Gelber Sack geht in die Verlängerung

Update 13. April 2023

Säcke mit Leichtverpackungen an einem Zaun hängendEnde letzten Jahres berichtete Punkt-Linden über die Problematik des Spar- und Bauvereins Hannover, in den eigenen Liegenschaften geeignete Stellplätze für die neuen Sammelbehälter für Leichtverpackungen zu finden (siehe weiter unten). Dabei beklagte man auch die mangelnde Dialogbereitschaft der Stadtverwaltung. Die Hannoversche Allgemeine Zeitung widmete dem Thema heute auch einen Artikel.

Heute Nachmittag kündigte der Zweckverband Abfallwirtschaft Region Hannover aha überraschend in einer Pressemitteilung an, die Gelben Säcke für Leichtverpackungen würden nun doch länger abgeholt. Eigentlich wurde die Abholung der Beutel bereits Ende März eingestellt. Jetzt verlängert man die „Gnadenfrist“ bis Ende Juni dieses Jahres. Der Leiter des Fachbereichs Tiefbau bei der Landeshauptstadt Hannover, Andreas Bode, dazu:

„Die Eigentümer*innen haben dadurch mehr Zeit, einen Antrag auf Sondernutzung im öffentlichen Raum stellen zu können. Denn wenn nur auf dem Fußweg Platz für die Gelbe Tonne ist, muss ein entsprechender Antrag beim Tiefbauamt gestellt werden. Dies ist jedoch nur möglich, wenn im Rahmen einer Standplatzberatung durch aha nachgewiesen wurde, dass kein Platz auf dem jeweiligen Grundstück vorhanden ist.

Für Personen, die Probleme haben, einen geeigneten Stellplatz für die Gelbe Tonne zu finden, bietet AHA eine telefonische Beratung unter der Rufnummer 0800 999 11 99. Sollte hier keine Lösung gefunden werden können, besteht auch die Möglichkeit einer Beratung vor Ort durch AHA. Mehr Informationen unter: Digitaler Standplatzplaner

AHA weist allerdings auch darauf hin, dass nach Ende der Fristverlängerung Gelbe Säcke nicht mehr abgeholt würden und deren Abstellen auf der Straße dann als illegale Müllentsorgung betrachtet würde. Die Beutel würden dann durch AHA mit entsprechenden Aufklebern gekennzeichnet.

 

Artikel „Gelbe Tonne sorgt für allerhand Verdruß“ vom 22. Dezember 2022

Ein Haufen Gelber Säcke auf der Straße liegendZum bevorstehenden Jahreswechsel stellt Hannover die Sammlung von Plastikverpackungen von den altbekannten Gelben Säcken auf die gelbe Tonne um. Momentan kann man noch sehen, wie weiße Lkw mit aha-Logo die Sammelbehälter an Haushalte ausliefert. Eigentlich könnte alles so schön sein: Bisher werden die gefüllten, gelben Tüten zur Abholung an die Straßen gestellt, die dann bei Sturm gerne mal wie Tumbleweeds durch die Gegend kullern und teils aufplatzen. Der Wind sorgt dann für weitere Verteilung. Auch allerhand Getier labt sich gerne an den in den Säcken enthaltenen Lebensmittelresten. Eine Zierde sind die an Abholtagen zuhauf auf den Straßen stehenden Säcke ebenfalls nicht. Auch die notwendige, bis zu zweiwöchige Zwischenlagerung des Gesammelten nervt. Eigentlich könnte nun alles so schön sein: Bereitstellung der Behälter und Abholung sind ohne Mehrkosten für die Nutzer und die genannten Nachteile der Säcke entfallen. Aber bei vielen sorgt die Umstellung dennoch für Unmut.

Fehlende Schlüsselfigur

Am 9. November lud Linden-Limmers Bezirksbürgermeister Rainer-Jörg Grube zusammen mit dem aha Zweckverband Abfallwirtschaft Region Hannover zu einer Info-Veranstaltung ins Lindener Freizeitheim eingeladen. Dunja Veenker, Abteilungsleiterin der Abfall- und Wertstoffsammlung bei aha, schilderte hier Einzelheiten zur Umstellung. Zu der Versammlung erschienen etwa 25 Teilnehmer, unter anderem auch Vertreterinnen und Vertreter aus Linden-Limmers Bezirksrat.

