Das Digitale Stadtteilarchiv Linden-Limmer (DISTA LL) erinnert an ein ganz besonderes Highlight der hannoverschen Theatergeschichte: Die vier Aufführungen von „Eisen, Dampf und Samt“ vor 30 Jahren. Premiere war am 2. Juni 1991, Ort des Geschehens: Halle 9 auf dem Hanomag-Gelände. In mehr als 20 Szenen wurden Aspekte des Alltags- und Arbeitslebens der Menschen aus der Frühzeit der Industrialisierung von 1830 bis 1870 dargeboten. Beteiligt waren mehr als 150 Personen, Profis wie Amateure. Gespielt wurde auf sechs Bühnen, teilweise simultan und unter Einbeziehung des Publikums.
Es war eine strategische Meisterleistung, alle Beteiligte unter einen Hut zu bringen. Und das in einer Fabrikhalle, die allein schon wegen der Akustik als unbespielbar galt. Der Andrang zu den vier Vorstellungen war enorm. Immerhin konnten sich 6000 Menschen glücklich schätzen, an einem Theaterereignis in historischer Kulisse beteiligt gewesen zu sein, was es in dieser Form bisher in Hannover noch nicht gegeben hatte. Ein damaliger Besucher erinnert sich: „Unvergesslich die Stimmung auf der Hanomag, richtig euphorisch. Nur der Rote-Punkt war schöner.“ Vielleicht erinnern sich auch andere an die Aufführungen von „Eisen, Dampf und Samt“. (Rückmeldung an DISTA LL)
Damit dieses außergewöhnliche Ereignis nicht in Vergessenheit gerät, sind im DISTA LL jetzt Proben- und Szenenfotos zu sehen. Außerdem informiert der Programmflyer von 1991 über die Intentionen des Projekts und man erfährt dort die Namen der Mitglieder des Riesenensembles. Die Digitalisierung des 156 Seiten umfassenden Programm-Lesebuchs ist ein weiterer kostenloser Service für alle, die sich für die Geschichte der Industrialisierung interessieren.
Thomas Backhauß, Klaus Fesche: Eisen, Dampf und Samt. Programm Lesebuch, herausgegeben von der Geschichtswerkstatt Hannover e.V., Mai 1991, 158 Seiten, mit Beiträgen von Ruth Cordes, Ingrid Lange, Inga Rost und Michael Krienert.