„Für mich ist es ein schwerer Einschnitt für unsere transkulturelle Arbeit und unser Team. Es blieb uns keine andere Wahl, um den Verein zukunftssicher aufzustellen und unseren Kolleg*innen eine Perspektive anzubieten“, sagt dazu Laura Heda, Leiterin des kargah Kulturbereichs. Ein Ort, an dem die Diversität der Stadt gelebt und ausgehandelt wird und wo Raum für Menschen geschaffen wurde, die sonst keine Unterstützung erhalten, gehe nun verloren, schreibt kargah in einer aktuellen Pressemitteilung.
Abgabe der Räume für Kinder und Familien und die Spielplatzbetreuung
In der Stärkestraße 19A in Linden-Nord hat der Verein kargah in Eigeninitiative ein Hinterhaus für Familien und Kinder umgebaut und bietet dort seit 2007 im Regenbogenraum und einer Werkstatt einen Begegnungsort für alle Familien im Stadtteil. Hier finden Angebote für Frauen und Kinder statt. Unter anderem Deutschkurse, Musikunterricht, gemeinsame Feiern und selbstorganisierte migrantische Gruppen.
Im Jahr 2009 hatte kargah mit 200 Menschen und vielen Initiativen aus dem Stadtteil sowie dem Fachbereich Umwelt und Stadtgrün der Stadt Hannover den Spielplatz in der Stärkestraße/Albertstraße zu einem interkulturellen Begegnungsort für Familien umgestaltet. Aus einem tristen, verfallenen Ort wurde ein farbenfroher Spielplatz mit tollen Spielmöglichkeiten und ein wichtiger Treffpunkt für Jung und Alt. kargah kümmerte sich seitdem um die Instandhaltung und auch die Reinigung des Spielplatzes. Bänke wurden repariert, Mosaike ersetzt, Wandbemalungen aktualisiert. Dies kann in Zukunft nicht mehr geleistet werden.
Auch das große jährliche Spielplatzfest könne zukünftig durch den Wegfall der Förderung nicht mehr organisiert werden, schreibt kargah jetzt: „600 Menschen, ob groß oder klein, trafen sich hier jedes Jahr im Sommer, um den Zusammenhalt im Stadtteil zu feiern. Mit mehrsprachiger Musik, Mitmachaktionen, Tanz- und Zirkusauftritten von kleinen Nachwuchskünstler*innen. Immer in Kooperation mit vielzähligen Initiativen aus dem Stadtteil. Ein Stück Familienkultur für alle geht verloren.“
Schluss für den „Kulturkiosk“ und die Plattform „Welt-in-Hannover.de“
Sechs Jahre lang bot der Kulturkiosk von kargah mehrsprachigen Kulturschaffenden und Nachbar*innen einen Ort der Begegnung. Hier trafen Künstler*innen und Nachbar*innen unterschiedlicher Sprachen und verschiedenen Alters aufeinander. Es wurde gemeinsam über Kunst und Gesellschaft diskutiert, mehrsprachiger Poesie und Musik gelauscht und die Vielfalt Hannovers gefeiert. 20 Ausstellungen wurden in den letzten Jahren hier präsentiert.
Einen Ersatz für diese Kulturarbeit, insbesondere die Unterstützung von mehrsprachigen Künstler*innen, gibt es nicht. „Als Team sind wir besonders traurig darüber, da der Kulturkiosk für uns und für unsere Zielgruppe ein Raum der Freiheit und Kreativität war!“, macht Dimitrij Czepurnyi aus dem kargah-Kulturteam klar.Um sich von den Kulturräumen, den Nachbar*innen und den Angeboten zu verabschieden, lädt kargah am Freitag, dem 21. Februar, ab 19 Uhr zu der großen Abschlussausstellung „Was bleibt.“ in den Kulturkiosk in der Stärkestraße 19a ein. Für die Ausstellung wurden elf Künstler*innen eingeladen, die dem Verein seit Jahren verbunden sind. Sie zeigen Malereien, Fotografien und Collagen, die die Vielfalt der kulturellen Arbeit kargahs widerspiegeln. Die Veranstaltung schaffe laut kargah „einen Raum, in dem die Vielschichtigkeit Hannovers zusammen gelebt und gefeiert“ werde. Zum 1. März wird der Kulturkiosk geschlossen.
Auch das mehrsprachige Internet-Portal „Welt-in Hannover“, dessen Redaktion im Stadtteilbüro arbeitete, ist aufgrund der weggefallenen städtischen Zuwendung bereits zum Jahreswechsel eingestellt worden. Dem Vernehmen nach sollen Mitarbeiter*innen des kargah-Kulturbereiches ab April in der „Weltetage“ des Kulturzentrums Faust unterkommen. „Was bleibt, sind die Verflechtungen und Beziehungen unter allen, die an den Projekten beteiligt waren. Eine besondere Atmosphäre, die wir gemeinsam geschaffen haben. Das möchten wir uns, trotz der schweren Zeit, für unsere weitere Kulturarbeit erhalten“, so Laura Heda.