Mittelschicht vergessen: Wohnen in der Wasserstadt nur für arm und reich

Wasserstadt Limmer - BaustelleEndlich haben die Bauarbeiten für das geplante Wohngebiet in der Wasserstadt Limmer begonnen. Für viele Menschen wäre es ein Traum, dort zu wohnen. Doch nicht jeder wird eine reelle Chance haben, eine Wohnung im begehrten neuen Terrain zu beziehen. Die Kosten der Wohnungen sind für viele Menschen einfach zu hoch. Zum Einen gibt es dort Sozialwohnungen, welche die Investoren verpflichtet sind zu errichten. 20% der gesamten Wohnfläche in der Wasserstadt müssen zum Sozialtarif angeboten werden. Das ist erst einmal gut und richtig, denn Geringverdiener und Inhaber von B-Scheinen brauchen schließlich dringend ein Dach über dem Kopf und haben, dank der massiven Mietpreiserhöhungen in den letzten Jahren, nur wenig Auswahl.

Mittelschichtler sind arm dran

Doch eben da fängt es an schwierig zu werden. Die hohen Grundstückspreise, die Auflagen der Stadt und die damit verbundenen Baukosten zwingen die Investoren offensichtlich dazu, die 80% Wohnfläche, die nicht unter die Sozialwohnungsklausel fällt, zu ziemlich hohen Preisen anzubieten. Durchschnittlich 13,50€ wird demnach pro Quadratmeter Wasserstadtwohnung an Miete avisiert. Für viele Familien ist das zu viel. Auch vielen alleinstehenden Frauen, die im Durchschnitt deutlich weniger verdienen als Männer, wird durch die hohen Mieten der Einzug in die Wasserstadt verwehrt bleiben. Was bleibt? Ein Großteil von Besserverdienern, die eventuell sogar eine Eigentumswohnung in der Wasserstadt beziehen (zum Preis von Ø 6400 €/qm), sowie B-Schein-Berechtigte, also Geringverdiener, Rentner und Menschen ohne Einkommen aus sozialversicherungspflichtigen Tätigkeiten. Für junge Familien zum Beispiel bleibt der neugeschaffene Wohnraum unerschwinglich.

Nicht nur Wasserstadt zu teuer

Diese Entwicklung beobachten wir schon länger. Immer mehr große Wohnungsbauprojekte werden umgesetzt, doch für Menschen mit Einkommen über B-Schein-Niveau bis zum mittleren Einkommen ist bezahlbarer Wohnraum rar gesät.
Wohin also mit jungen Familien und eben genannten Verdienern der unteren mittleren Einkommensschichten? In die Vororte oder aufs Land, wo die Mietpreise noch bezahlbar sind?
Dazu hat die SPD einen Vorschlag, der zumindest diskutiert werden sollte: Außer dem sozialen Wohnungsbau solle auch der Neubau von Wohnungen mit Mietpreisen zwischen 8 und 8,50 € / qm gefördert werden.
Das würde zwar sehr hohe Kosten zu Lasten der Stadtkasse bedeuten, doch die Frage ist, ob die Bauvorschriften, die von der Stadtverwaltung auferlegt werden, nicht zu großen Teilen unsinnig und kostenintensiv sind und somit deutlich entschärft werden können. Denn die Farbe der Gehwegplatten z.B. stellt ja nun eine rein optische Frage dar, welche sicherlich nicht relevant ist.

Bildnachweis: Stefan Ebers