Drei nebeneinander auf der Straße stehende Gelbe TonnenIn der Diskussion zeigte sich vor allem, dass es Probleme mit den Stellplätzen für die neuen Tonnen gibt. Etliche Gäste monierten, es gäbe in den von ihnen bewohnten Liegenschaften keine geeigneten Stellplätze, teils müssten die Tonnen aufwendig Treppen auf- und ab gehievt werden oder es käme nur eine Aufstellung im öffentlichen Straßenraum infrage. Hierfür würde aber der für die Genehmigung von Sondernutzungen verantwortliche Fachbereich Tiefbau der Stadtverwaltung oft keine Genehmigungen erteilen. Bedauerlicherweise war die Behörde, in dem Thema eine zentrale Schlüsselfigur, bei der Versammlung nicht vertreten. So blieben zu der Stellplatz-Problematik viele Fragen unbeantwortet. Allerdings bietet aha sowohl eine telefonische als auch Vor-Ort-Beratung an, bei der auch das Aufstellproblem erörtert werden solle. Übrigens haben laut Veener in Linden-Limmer für rund 3500 Haushalte keine Sammelbehälter bestellt.

Spar- und Bauverein macht nicht mit

In der Ende November erschienenen Winter-Ausgabe seiner Hauszeitschrift „lebe Dein Zuhause“ gab der Spar- und Bauverein Hannover bekannt, man habe der Auslieferung der gelben Tonnen für die eigenen Liegenschaften widersprochen. Im Bestand der Genossenschaft finden sich rund 6000 Wohnungen in Hannover, gut 1000 davon in Linden-Limmer. Damit macht alleine der Spar- und Bauverein etwa 30 Prozent der „Tonnenverweigerer“ im Stadtbezirk aus.

„Auch bei spar+bau gibt es organisatorisch noch einige Fragen zu klären. Denn aufgrund der baulichen Gegebenheiten gibt es in vielen Wohnanlagen Probleme, die Tonnen auf den Grundstücken zu platzieren. In eng bebauten Gebieten wie der Nord- und Südstadt oder auch in Linden findet sich kaum Platz, die Müllcontainer gut unterzubringen.“

Die Wohngenossenschaft verweist ihre Nutzerinnen und Nutzer auf die übergangsweise bis Ende März 2023 angebotene Sack-Abholung. Neben dem Problem fehlender Stellplätze gibt es ein weiteres: Aha bietet zwar einen Service an, um die befüllten Behälter von den Grundstücken zu holen und wieder zurückzubringen, allerdings nur für die großvolumigen Container, nicht aber für die kleineren 240 Liter-Tonnen. Letztere müssten aber dort zum Einsatz kommen, wo Treppen oder ähnliche Hindernisse zu überwinden sind. Hierfür müsste eigens ein Dienstleister beauftragt werden, die Kosten hätten Mieterinnen und Mieter über die Nebenkosten zu tragen. Den „Tonnen-Transfer“ den Mieterinnen und Mietern in Eigenverantwortung zu überlassen, dürfte wenig Aussicht auf Erfolg haben.

Klärung auf dem offiziellen Weg

Sandra Jost, Leiterin Betriebskostenmanagement / Verkehrssicherung beim Spar- und Bauverein monierte gegenüber Punkt-Linden vor allem die mangelnde Dialogbereitschaft seitens des Fachbereichs Tiefbau bei der Stadt: Seit mehr als einem Jahr versuchen wird, diesbezüglich den Dialog mit der Stadt Hannover zu führen, um eine optimale Lösung zu finden. Leider haben Gespräche bislang nicht stattgefunden.“ Daher wählte der Spar- und Bauverein nun einen offiziellen Weg. Zusammen mit den Beratern mit aha werde man jetzt Begehungen in den Liegenschaften durchführen, in Formularen dokumentieren und diese dann bei der Stadtverwaltung einreichen, um geeignete Lösungen über den Verwaltungsweg zu erwirken. Sollten man bis Ende März keine Lösungen find, müssten Mieterinnen und Mieter, so wie auch alle anderen, denen keine Sammelbehälter zur Verfügung stehen, ihre Plastikabfälle zu den Recyclinghöfen von aha bringen. In Linden-Limmer sind das bis zu 3,3 Kilometer Entfernung. Selbst mit Auto dürfte das eine wenig erfreuliche Perspektive sein.

Gelbe Irrlichter

Aha indes scheint noch mit einem anderen Problem zu tun zu haben. Zumindest in den Liegenschaften des Spar- und Bauvereins wurden trotz des Widerspruchs der Genossenschaft Gelbe Tonnen ausgeliefert. Die Anwohnerinnen und Anwohner nehmen diese indessen natürlich in Betrieb und befüllen sie. aha muss die Behälter dann leeren und wieder einsammeln. Dass es zu systematischen Falschlieferungen kommt, mochte aha nicht bestätigen und stelle dies als Ausnahmefälle dar. Offen bleibt leider die Frage, ob es zu einer signifikanten Anzahl von Falschlieferungen kam und ob die Kosten dafür die Gebührenzahler zu tragen haben. Bedauerlicher ist ebenso, dass Punkt-Linden von der Stadtverwaltung keine Stellungnahme erhalten hat, warum kein angemessener Dialog mit Spar- und Bauverein zustande kam, um die Probleme bezüglich der Tonnenaufstellung auszuräumen.

Bildnachweis: Martin Illmann