten vertreten. In Deutschland gibt es etwa 130 aktive Ortsgruppen.

Die Angst der Menschen, die sich der Rebellion of One angeschlossen haben – etwa 200 sind es heute allein in Deutschland – ist real und angemessen. Wie berechtigt ihre Sorgen sind, wurde gerade erst vom Bundesverfassungsgericht bestätigt. Die Korrekturen an den Klimazielen, die die Regierung daraufhin vorgenommen hat, verfehlen immer noch bei Weitem die Zusagen, die in Paris gemacht wurden und die für die Menschen und die Menschheit überlebenswichtig sind. Die Beharrungskräfte des „Weiter-So“ sind groß. Die Menschen, die sich heute mit ihrer Angst so verletzlich machen, sind allein. Aber zusammen – in Hannover, in ganz Deutschland und weltweit.
https://rebellion.global/blog/2021/05/14/global-newsletter-51/

Stellungnahme der Polizei zur Aktion

Gegen 15:00 Uhr wurde eine Aktion der Initiative „Extinction Rebellion“ als Versammlung deklariert. Zwei Personen hatten sich im Bereich Küchengarten auf die Fahrbahn gesetzt und zum Thema Klimaschutz demonstriert. Gegen 15:25 Uhr hatten die Personen die Fahrbahn bereits wieder verlassen. Die Versammlung war damit beendet. Eine ehemalige Teilnehmerin der Versammlung wurde durch die Polizei bis zum Abend in Gewahrsam genommen, da sie mehrfach einem erteilten Platzverweis nicht nachgekommen war. Dieser war ausgesprochen worden, da die Frau mehrmals in den fließenden Verkehr gelaufen war.

Bildnachweis: Extinction Rebellion Deutschland