Für Sonntag 26. Januar hatte die Arbeitsgemeinschaft Lindener Vereine (AGLV) zur diesjährigen Neujahrsbegegnung in die Lindener Traditionsgaststätte Zum Stern in Linden-Süd geladen. Geladen waren auch OB Belit Onay und Lindens Bezirksbürgermeister Rainer-Jörg Grube, die aber wegen übervoller Terminkalender leider absagen mussten, wie die AGLV- Vorsitzende Gaby Steingrube in ihrer Begrüßungsrede bekannt gab. Mit dem OB plant die AGLV in diesem Jahr allerdings noch eine Art Talkrunde in Linden, zu der dann eingeladen werden wird.
Die Neujahrsrede wurde diesmal von der Landtagsabgeordneten und Wahlkreisvertreterin Dr. Thela Wernstedt (SPD) gehalten. Im Mittelpunkt ihrer Ausführungen stand der digitale Wandel und seine Auswirkungen auf die zukünftige Arbeitsplatzsituation hinsichtlich Anzahl und Qualifizierung. Als Beispiele nannte sie das VW-Werk in Stöcken und die anstehenden Veränderungen im medizinischen Bereich. Auch die Veränderungen weltweit durch zunehmenden staatlichen Egoismus à la Trump und Co sowie die nicht ganz harmlose Situation in Nahost und Nordafrika wurden kurz angesprochen. Hier kann sich Thela Wernstedt eine Vermittlerrolle Deutschlands vorstellen. Abschließend kam sie noch auf die heutige Bedeutung von Vereinen angesichts der immer mehr ausufernden anonymen intoleranten Hetzkultur in den „sozialen“ Netzwerken zu sprechen. Vereine sind immer noch Orte, wo ein persönlicher Dialog auf Augenhöhe stattfindet, auch wenn die persönlichen Meinungen nicht immer vereinbar sind, Dissens nicht sofort beseitigt werden kann. Hier zählt noch der kulturelle Austausch im persönlichen Gespräch im Gegensatz zur anonymen Cyberwelt.
Von Gaby Steingrube kam dann noch ein Beitrag zum Sport als wichtiges Integrationsmittel sowie die neu entstandenen Finanzierungsprobleme für die Vereine. Durch das neue Bildungs- und Teilhabegesetz hat sich die Finanzierungsquelle dahingehend verändert, dass nun nicht mehr die Region die Mittel zur Verfügung stellt, sondern die Leistungen von den Jobcentern an die Antragsteller ausgezahlt werden, die diese dann an die Vereine weiterreichen sollen; dies aber nicht immer zeitnah auch tun.
In einer Fragezeit aus dem Publikum wurde dann auch die völlige Überbürokratisierung und tatsächliche sowie finanzielle Überforderung des Gesundheitswesens angesprochen. Hier verwies Thela Wernstedt, selbst Ärztin, auf die jahrzehntelange Vernachlässigung der Einflussnahme der Politik auf die Strukturen in der Medizin hin, indem immer mehr Gestaltungskompetenzen an die Vereinigungen der Ärzte und Kassen abgegeben worden sind. Hier muss sich die Politik wieder Gestaltungsfelder zurückholen.
Bevor es dann zu Erbsensuppe und Würstchen überging wurde noch der Ur-Lindener Horst Bohne beglückwünscht, der kurz vor Weihnachten seinen 90. Geburtstag feiern konnte. In der Laudatio gab es dabei auch noch mal einen Hinweis auf seine literarischen Werke zu Linden und seine Geschichte, die als kleine Bücher und Broschüren auch heute noch erhältlich sind; wie etwa bei Quartier e.V. im Küchengartenpavillon auf dem Linder Berg.