Musiktheater BAD benötigt Hilfe, um weiter zu überleben

bad Kultur-PoolDas Musiktheater BAD, neben dem Westschnellweg an den Herrenhäuser Gärten gelegen, hat eine lange Geschichte. Der Kulturstandort BAD ist zwar nicht in Linden, gehört aber irgendwie dazu. Deshalb möchte Punkt-Linden hier mit einem Aufruf unterstützen.

Seit über 30 Jahren ist dieser Ort als „Eventlocation“ bekannt. Es waren tolle Gäste dort, so: Nirvana (vor der Veröffentlichung ihres ersten Albums „Bleach“), Nina Hagen, Helge Schneider, Tito & Tarantula, R.A. The Rugged Man, Die Firma, Rammstein (!), Voivod und mehr.

bad EingangVeranstaltungen wie z. B. NOFX, One Love Festival mit (Sido und Marteria), Ska-P, Bloodhound Gang, K.I.Z., More Fire Festival, Secret Garden Festival … u.v.a. fanden im bis zu 5.000 Menschen fassenden alten Schwimmbecken sowie auf der Indoor Bühne statt.

Was ist passiert?

Nun gab es im Januar Zeit leider einen Vorfall, bei dem Unbekannte Molotow-Cocktails in das Gebäude warfen. Hier wurde damit so gut wie alles zerstört, auch die Heizungsanlage ist betroffen. Die Räumlichkeiten dürfen bis heute nicht betreten werden. Deshalb fehlen jetzt ungünstigerweise sämtliche Einnahmen, um wiederum die Beseitigung der Schäden zu bewältigen.

Seit 2001 ist Violetta Fett die Chefin beim derzeitigen Betreiberverein Kulturpool e.V. und lässt nicht locker: Das BAD muss weiter bestehen! Das Gebäude war versichert, die Ausstattung, so wie die vor Kurzem angeschaffte Musiktechnik, nicht. Die Versicherungsbeiträge waren einfach zu hoch. Deshalb hat nicht sie, sondern ein großer Fan vom BAD, eine Spendenkampagne ins Leben gerufen. Bei gofuhttps://gofund.me/9e4a61acndme kann jeder gerne einen kleinen oder besser einen größeren Beitrag leisten.

Musiktheater bad

Ein bisschen BAD-Geschichte

Im Jahre 1892 wurde der Hannoverscher Schwimmverein HSV gegründet und ist damit der älteste Schwimmverein in Hannover. Männer und Frauen (!) konnten dort Angebote zum Schwimmen, für Wasserball und Sporttauchen wahrnehmen. Schwimmsport war früher eine ausgesprochene Sommeraktivität, deshalb hat man das dann in den kalten Monaten ins damalige Goseriedebad verlegt. In Herrenhausen wurde dann 1938 ein eigenes Schwimmbad mit Vereinsheim eröffnet, das HSV-Bad.

Im Jahr 1980 wurde das Vereinsbad aufgegeben, etwas später entstand hier das Musiktheater BAD. Eine Anekdote dazu: die Straßenbeleuchtung wurde damals bis hierher verlegt, weil eine alte Genehmigung aus der Nazizeit vorlag und von der Stadt akzeptiert wurde.  Die Turnerschaft Hannover von 1852 e.V. neben dem BAD hat dabei „in die Röhre geschaut“ bzw. ins Dunkle geschaut.

Hier eine alte Pressemappe für Lesewillige

Der Kultur-Pool e.V. betreibt seit Dezember 2001 das Musiktheater BAD.

