Laut einer Pressemitteilung der Bürgerinitiative WESTprotest kritisieren Anwohnerinnen und engagierte Stadtteilvertreterinnen, dass Stadt und Land die für die Brückensanierung am Westschnellweg geplante Tunnelvariante bereits „hinter verschlossenen Türen“ abstimmen – und damit die offizielle Bürgerbeteiligung umgehen. WESTprotest bemängelt, die im Verkehrsentwicklungsplan VEP 2035+ festgeschriebene Zielsetzung einer Halbierung des Autoverkehrs werde ebenso ignoriert wie Klimaschutzbelange und alternative Verkehrsangebote im ÖPNV oder Radverkehr.
Kernvorwürfe von WESTprotest:
- Vorgezogene Entscheidungsfindung: Noch bevor die Ergebnisse des Bürgerrats veröffentlicht und die letzte Sitzung des Dialogforums überhaupt stattgefunden hat, würden Details zur Tunneltrasse sowie zur Behelfsbrücke an der Schwanenburgbrücke intern verabredet.
- Eingeschränkte Variantenoffenheit: Aussagen leitender Mitarbeiter*innen der Niedersächsischen Landesstraßenbauverwaltung (NLStBV), eine „Schneise durch Linden“ sei alternativlos, untergraben laut WESTprotest den ergebnisoffenen Planungsansatz. Bereits die Debatte zum Südschnellweg sei auf einen Tunnel verengt worden – mit den bekannten Folgen jahrelanger Großbaustellen und massiver Baumrodung.
- Klimarelevanz: Ein Tunnelbau erfordere große Betonmengen, die für etwa acht Prozent der weltweiten CO₂-Emissionen verantwortlich sei. Dies stehe im Widerspruch zu den Klimazielen der Region. Zudem drohten langfristige Verluste von Grünflächen, die in dicht besiedelten Vierteln wie Linden-Limmer für die Hitzeregulierung unverzichtbar seien.
WESTprotest fordert in der Pressemitteilung einen transparenten, ergebnisoffenen Dialog – mit umfassender Offenlegung aller 14 sanierungsbedürftigen Brückenvarianten, Prüfung innovativer Instandsetzungsverfahren mit minimalen Eingriffen und abgestimmten Maßnahmen zur Verkehrsverlagerung. Positiv hervorgehoben wird, dass erstmals auch eine Vollsperrung ohne Behelfsbrücken geprüft werden soll. Ob Stadt und Region auf diese Forderungen eingehen, bleibt abzuwarten.

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Die unterschiedlichen Interessen und Lösungsideen transparent zu bewerten und zu der besten einvernehmlichen Lösung zu bringen ist das Thema. So manch ein Tunnelfan sieht, hört und spürt die Jahrelange Belastung des Tunnelbaus nicht. Da kann mann nur wegziehen. Hier ist ein altgewachsener Stadtteil. Es geht um berechtigte Beteiligung der Lindener Anwohner. Und die sind es, die die Belastungen ertragen müssen. Nicht das Bauamt, nicht die Geldgeber und nicht die Tunnelfans. Also Beteiligung oder langer erwartbarer Ärger, der auch teuer wird!
Liebe Anwohner, aus Erfahrung mit dem Projekt Südschnellweg würde ich Ihnen sehr raten, sich genauestens über den Stand der Planungen und der zu berücksichtigenden Vorschriften zu informieren. Wir wurden hier ganz schön hinter die Fichte geführt und müssen nun damit leben, dass das Naturschutzgebiet durch eine autobahnähnlich verbreiterte Trasse verschandelt wird. 13 Hektar Baumbestand werden dafür geopfert, obwohl im Nachhinein zugegeben wurde, dass diese Verbreiterung nicht wirklich notwendig gewesen wäre.
Etwas Besseres als eine Tunnellösung für den Westschnellweg kann Linden-Nord doch nicht passieren. Damit würde die vierspurige Straße im dicht besiedelten Stadttteil verschwinden und ein Grünzug könnte wie auf gedeckelten Autobahnen oder Schnellstraßen entstehen. Aber geht es wieder nur um reflexartige Ablehnung des Bauvorhabens an sich? Schießt man sich wieder ins eigene Knie wie bei der Anfang der 1990er Jahre geplanten Untertunnelung der Göttinger Straße und Friedrich-Ebert-Straße? Auch hier war alles schon relativ weit ausgearbeitet worden, und durch politischen Protest bekam man letztendlich – nichts. Heute gibt es in diesen Straßenzügen die schlechteste Luft Hannovers und Schleichtempo 40, während die Verkehrsmengen zugenommen haben und bewältigt werden müssen.
