1965 startete der Bau für das heutige real,- in Hannover-Linden, 1966 gab es deutschlandweit 54 erste Verbrauchermärkte. Der „Massa Markt“ in Alzey/Rheinland-Pfalz war in dieser Zeit auf 8 Etagen eins davon. Insgesamt gab es ca. 10 Jahre später mit über 2.000 die vierfache Anzahl verschiedener SB-Warenhäuser, die sich ab 5.000 bis 15.000 Quadratmetern so nennen durften. Für die Kunden war es damals einmalig, so viele Waren an einem Ort kaufen zu können und den Markt nur durch die Kassenzone verlassen zu müssen. Man kannte ja bis dahin nur kleine Fachgeschäfte und war lange unterwegs, bis der Einkauf erledigt war.
Diese „Supermärkte“ waren eine völlig neue Erfahrung, man kam von weither und stand oft draußen in der Schlange – auch wenn der Markt zeitweise wegen Überfüllung geschlossen werden musste. Auch in Hannover Linden-Mitte an der Davenstedter Straße 80 gab es mit den Jahren ein immer reichhaltigeres Angebot: Frischfleisch (Toro), Fisch, Käse, Obst, Gemüse, Backwaren, Tiefkühlware, allgemeine Lebensmittel, Kleidung, Möbel (Möbel Unger), Lampen, Haushaltswaren und Textilien, Spielwaren, Werkzeuge, Fahrräder, Blumen, Wasch- und Putzmittel sowie sonstige Elektroartikel.
Hier ein Auszug aus dem real Report zum 50-jährigen Jubiläum des Marktes im Jahr 2018/2019:
50 Jahre: real Hannover-Linden (Niedersachsen)
Wenn man es ganz genau nimmt, dann feiert der real Markt erst am 4. Dezember 2019 seinen Fünfzigsten. Denn da war der Neubau fertig und der zweistöckige Markt wurde unter Realkauf eröffnet. Seit 1975 gehört Eberhard Deicke mit zur Belegschaft. Der Mitarbeiter Waschmittel/Drogerie erinnert sich noch wie heute an seinen ersten Arbeitstag: „Es war mitten im April und richtig schlechtes Wetter. Das Arbeitsamt hatte mich geschickt, weil Realkauf handwerklich begabte Mitarbeiter suchte. Meine Eltern wollten mich schon suchen, weil ich nicht nach Hause gekommen war, aber ich habe an diesem Tag direkt einen Kittel angezogen und losgelegt. Erst als Wagenschieber und Hausmeister, später dann in der Haushaltwaren- und schließlich in der Drogerieabteilung.“
Zwei Jahre später, 1977, begann seine Kollegin Erika Holzer ihre Ausbildung zur Verkäuferin im Food-Bereich. „Wir waren damals richtig viele Azubis in Hannover-Linden. Alleine in meinem Lehrjahr waren wir zu sechst. Es war eine tolle Zeit, in der wir viel gelernt haben, aber auch viel Spaß hatten. Gemeinsam haben wir alle Abteilungen durchlaufen, ähnlich wie heute. Allerdings gab es in dieser Zeit weder Fleisch, Wurst, Käse noch Fisch.“ Nach der Ausbildung kam für Erika Holzer die Haushaltswarenabteilung, nach Geburt ihres Kindes folgte dann der Einsatz in der Textilabteilung.
„Die Kunden sind heute ungeduldiger als früher. Damals war Beratung noch völlig normal, obwohl wir ein SB-Markt waren. Ich habe meine Berufswahl nie bereut, weil mir der Kundenkontakt immer viel Spaß macht. Und in der Textilabteilung sowieso. Hier kann man noch richtig dekorieren und zeigen, was man gelernt hat.“ Und das exotischste Seminar, das sie jemals besucht hat? Eines über Angelzubehör, was damals noch zum Sortiment bei Realkauf gehörte. Sie kann also nicht nur dekorieren, sondern auch eine Angel perfekt auswerfen.
Interessante Einzelheiten zur „Lebensgeschichte“ von real,-
In den 1970er-Jahren waren Lkw-Verkäufe auf den Parkplätzen der SB-Warenhäuser üblich, unter anderem wurden Schweinehälften verkauft, die die Kunden zu Hause selbst zerlegten. Damit konnten sich die Mitarbeiter den Transport der Waren in den Markt sparen.
