Wie stark ist mein Stadtteil gewachsen? Woher kommen die Zugezogenen? Wie sehr fluktuiert die Bewohnerschaft? Wie international sind wir? Welches sind die hauptsächlich gesprochenen Sprachen (neben Deutsch) im Stadtteil? Was prägt die soziale Situation der BewohnerInnen und wie verändert sie sich?
Die Jahre 2014 bis 2017 in Zahlen
Linden-Nord: Jung, Single- und Alleinerziehenden-Hochburg, geringer Senior/innenanteil
Linden-Mitte: Jung, viele Singles, viele junge Familien, große Nationalitätenvielfalt
Linden-Süd: Altersjüngster Stadtteil, fluktuierend, hoher Migrant/innenanteil, viele Kinderreiche und Alleinerziehende
Limmer: fluktuierend, Single- und Alleinerziehenden-Hochburg, viele Menschen mittleren Alters
Die komplette Broschüre als Download:
Diesen und vielen weiteren Fragen geht eine Broschüre nach, die jetzt vom Sozial- und Sportdezernat unter dem Motto „Hannovers Stadtteile – Soziale Vielfalt, Dynamik, Wandel.“ den Ratsgremien vorgelegt wird.
Anlass, die Stadtteile besonders in den Blick zu nehmen, ist, dass die Landeshauptstadt Hannover von 2014 bis 2017 insgesamt um über 16.000 Menschen beziehungsweise um rund drei Prozent gewachsen ist. „Damit einher geht nicht nur ein ‚PLUS‘ an EinwohnerInnen, an Infrastruktur- und an Personalbedarf bei Verwaltungen und Institutionen, sondern auch ein ‚ANDERS‘, erläutert Sozial- und Sportdezernentin Konstanze Beckedorf. „Viele Stadtteile internationalisieren und verjüngen sich, auch die soziale Struktur der Bewohnerschaft verändert sich. Neue Quartiere entstehen, alte Quartiere sind im Umbruch. Ganz allgemein: Die soziale und kulturelle Vielfalt nimmt zu und der Bedarf an spezifischem Stadtteilwissen steigt“, so Beckedorf.
Ziel und Aufbau
„Hannovers Stadtteile – Soziale Vielfalt, Dynamik und Wandel.“ ist als „Handreichung“ für den kurzen, schnellen Überblick im Stadtteil gedacht.
Kern und Herzstück sind die Stadtteilprofile. Auf jeweils einer Doppelseite wird kompakt und übersichtlich ein sozialstrukturelles Profil anhand von 18 Kennziffern erstellt. Die „Kennziffern“ beschreiben auf der Grundlage von Zahlen und Entwicklungen Einzelaspekte der fünf großen Themenblöcke „Wachstum und Bevölkerungsentwicklung“, „Altersstruktur und Entwicklung“, „Internationalisierung“, „Haushaltsstruktur und Entwicklung“ und „Soziale Struktur und Entwicklung“. Sie machen die Stadtteilprofile leicht lesbar und vergleichbar. Der Mix aus Grafiken, Karten, Textbausteinen und Tabellen unterstützt die Handhabbarkeit. Im Fokus steht der von Dynamik, Zuzug und Wandel geprägte Zeitraum 2014 bis 2017.
Beispielhafte Ergebnisse
Verjüngung durch Geburten und Internationalisierung
Hannovers Bevölkerung verjüngt sich. Das Durchschnittsalter ist im Zeitraum 2014 bis 2017 um fast vier Monate auf 42 Jahre und fünf Monate gesunken. Die stärkste Verjüngung erlebte der Mühlenberg, um 28 Monate auf rund 39 Jahre. Der Grund in dem ohnehin jungen Stadtteil waren zahlreiche Geburten und der Zuzug vieler Familien.
Anders sieht das Bild beispielsweise in Bothfeld aus. Der Stadtteil ist – entgegen dem gesamtstädtischen Trend – leicht gealtert. Das Durchschnittsalter liegt hier bei fast 47 Jahren; die Alterung ist Folge der „Versingelung“ und der geringer werdenden Anzahl von Familien, die Haushalte werden kleiner und „altern“.
Wie international sind wir?
Hannover ist eine internationale und internationaler werdende Stadt. Hier leben Menschen aus fast 180 verschiedenen Nationen, die mehr als 70 unterschiedliche Sprachen sprechen. Der Anteil der Bevölkerung mit Migrationshintergrund steigt derzeit jährlich um rund einen Prozentpunkt und lag Anfang 2017 bei 30 Prozent. Durchschnittlich leben 89 Nationen in den Stadtteilen. Die Nationalitätenvielfalt weist eine Spanne auf von unter 50 Nationen in Waldheim, Bornum, Lahe und Wülferode bis mehr als 120 Nationen in Mitte, Nord- und Südstadt, List, Vahrenwald und Groß-Buchholz.
