Das Seitwärts Avantgarde Jazz Festival in Hannover will aktuellen deutschen und europäischen Musikern dieser Stilrichtung auch in 2019 wieder eine Bühne bieten.
Avantgarde Jazz ist eine Jazz Stilrichtung, die in den 1960er Jahren bekannt wurde. Das Genre vereint Elemente des traditionellen Jazz und der Avantgarde Musik und sprengt die Grenzen des traditionellen Jazz n, indem es mit seinen charakteristischen Eigenschaften wie Rhythmus, Harmonie, Melodie, Struktur und Instrumentierung experimentiert.
Freitag, 08.11.2019, 20:30 Uhr
Angelika Niscier’s NYC Trio,
Jazz-Club Hannover, Am Lindener Berge 28, 30449 Hannover
Das diesjährige „Seitwärts“ Avantgarde-Jazz-Festival in Hannover wird mit einem Konzert des NYC Trios der Kölner Saxophonistin Angelika Niscier im „Jazz-Club Hannover“ eröffnet.
In einem zum Teil atemberaubenden Tempo erforscht Angelika Niscier mit den New Yorkern Chris Tordini (Bass) und John Hollenbeck (Schlagzeug) jeden möglichen Aspekt eines organischen Zusammenspiels – mal kammermusikalisch fein und transparent, mal explosionsartig und dicht bis in den letzten Ton und die letzte Pause. Angelika Niescier braucht man dem Publikum eigentlich nicht mehr vorzustellen, wurde sie doch bereits mit dem Albert Mangelsdorff-Preis und dem Echo Jazz bedacht und kann auf Kollaborationen mit Jazzgrößen wie Joachim Kühn, Steve Swallow, Sylvie Courvoisier, Jim Black, Ralph Alessi oder Gerry Hemingway verweisen.
Freitag, 15.11.2019, 20:00 Uhr
MACH / Oper Skepsis und Gleisbau / The Sticky Men Group
Kulturpalast Linden, Deisterstraße 24, 30449 Hannover
Das Trio MACH aus Bremen wird den Abend mit einer aufregenden und packenden Spielart zeitgenössischer improvisierter Musik eröffnen, die durch Vielfalt, Formbewusstsein und ein großes dynamisches Spektrum besticht. Die Musiker Markus Markowski (Gitarre), Reinhard Hammerschmidt (Bass) und Hannes Claussen (Schlagzeug) sind ebenso virtuose Spieler wie aufmerksame Zuhörer. MACH erzeugen intensive Bilder durch atmosphärische Klangcluster und huldigen Jimi Hendrix ebenso wie Charlie Parker oder Karl-Heinz Stockhausen. Danach wird mit Oper, Skepsis und Gleisbau eine der aufregendsten Formationen für radikale Musik im Ruhrgebiet die Bühne betreten. Peter Eisold (Percussion), Stefan Kirchhoff (Gitarre) und Frank Niehusmann (Electronics) spielen eine verschroben nerdige Art von Neuer Kammermusik voller elektronischer Klang-Miniaturen, Noise-Gespinste und rasanter Um-die-Ecke-Beats. Zu hören ist ein teilchenbeschleunigter Schredderjazz, der zwischen elektroakustischer Sound-Collage und atonaler Improvisation hin- und herzuckt und als Kunstmusik frontal durch die Wand geht.
Komplettiert wird das line-up des Abends vom hannoverschen Quartett The Sticky Men Group mit Nils Brederlow und Richard Häckel (Reeds), Johannes Keller (Bass) und Tim Nicklaus (Schlagzeug). Es handelt sich dabei um ganz frisch ineinander verklebte „heavy players“ der hannoverschen Impro-Szene, die sich seit vielen Jahren in unterschiedlichen Besetzungen begegnet sind, aber erst seit diesem Jahr als „Vierer-Bande“ auftreten. Hier morphen sie nun frei improvisierend zwischen den Parametern filigran, transparent, verstörend und einfach nur ohrenbetäubend.
Samstag 16.11.2019, 20:00 Uhr:
The Wisseltangcamatta
Christian Lillinger´s Schnell
Gartenhaus, Küchengartenstraße 2, 30449 Hannover
Zum Abschluss des Festivals wird am Samstag, 16.11.19 in der rauen Umgebung einer ehemaligen Motorradwerkstatt im „Gartenhaus“ ein Doppelkonzert mit den Bands The Wisseltangcamatta (Essen) und Schnell (Berlin) präsentiert.
Wer auf klangliche Verzweigungen im Inneren des Geräusches, pulsierende Elemente und melodische Versatzstücke gepaart mit Witz und absurden Klängen steht, der ist bei The Wisseltangcamatta bestens aufgehoben. Mit Georg Wissel (Bass), Achim Tang (Saxophon/Klarinette) und Simon Camatta (Schlagzeug) frischen drei vielbeschäftigte Musiker der deutschen Jazz- und Improvisationsszene regelmäßig ihre langjährige Trio-Beziehung auf, um an ihrer eigenen Art freier Improvisation zu arbeiten.
Den Schlusspunkt des Festivals setzt schließlich die Formation Schnell aus Berlin. Pierre Borel (Saxophon), Anthonio Borghini (Bass) und Christian Lillinger (Schlagzeug) nehmen die Bebop-Tradition als Ausgangspunkt, um Geschwindigkeit, Stillstand,Trance, Intuition und deren Grenzen zu untersuchen. Bebop dient dem Trio als „Erinnerungskorb“, als Archetyp, mit dem sie ihre eigene musikalisch Sprache konfrontieren. Kurz: Schnell ist Geschwindigkeit und improvisiert stets am Siedepunkt und genau dort, wo Gedächtnis, Intuition und Unbewusstes aufeinandertreffen.
Auch Christian Lillinger ist kein unbeschriebenes Blatt in der Szene. So war er z. B. 2001 Preisträger des „Leipziger Improvisationspreises und 2017 Preisträger des „SWR-Jazzpreises“. 2019 wurde sein Album „Open Form For Society“ auf die Bestenliste des Preises der Deutschen Schallplattenkritik gesetzt, da „zur Zeit kein anderer hierzulande den Jazz über seine vermeintlichen Grenzen hinaus treibt“.
Samstag, 16.11.19, 10:00-19:00 Uhr
Workshop „Improvisation – die bunte Welt der Musik“, Workshop für junge Musikerinnen zwischen 10 und 16 Jahren, Hochschule für Musik,
Theater und Medien Hannover, Neues Haus 1, 30175 Hannover
Außerdem wird unter dem Titel „Improvisation- die bunte Welt der Musik“ am 16.11.19 an der Hochschule für Musik, Theater und Medien ein Improvisations-Workshop für junge Musikerinnen zwischen 10 und 16 Jahren angeboten. Die Ergebnisse des Workshops werden ab 18:00 Uhr präsentiert.