Glaubt jemand allen Ernstes an die Versprechungen des „Verkehrsentwicklungsplans VEP 2035+”, wo von der Halbierung des MIV und der Verdoppelung der ÖPNV-Kapazitäten halluziniert wurde? Hat sich seitdem etwas in Richtung Ausbau und Modernisierung des ÖPNV getan? Nein? Fährt noch immer eine Zwei-Wagen-Bahn mit Tempo 25 durch die Limmerstraße und in der City durch die engsten Kurven? Nun… Also, bevor wir abschweifen: Westprotest stünde es gut zu Gesicht, nicht gleich reflexartig die NLStBV für eine Bande von Verbrechern und Lügnern zu halten, die hinterrücks macht, was sie will. Statt nur Schwarz zu malen sollte man politisch vielleicht mal eher wieder die hellen Grautöne in die Diskussion einfließen lassen. Wenn es Gedankenspiele um eine Tunnellösung gibt, dann beteiligt Euch, redet und gestaltet mit und holt das Beste für den Westschnellweg und den Stadtteil heraus. Alles unisono erst mal doof zu finden und Entscheider als voreilige Schummler abzustempeln ist der Weg des geringsten Widerstands und so schön einfach. So hat das aber leider auch beim Südschnellweg nicht funktioniert. Wer die Gesprächsrunden und Beteiligungsverfahren nicht ausgiebig nutzt, muss zusehen, was die anderen gestaltet haben.
Am wichtigsten ist doch, dass die Kosten so niedrig wie möglich gehalten werden und sich die Bauzeit nicht unnötig in die Länge zieht. Die Umweg die dadurch in Kauf genommen werden müssen sind auch nicht gerade klimafreundlich und belasten alle Betroffenen. Mir ist es lieber, die Autos fahren auf Schnellwegen durch die Stadt als direkt vor der Haustür. Das spart Zeit und jede Menge Abgase. Je weniger Autos durch die Straßen fahren müssen, umso lebenswerter wird es vor der eigenen Haustür.
Genau so ist es. Als Anwohner in Linden sollten wir sehr froh sein, wenn der Tunnel kommt, dann gewinnt man Flächen zurück (Von-Alten-Garten z.B.) und das ohne, dass es zu Verkehrsverlagerungen in die Seitenstraßen kommt. Ideal wäre natürlich, wenn der Tunnel direkt bis hinter den Ricklinger Kreisel gebaut werden würde.
„Bereits die Debatte zum Südschnellweg sei auf einen Tunnel verengt worden – mit den bekannten Folgen jahrelanger Großbaustellen und massiver Baumrodung.“
Wer kann mir diese Logik/Kausalität erklären?
Ich habe es so erlebt, dass in der Kommunikation mit der Öffentlichkeit anfangs vor allem die Vorteile der Tunnellösung in den Vordergrund gestellt wurden. Diese Idee hat vielen Gefallen. Während sich aber viele darüber freuten, wurden ohne Information der Öffentlichkeit die Weichen gestellt für eine autobahnähnliche Verbreiterung der Strecke hinter dem Tunnel bis zum Landwehrkreisel. Dies geschah aufgrund der künftigen Verkehrsschätzung, die von einem erheblichen Wachstum ausging. Federführend für diese Entscheidung war damals Olaf Lies. Dieser rief später, in seiner Funktion als niedersächsischer Verkehrsminister, einen Bürgerdialog aus, in dem nochmals über die Notwendigkeit der Verbreiterung debattiert wurde. Sie war jedoch zu diesem Zeitpunkt längst beschlossene Sache. Herr Lies wußte das, die Bürger nicht. Zum Abschluss gab es bedauerndes Schulterzucken und die nachträglich Bewertung durch Herrn Lies: die Verbreiterung wäre nicht notwendig gewesen. Sie ist ursächlich dafür verantwortlich, dass nun in der Leinemasch 13 Hektar Bäume gefällt wurden. Herr Lies ist heute bekanntlich niedersächsischer Ministerpräsident.
Ich nehme an, der Post nimmt auf diesen Sachverhalt Bezug.