Fluktuierende Stadtteile
Die wanderungsintensivsten, mobilsten und am stärksten fluktuierenden Stadtteile liegen innenstadtnah, allen voran der Stadtteil Mitte, gefolgt von der Nordstadt oder der Calenberger Neustadt. Das sind häufig Stadtteile, in denen 2015 die Fluktuation besonders hoch war, weil dort größere oder mehrere Einrichtungen zur Unterbringung von Geflüchteten lagen beziehungsweise teilweise noch liegen, wie zum Beispiel in Mittelfeld, Bult oder in Linden-Süd. Zu den „immobilsten“ und am wenigsten fluktuierenden Stadtteilen zählen Waldheim, Isernhagen-Süd und Wülferode, deren EinwohnerInnen seltener zu-, fort- oder umziehen.
Welches sind die hauptsächlich gesprochenen Sprachen neben Deutsch?
Hannover weist – wie jede Großstadt – eine enorme Sprachenvielfalt auf. Neben Deutsch werden derzeit schätzungsweise mindestens 70 weitere Sprachen gesprochen. Für fast 24.000 HannoveranerInnen ist Türkisch eine Alltagssprache – und damit nach beziehungsweise neben Deutsch die mit Abstand am häufigsten gesprochene Sprache. Mit großem Abstand folgen Arabisch (über 16.000) und Polnisch (über 13.000). Auch Persisch, Englisch und Russisch werden von mindestens jeweils 6.000 HannoveranerInnen gesprochen.
Dabei sind die auf einer Schätzung basierenden Sprachprofile beziehungsweise Sprachenlandschaften in Hannovers Stadtteilen sehr unterschiedlich. Nach Deutsch ist in 31 von allen 49 Stadtteilen Türkisch die hauptsächlich gesprochene Sprache der Eingewanderten und ihrer Nachkommen; Arabisch ist es in den sieben Stadtteilen Mitte, Sahlkamp, List, Groß-Buchholz, Waldhausen, Bult und Mühlenberg; Polnisch in Bemerode, Bothfeld, Heideviertel, Wettbergen, Wülferode und Misburg-Nord; Persisch steht in Seelhorst und Isernhagen Süd auf dem ersten Platz; Englisch dominiert in Kirchrode und Zoo, Rumänisch in Lahe.
Arbeitslosigkeit
Die Arbeitslosigkeit ist bundes- und hannoverweit zurückgegangen und erreicht 2017 erneut historische Tiefstände. In Hannover lag der Anteil der registriert Arbeitslosen Ende 2016 bei sieben Prozent und war damit so niedrig wie nie zuvor seit der Umsetzung der „Hartz IV“-Gesetzgebung im Jahr 2005. Von den positiven Auswirkungen des konjunkturellen Aufschwungs profitieren jedoch nicht alle Gruppen und alle Stadtteile gleichermaßen. Die Arbeitslosigkeit unter AusländerInnen sinkt zwar ebenfalls, liegt aber mit 11,9 Prozent nach wie vor deutlich über dem Durchschnitt. Auch aus diesem Grund weisen die international geprägten Stadtteile meist eine höhere Arbeitslosigkeit auf: In Hainholz, Mittelfeld, Vahrenheide, Sahlkamp, Mühlenberg oder Linden-Süd liegt der Anteil der Arbeitslosen bei jeweils über zehn Prozent.
AdressatInnen
Die Broschüre richtet sich an alle, die aktuelles Wissen über soziale Vielfalt, Dynamik und Wandel vor Ort benötigen, wie zum Beispiel politische Gremien, Stadtteilrunden, Gemeinwesenarbeit oder Quartiersmanagement. Sie eignet sich aber auch für alle, die allgemein an sozialen Entwicklungen in ihrem Stadtteil interessiert sind.
„Ich würde mich sehr freuen, wenn möglichst viele Fachleute und Interessierte diese Informationen für ihre Arbeit in den Gremien, Vereinen und Verbänden oder Stadtteilrunden nutzen würden“, unterstreicht Sozial- und Sportdezernentin Konstanze Beckedorf.
Broschüre online
Die Broschüre „Hannovers Stadtteile – Soziale Vielfalt, Dynamik, Wandel.“ steht als pdf im Internet unter www.hannover.de als Download zur Verfügung.