Stadtarchiv präsentiert unbekannte Akten der Stadt Linden

Isabelle Hartung mit Akte Nr. 571 von 1639
Isabelle Hartung, Leiterin der Restaurierungswerkstatt des Stadtarchivs Hannover, zeigt Akte Nr. 571 von 1639 in der Reinen Werkbank

Wie bereits vor einiger Zeit bekannt wurde, präsentiert das Stadtarchiv bisher unbekannte alte Akten. Der Archivbestand „2 SK 3.04 Stadt Linden“, Linden erhielt übrigens am 1. April 1885 die Stadtrechte, enthält 1.342 Archivalien (23 laufende Regalmeter). Es sind jene Lindener Akten, die nach der Eingemeindung nicht mehr benötigt und daher 1920 eingelagert wurden. 1951 wurden sie dem Archiv übergeben (Aktenzeichen 4/1951).

Die genaue Geschichte des Bestands ist noch unerforscht. Sicher ist nur: Bei Kriegsende lagerten die Akten im Keller des Neuen Rathauses am Trammplatz 2, wo sie im Februar 1946 vom Leinehochwasser in Mitleidenschaft gezogen wurden. Zwei Drittel der Akten sind daher bis heute von Schimmelpilzen befallen oder anderweitig beschädigt. Sie lagern heute in einem gesonderten „Schimmelraum“ des Stadtarchivs. Nur 513 Archivalien, das entspricht 38 Prozent des Bestands, sind regulär benutzbar und wurden bereits für die Lindener Stadtgeschichtsforschung genutzt.

Verschiedene Themenbereiche werden abgedeckt

Stadtwappen von Linden
Wappen von Linden

Inhaltlich decken die Akten einen Zeitraum von 1639 bis 1932 ab und verteilen sich auf die Bereiche Stadtverwaltung (ein Drittel) und Angelegenheiten der Polizei- und Landesverwaltung (zwei Drittel). Vereinzelt sind auch Akten der 1909 mit Linden vereinten Gemeinden Badenstedt, Bornum, Davenstedt und Limmer enthalten. Zum Bestand gehören ferner mehrere Hundert Pläne, die aus den Akten entnommen und restauriert wurden. Sie lagern im Kartenmagazin.

Die Recherche erfolgte bislang in einem Aktenverzeichnis. Zur Erleichterung der Benutzung wird dieses Verzeichnis nun erstmals im Niedersächsischen Archivportal www.arcinsys.niedersachsen.de zur online-Recherche freigegeben.

Die beschädigten Akten müssen vor einer Benutzung in der Werkstatt geprüft und aufwendig behandelt werden. Zum Teil findet auch die Benutzung in der Werkstatt statt.

Es wird laufend professionell weiter restauriert

Das Archiv plant, die Restaurierung der mehr als 800 betroffenen Akten durch ein Fachunternehmen durchführen zu lassen. Hierfür wurden Fördermittel eingeworben, etwa bei der Bundesbeauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, die den Erhalt überregional bedeutsamen schriftlichen Kulturgutes mit einem Sonderprogramm fördert.

Lindener Rathaus um 1900
Das Lindener Rathaus um 1900 – Einst Verwaltungssitz der Stadt Linden

Beispiele für noch nutzbare Akten sind:

  • Nr. 6 und 8: Hier geht es um den Anschluss des Dorfes Linden an die Königliche Residenzstadt Hannover (1881 bis 1889 und 1865 bis 1908).

Beispiele für beschädigte Akten sind:

  • Nr. 571: Probleme und deren Regulierung im Zuge der Erbauung und Unterhaltung der Brücke über die Ihme vor dem Calenberger Tor (1639 bis 1900).
  • Nr. 300: Rechnungsablage für den Wasserstraßengarantiefonds (1915 bis 1919).
  • Nr. 298: Sammlung der Protokolle über Bewilligungen aus den Kriegsentschädigungserhöhungsfonds (1914 bis 1918).

Eine bereits restaurierte Akte ist:

  • Nr. 535: Errichtung einer Privatschule seitens der hannoverschen Baumwollspinnerei und –Weberei in Linden (1858 bis 1888).

Das Stadtarchiv besitzt noch zahlreiche weitere Archivalien zu Linden, die zum Teil ebenfalls schon im Archivportal recherchierbar sind. Viele der 1920 von der Verwaltung noch benötigten und in die laufende Registratur übernommenen Lindener Altakten gelangten mit späteren Registraturabgaben ins Archiv, insbesondere mit der sogenannten Hauptregistratur, aber auch mit den Bürgerrechtsakten, Personalakten, Friedhofsbüchern und Meldeunterlagen. Andere, jüngere Archivalien betreffen unter anderem die Sanierung der Lindener Altbaubezirke seit den 1970er-Jahren, die ehemalige Hautklinik, das Ihmezentrum oder Bezirksratssachen.

Viele Informationen zur Geschichte von Linden (und auch Limmer) bietet Punkt-Linden hier.
So Schimmel in der Wohnung vorbeugen

Bildnachweis: Martin Illmann, Stadtarchiv Hannover, Unbekannt