
Bereits kurz nach Eintreffen der ersten Notrufe wurde Vollalarm für alle Freiwilligen Feuerwehren ausgelöst. Zusätzlich wurden dienstfreie Kräfte der Berufsfeuerwehr aktiviert und Unterstützung aus Laatzen, Langenhagen, Hemmingen und Garbsen angefordert. Insgesamt waren in der Nacht bis zu 568 Einsatzkräfte im Stadtgebiet unterwegs, um Schäden zu beseitigen, Straßen freizuräumen und Wassermassen zu bekämpfen.
Schwerpunktbereiche und massive Schäden
Besondere Einsatzschwerpunkte bildeten der Hauptbahnhof und mehrere Krankenhäuser. Im Untergeschoss des Hauptbahnhofs drangen über 60.000 Liter Wasser in einen Versorgungsschacht ein, wodurch ein Teil der Stromversorgung abgeschaltet werden musste. Die Deutsche Bahn stellte für gestrandete Reisende zwei Aufenthaltszüge bereit, die von rund 800 Personen genutzt wurden, während die Johanniter etwa 1.500 Menschen mit Essen und Getränken versorgten.
Auch medizinische Einrichtungen blieben nicht verschont: In der Kinderklinik auf der Bult wurde ein OP-Bereich überflutet, sodass Pumpen und Wassersauger zum Einsatz kamen.
Ein besonders stark betroffenes Areal war das Fössebad in Limmer, wo das Unwetter über 20 alte Bäume schwer beschädigte. Abgebrochene Kronen und blockierte Wege gefährdeten die Sicherheit des Geländes.
Krisenmodus in der gesamten Stadt
Die Vielzahl der Einsätze führte zu langen Wartezeiten bei nicht akut lebensbedrohlichen Schadenslagen. Teilweise kam es zu Verzögerungen von bis zu einer Stunde, während schwerwiegende Notfälle weiterhin unmittelbar bearbeitet wurden. Um den Notruf 112 zu entlasten, schaltete die Feuerwehr ein zusätzliches Bürgertelefon ein, das inzwischen wieder deaktiviert wurde.
Zahlreiche Veranstaltungen litten unter dem Unwetter. So wurde das Konzert von „Guns N’ Roses“ auf dem Messegelände für etwa 90 Minuten unterbrochen. Die Messe öffnete die Hallen 25 und 26, damit sich die rund 70.000 Besucher in Sicherheit bringen konnten.h3
Tragischer Unfall und letzte Einsätze
Neben den Unwettereinsätzen ereignete sich gegen 21:39 Uhr ein Kellerbrand in der Otto-Brenner-Straße, der jedoch rasch gelöscht werden konnte. Tragisch endete die Nacht für zwei Menschen auf dem Messeschnellweg: Kurz nach 1 Uhr prallte ein Pkw aus ungeklärter Ursache gegen einen Baum. Beide Insassen wurden schwer verletzt und mussten von der Feuerwehr aus dem Fahrzeug befreit werden; eine junge Frau musste noch vor Ort reanimiert werden.
Am Morgen des 23. Juni begannen die Einsatzkräfte nach über zehnstündigem Dauereinsatz, langsam aus dem Dienst entlassen zu werden. Dennoch kamen bis zum Nachmittag weitere 95 Einsätze dazu – überwiegend Wasserschäden und Sturmschäden wie herabgestürzte Äste.
Bilanz einer außergewöhnlichen Nacht
Rund 600 Einsätze, beschädigte Infrastruktur, blockierte Verkehrswege und Schäden an öffentlichen Einrichtungen wie dem Fössebad zeigen das Ausmaß des Unwetters. Feuerwehrchef Claus Lange dankte allen beteiligten Kräften für ihren außerordentlichen Einsatz.
Nach Einschätzung des Deutschen Wetterdienstes waren zunächst keine weiteren Unwetter zu erwarten. Die Feuerwehr Hannover ging jedoch davon aus, dass die Nacharbeiten noch mehrere Stunden andauern würden.
Quelle: Feuerwehr Hannover