1987 wurde die real-Eigenmarke TiP (Toll im Preis) gestartet. Ab 1989 gab es den „Schlado“ (Scheiß-langer-Donnerstag), wie ihn die Mitarbeiter nannten. Der bis 20:30 Uhr lange Donnerstag wurde aber von den Kunden begrüßt, die längeren Öffnungszeiten haben sich in der weiteren Zukunft durchgesetzt und sind heute Standard.
Ende 1991 wurde real-kauf in real,- (real Komma Strich) umbenannt, in seinen ca. 300 Märkten standen den Kunden Mitte der Neunziger mittlerweile insgesamt ca. 2,1 Millionen Quadratmeter Gesamtverkaufsfläche zur Verfügung. Die 24 noch bestehenden Großmärkte der Einzelhandelskette Massa wurden bis Ende 1995 schrittweise in „real“ umbenannt. Im Jahr 1996 kamen HUMA (bis 1982 im Ihme-Zentrum ansässig), Meister, PRIMUS und SUMA zu real,- dazu, kurz darauf folgten allkauf und Multi.
2003 war ein besonders interessantes Jahr: im Januar wurde die Pfandpflicht für Einweggetränkepackungen eingeführt, im Oktober wurden die SB-Kassen eingeführt, 2015 waren bei real,- mehr als 300 davon im Einsatz. Am 17. Juli 2006 startete real,- erstmals Artikel auch online zu bestellen. Bis Mitte 2007 wurden die über dreiviertel der übernommenen Märkte von Wal-Mart Deutschland auf real,- umgestellt.
Ab 2008 konnten die Kunden die neue Werbekampagne „Einmal hin, alles drin“ miterleben (mein Sohn hat diesen „Spruch“ immer auf seinen Schulabschluss angewendet. Manche denken aber auch an Real-Madrid. Die Redaktion).
(Informations-Quelle bis hier: real.de)
Schon Anfang dieses Jahres wurde bekannt, dass der real,- in Linden Mitte im September zum 25. September schließen wird – der Getränkemarkt gehört dazu – und am 30. September den Betrieb einstellt. Der russische Real-Eigentümer SCP hat die SB-Warenhauskette mit ihren rund 270 Märkten im vergangenen Jahr von der Metro erworben, um sie zu zerschlagen und weiterzuverkaufen. Viele Märkte in Deutschland wurden von Kaufland, Globus und Edeka übernommen. Ob so etwas auch in Hannover-Linden passiert, steht in den Sternen. Auf mehrfache Nachfrage bei den Mitarbeitern durch Punkt-Linden.de gab es nur Schulterzucken – keiner weiß, wie es weitergehen soll. Für die Mitarbeiter soll es jeweils einen Sozialplan geben, der sie absichere. Dieser werde in Zusammenarbeit mit dem Gesamtbetriebsrat vereinbart.
Was passiert mit den anderen Mietern?
Einige Mieter haben den real-Komplex schon verlassen, wie zum Beispiel Hairexpress, die Wäscherei und der Toto/Lotto-Laden. Bei unserer Befragung in den anderen Geschäften kam heraus, wer parallel zu real,- ausziehen wird: Bäckerei Schäfer’s Brot- und Kuchen, ANNA Andreadou (eröffnete übrigens 1985 die erste Filiale im real-markt), Apotheke im real Linden und der Sprint Schuh- und Schlüsseldienst. Kabs veranstaltet schon längere Zeit einen Räumungsverkauf.
SIEMES Schuhcenter bleibt noch bis Oktober, plant aber am Standort auf dem Gelände umziehen. Jysk (wurde 1979 in Dänemark gegründet und in Deutschland als Dänisches Bettenlager bekannt) verlässt, wie die Fitness Stadt Linden, den Standort auch nicht.
Diese Informationen lassen daraus schließen, dass eventuell nur der real-Ladenbereich abgerissen werden könnte. Das ist aber bis jetzt reine Spekulation. Wenn man sich aber mal die Bilder in unserer Galerie unten anschaut, ist sofort zu erkennen, dass in den letzten Jahrzehnten sehr wenig investiert wurde.
real freut sich schon im aktuellen Werbeprospekt auf ein Wiedersehen im real Markt Altwarmbüchen, was Kunden aus Linden/Limmer wohl eher mit einem Lächeln kommentieren.
Update 30.09.2021
Im ehemaligen real Hannover-Linden wird nach einem Umbau Edeka eröffnen.
Update 31.03.2023
Am 27. März 2023 eröffnet Edeka Wucherpfennig eine weitere Filiale im früheren real Hannover-Linden.