Auch in der Nedderfeldstraße wird Wohnraum zweckentfremdet

„Ein großes Problem ist der Müll“, sagt eine Nachbarin. „Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Ratten kommen!“ Immer wieder stapeln sich in der Nedderfeldstraße in Linden-Nord Müllsäcke im Hof, manchmal auch auf dem Bürgersteig. Ein Indiz, dass bei diesem Haus – dessen Nummer aus Rücksicht auf die Informant*innen hier nicht genannt wird – etwas nicht stimmt. Etagenweise sind hier einige der 12 Wohnungen zimmerweise vermietet, darauf deuten auch gardinenlose oder lieblos verhängte Fenster hin. Ebenso auffällig ist ein doppeltes Klingelschild mit dutzenden Namen.

Ungültige Kündigungen, Zwangs-WGs und Mietwucher

„Eine Mieterin und ein Mieter haben sich letztes Jahr unabhängig voneinander Hilfe suchend an mich gewandt“, weiß Daniel Gardemin zu berichten. Der Grünen-Ratsherr wohnt in unmittelbarer Nachbarschaft zu dem Problemhaus. „Hier liegen gleich drei Problemlagen vor“, sagt er auf Anfrage von Punkt-Linden: „Ungültige Kündigungen, Zwangs-WGs und Mietwucher“.

Zahnärzte am Küchengarten

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Limmerstraße 15
30451 Hannover
Linden-Nord

Den Vorgang schildert er so: „Die vormaligen Eigentümer haben aus Altersgründen verkauft. Um den Wert zu steigern, haben sie zuvor allen Mietern gekündigt. Als Kündigungsgrund wird eine nicht angemessene wirtschaftliche Verwertung angegeben.“ Der neue Käufer berufe sich auf diese sogenannten Verwertungskündigungen. „Die Begründung ist nach meiner Einschätzung rechtlich unwirksam und es sollten alle, die davon betroffen sind, sich beim Mieterbund anwaltlichen Rat holen“, meint Gardemin.

Ziel ist offenbar eine lukrative Sanierung

Einige Mieter seien bereits ausgezogen. Da mehrere Mietparteien nicht ausziehen wollten, vermiete der neue Eigentümer in zwei Wohnungen einzelne Zimmer an ausländische Studierende zu hohen Preisen (sogenannte Zwangs-WG). Ziel sei es, dass der neue Hausbesitzer die Wohnungen nach einer Komplettsanierung mit erheblichem Aufschlag verkaufen oder vermieten könne.

„Nachdem sich einige Mietparteien aus sozialen Härtegründen gegen die Kündigung gewehrt hatten, nutzt der Vermieter offensichtlich die Übergangszeit bis zur geplanten Sanierung mit der überteuerten Vermietung von Einzelzimmern in den leer gekündigten Wohnungen, um den Mietspiegel zu umgehen. Zu der unrechtmäßigen Kündigung komme jetzt auch noch Mietwucher. Dieser Form von Vermietung ist Einhalt zu gebieten. Juristisch und politisch“, so Gardemin.

„Gibt es irgendwas, das man tun kann?“

Auch Bezirksbürgermeister Rainer-Jörg Grube kennt die prekären Verhältnisse in der Nedderfeldstraße. „Gibt es von politischer Seite irgendwas, das man tun kann? Ich finde es traurig zu sehen, wie sich mein Stadtteil, der Teil meiner Herkunft und sozialen Identität ist, verändert und dass so viele, gerade ältere Menschen darunter leiden müssen“, hatte ihm eine langjährige Mieterin des Hauses bereits im August 2024 geschrieben.

Anschließend habe es von verschiedenen Seiten Kontakte zu unterschiedlichen Behörden gegeben wegen der Müllthematik, wegen der Überbelegung (Brandschutz, ungesunde Wohnverhältnisse), ohne das bisher etwas Wesentliches passiert sei, so Grube: „Ich erwarte, dass dort zeitnah durch die Bauordnung kontrolliert und eingeschritten wird.“

Bildnachweis: Wolfgang Becker, Privat

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