Was ist denn los in Linden-Süd?
Seit Juli 2019 ist der Treffpunkt Allerweg vollends leitungslos und „vom Netz genommen“. Der für die inhaltliche und materielle Organisation zuständige Bereich Kinder- und Jugendarbeit (OE 51.5) hat die Verantwortung eingestellt: Es gibt keinen Ansprechpartner mehr für diese umfangreiche Stadtteil-Immobilie. Es sind keine Vermietungen oder Gespräche über ein Miteinander der unterschiedlichen Nutzergruppen möglich. Gemeinschaftliche Absprachen, wie eine Hausordnung oder Regeln für das gemeinsame Nutzen von Räumen können nicht erarbeitet oder kommuniziert werden.
„Die bestehende Hausordnung stammt noch aus Zeiten mit einem funktionierenden Heimrat. Sie wurde nie aktualisiert und ist nicht tauglich für eine erzwungene Selbstregulierung,“ sagt Uwe Horstmann, Sprecher des Stadtteilforums. Der Rückzug der Verwaltung aus ihrer Verantwortung sucht stadtweit seines Gleichen und gipfelt in einem Schreiben der zuständigen Bereichsleiterin Susanne Frischen: „Wir können und wollen uns um Handtücher, Toilettenpapier etc. nicht mehr kümmern und bitten Sie, selbst für Ihre Verbrauchsmaterialien zu sorgen.“
Solch eine Antwort wäre in einem Stadtteil mit höherer Dichte an Anwält*innen oder politischer Durchschlagskraft undenkbar. In Linden-Süd ist das mittlerweile Normalität – vorausgesetzt es gibt überhaupt eine Antwort der Stadtverwaltung auf Anfragen der engagierten Bewohner*innen und Akteur*innen. Wo bleibt da die gesellschaftliche Verantwortung oder der Anspruch nach gleichwertigen Lebensverhältnissen (Stichwort Segregation)? Der Treffpunkt Allerweg ist ein öffentliches Gebäude, in dem durch ehrenamtliches Engagement tagtäglich Miteinander gelebt wird und Integration stattfindet. Im Gegenzug müsste eine bessere Betreuung und seitens der Zuständigen das Verantwortungsbewusstsein eines Erwachsenen selbstverständlich sein.
Das Stadtteilforum Linden-Süd sowie der gesamte Stadtteil führen über den Treffpunkt Allerweg seit unglaublichen 20 Jahren geduldig Gespräche mit Verwaltung und Politik. Nun ist ein Punkt erreicht, der nicht mehr toleriert werden kann.
„Seit nunmehr 10 Jahren arbeite ich mich an diesem Thema ab und die Situation hat sich sogar noch verschlimmert. Ich kapituliere, lege jegliche selbstgesuchte Verantwortung für dieses Gebäude ab und stehe auch nicht als Puffer für den Eigentümer zu Verfügung. Nur dort liegt die alleinige Verantwortung zum Handeln“,
so Carsten Tech, vom Quartiersmanagement Linden-Süd der hanova WOHNEN GmbH.
Erste Sitzung 2020 des Stadtteilforums Linden-Süd
Leider ist nun zu befürchten, dass im Treffpunkt Allerweg ab sofort die Macht des Stärkeren gilt
und sich Gruppen dieses autonome Zentrum aneignen, die es für ihre Geschäfte missbrauchen möchten! Wenn die Stadtverwaltung so dermaßen von der Rolle ist, sind Solidarität und Eigeninitiative gefragt. Daher bittet das Stadtteilforum Linden-Süd stellvertretend um die Hilfe der Stadtgesellschaft: Bringen Sie zur ersten Sitzung des Stadtteilforums Linden-Süd am Donnerstag, den 09. Januar 2020, um 19:30 Uhr schönes Toilettenpapier mit in das café allerlei. Die schönsten Rollen werden im Rahmen der Auftaktveranstaltung „20 Jahre Stadtteilforum Linden-Süd“ prämiert.
Die inhaltliche Verwahrlosung und Demokratievergessenheit der Verwaltung ist nicht länger auszuhalten und auch die Drucksachen (0071-2013 / 0645-2015 / 15-1558-2018 / 15-0810-2019), um nur vier zu nennen, befehlen geradezu ein schnelles Handeln. Denn: neben der aktuellen Notlage an Verbrauchsmaterialien gibt es da noch die Frage nach dem angekündigten Um-/Neubau. Anscheinend plant die Verwaltung nichts zu tun, bis ein evtl. Umbau/Neubau in der letzten Realisierungsphase des Investitionsmemorandums ab 2023 erfolgen soll. Eine Vorbereitung und Begleitung dieses Prozesses wäre stattdessen längst angebracht gewesen. In einer ihrer ersten Sitzungen als Jugenddezernentin im Jugendhilfeausschuss im Jahre 2016 antwortete Frau Rzyski auf die Frage des Stadtteils, ob wir bzgl. der Aufnahme des Vorderhauses des Treffpunktes Allerweg ins Investitionsmemorandum (4 Mio. Euro) denn schon die Korken knallen lassen können, mit den Worten: „Das nicht, aber Sie können den Sekt schon einmal kaltstellen!“ Der Sekt ist längst ausgeräumt und uns beschleicht der Verdacht, am Ende mit leeren Händen dazustehen.
„Wenn wir nun auch noch aus dem Investitionsmemorandum fallen, läuft der Stadtteil Sturm!“, fasst Marit Kukat als Sprecherin des Stadtteilforums die Sorge der Akteure und Bewohner*innen zusammen. Dann gäbe es weder eine inhaltliche Lösung noch eine bauliche Neuplanung und wir wären weitere 10 Jahre an der Nase herumgeführt worden.
Bis dahin werden wir zur Selbstversorgung gezwungen, die vielfältigen Akteure und Angebote des Hauses abgewertet und die bisher besprochene Konzepte (Neu-Orga Kinder+Jugendarbeit / Familienkonferenz Linden-Süd…) geringschätzt. Der Stadtteil steht für keine weitere folgenlose Bedarfsermittlung mehr zu Verfügung. Was in Linden-Süd getan werden müsste, ist hinlänglich bekannt, es mangelt allein an der Umsetzung.
So kann es nicht weitergehen und so stellen wir uns keine aktive und demokratische Gesellschaft vor. Also versuchen wir uns mit Spenden Ihrerseits für´s Erste zu helfen. Wir erwarten im Januar eine spannende Sitzung und vielleicht gehört Ihre Rolle am Ende zu einer der Preisträger*innen.