Die Polizeidirektion (PD) Hannover hat heute einen 47 Jahre alten Polizeikommissar suspendiert. Der Beamte war gestern durch das Amtsgericht Hannover in erster Instanz zu einer Freiheitsstrafe von 14 Monaten auf Bewährung verurteilt worden. Tatvorwurf: Sexueller Missbrauch von Gefangenen in Tateinheit mit sexuellem Missbrauch unter Ausnutzung einer Amtsstellung, Nötigung im besonders schweren Fall und Vorteilsannahme.
Hintergrund
Eine heute 36 Jahre alte Frau war am 10.12.2009 in der Wache des Polizeikommissariats (PK) Nordstadt erschienen und zeigte an, dass sie am 29.11.2009 in einer Gewahrsamszelle der Polizeiinspektion West an der Gartenallee (Linden-Mitte) durch einen Polizeibeamten sexuell missbraucht worden sei. Die Frau hatte zuvor in alkoholisiertem Zustand in einer Wohnung an der Spangenbergstraße (Limmer) randaliert und war aus diesem Grunde in Gewahrsam genommen worden.
Am 10.12.2011, dem Tag der Anzeigenerstattung, informierte der aufnehmende Beamte des PK Nordstadt unverzüglich das für die Bearbeitung zuständige Fachkommissariat beim Zentralen Kriminaldienst der PD Hannover. Nachdem die 36-Jährige in der Folge zu zwei Vernehmungsterminen bei der Polizei nicht erschienen war, wurde sie von der Staatsanwaltschaft Hannover vorgeladen und vernommen. Die weiteren Ermittlungen führte dann wiederum die Kriminalfachinspektion 3 des Zentralen Kriminaldienstes. Die Behördenleitung der Polizeidirektion Hannover war über den Fall informiert. Das zuständige Dezernat hat eine fortwährende dienstrechtliche Bewertung vorgenommen. Im Mai 2011 hat die Staatsanwaltschaft Hannover Anklage gegen den Beschuldigten erhoben. Unmittelbar darauf wurde der 47-Jährige in den Innendienst versetzt. Nachdem gestern das Amtsgericht Hannover den Beamten in erster Instanz zu einer Freiheitsstrafe von 14 Monaten auf Bewährung verurteilte, hat die PD Hannover den Polizeikommissar vorläufig vom Dienst suspendiert.
Polizeivizepräsident Thomas Rochell spricht von einem „beispiellosen Sachverhalt.“ Es sei nicht bekannt, dass in der Vergangenheit schon einmal vergleichbare Vorwürfe gegen einen Polizeibeamten unserer Behörde erhoben worden wären. „Wir sind bestürzt über die erhobenen Vorwürfe, sehen den Verlauf dieses Verfahrens aber auch als Beleg dafür, dass die Polizeidirektion Hannover derartige Fälle unvoreingenommen bearbeitet.“ Sollte das Urteil rechtskräftig werden, wird der 47-jährige Beamte kraft Gesetz aus dem Polizeidienst entlassen.