Wachstumseuphorie macht kurzsichtig
Die Trabantenwasserstadt
Die aktuelle Überplanung der Wasserstadt Limmer auf Veranlassung der hannoverschen Verwaltung hat das Maß verloren und ist angetrieben von der aktuell grassierenden Bevölkerungswachstums-euphorie in unserer (noch) luftigen Stadt.
Wir dürfen nicht vergessen, dass 2,3 % wohnungsmarktrelevantes Bevölkerungswachstum von 2012-2025 für das Stadtgebiet nur eine Prognose sind und keine Garantie. Wenige Prozent höhere Zinsen oder eine Verschlechterung der derzeitigen sonderkonjunkturellen Situation können ganz schnell die Bau- und Kauflust verschwinden lassen. So eine Prognose dient sinnvollerweise als Orientierung für die aktuelle Baupolitik, sollte aber keine hektische Planerfüllungslogik auslösen, in der als gesamtstädtisch bedeutend erscheinende Belange Vorrang vor einer vor Ort angemessenen Lösung haben.
Unser kleiner Stadtteil Limmer kann neue Bewohner gebrauchen und die bekommt er derzeit auch schon verteilt im Stadtteil mit 4 Neubauprojekten und insgesamt über 100 Wohneinheiten. Dazu waren zuletzt 600 Wohneinheiten auf der Wasserstadt geplant, vor allem, um die ins Umland fliehenden Eigenheimsuchenden zurückzuholen. Diese Dimension eines Bevölkerungsanstiegs um ca. 30 % (von derzeit 5933 um ca. 1750 auf 7683 EW) war durchdacht. Mit einer Sanierung der Grundschule Kastanienhof (verbunden mit Reaktivierung derzeit nicht nutzbarer Räume), einer deutlichen Verbesserung mindestens des Busverkehrs und Schaffung eines neuen Nahversorgers war dieses Wachstum mit allen seinen Folgen und Anforderungen für die lokale Infrastruktur vorstellbar.
Die aktuelle geplante Bebauung mit 90 % Mehrfamilienhäusern, nahezu durchgängig 4 Geschossen und, verniedlichend als Pendant zu gründerzeitlichen Erkern beschriebenen, 8-geschossigen Turmhäusern als Schattenwerfer in den schwer erkämpften öffentlichen Uferpark erinnern stark an die Bausünden-Siedlungen auch der hannoverschen Vergangenheit. Die vielfältigen Anforderungen und Folgen dieser Planung an und für die verschiedenen infrastrukturellen Einrichtungen sind nicht ausreichend durchdacht worden.
Eine Trabantenwasserstadt nach dem Muster Roderbruch in unmittelbarer Nähe des alten Dorfes Limmer lässt gallische Gefühle aufkommen.
Anja Niezel (Bürgermitglied in der Sanierungskommission Limmer)