Das BAD als Begegnungszentrum und Veranstaltungsort kann auf eine fast 20-jährige Kulturarbeit mit multikulturellen Veranstaltungen zurückschauen.
Der gemeinnützige Träger mit seinen 30 Mitgliedern wird dieser Tradition treu bleiben und sie noch ausweiten, weiterhin Nischen-Kultur und Randgruppen fördern, sowie allen Interessierten einen Rahmen bieten, unterschiedliche kulturelle Bedürfnisse zu leben.
Der Raum, der hier geschaffen wurde, soll u.a. zu kommunikativer Provokation und kreativer Selbstinszenierung einladen.
Veranstaltungsreihen mit unterschiedlichen Schwerpunkten, Musik der verschiedensten Genres, Theater, Kleinkunst und vieles mehr ist geplant und wird schon umgesetzt. Auf dem Gelände ist die einzige feststehende, alternative Open-Air-Bühne Hannovers und wir werden sie mit unseren inhaltlichen Zielen und Leben füllen!

Besonders der Jugendkultur gilt unser Interesse. Geplant sind u.a. Kindernachmittage auf dem freien Gelände, das Heranführen und Testen von neuen Medien und Technologien. Ebenso ist uns die Integration von Ausländern (Raum bieten für ihre Lebensform) ein Anliegen. Internationale Abende mit Folklore finden bereits statt.
Ebenso ist die monatlich stattfindende Nacht der Frauen fester Bestandteil unseres Programms und als ein Standbein der Frauenkulturarbeit gedacht. Freie Initiativen und Künstler sollen ebenso fest verankert werden.

Das Gelände des BAD und die damit uns zur Verfügung stehenden technischen Mittel sowie das Know-how aller unserer Mitglieder und Förderer, sollen all denjenigen eine Heimat bieten, die als sog. Randgruppen in unserer Gesellschaft sonst nur schwer einen geeigneten Rahmen für ihre Aktivitäten finden.
Das Gelände wird bereits für sportliche und kulturelle Aktivitäten genutzt. Seit Kurzem ist die Interessengemeinschaft für Mittelalter und Fantasy bei uns beheimatet.
Der Verein möchte dort einen Beitrag zur hannoverschen Kulturszene leisten, wo andere Institutionen ihre Grenzen geschlossen halten, um durch ein Miteinander verschiedenster Menschen und ihrer Interessen der Ausgrenzung und Gettoisierung auf breiter kultureller Basis entgegenzuwirken.

Regelmäßige Veranstaltungen:

  • Nacht der Frauen, Treffpunkt, Veranstaltung, Party von und für Frauen aus den unterschiedlichsten Frauenprojekten in und um Hannover
  • Morefire: Audiotop, gegründet im Winter`97 von verschiedenen DJ’s, Technikern und Musik-Freaks
  • Live-Bands
  • Themenabend Party-Kultur
  • Feste Gruppen auf dem Gelände wie die Interessengemeinschaft für Mittelalter und Fantasy

Ein kurzer Rückblick auf 20 Jahre BAD

Die Geschichte des BAD als Kulturzentrum und Veranstaltungsort ist so vielfältig wie die Menschen, die daran beteiligt waren, diesen Ort über die vielen Jahre hinweg, mit allen denkbaren Höhen und Tiefen, zu dem zu machen, was er ist. Ein ehemaliges Schwimmbad in einem Landschaftsschutzgebiet, das in den Vierzigerjahren auch mal als Spielbank diente und heute mit seiner großen Außenbühne, dem Gelände drumherum und den verschiedenen Ebenen im Haus Möglichkeiten bietet, unterschiedlichste kulturelle Aktivitäten zu fördern und entsprechende Veranstaltungen durchzuführen.

Begonnen hatte alles als Kollektivbetrieb in den 80er-Jahren, sich dann zur GmbH, – mit wechselnden Gesellschaftern – entwickelt. Heute betreibt ein gemeinnütziger Verein das BAD. Doch ganz gleich, wer auch immer Besitzer des BAD war, etwas war ihnen allen gemein und Anliegen

  • Förderung von Jugendkulturarbeit, speziell die der sogenannten Randgruppen, die anders kaum den geeigneten Rahmen fanden
  • Multikulturelle Veranstaltungen, die Berührung mit fremden Kulturen fördern und der Ausgrenzung anders Seiender entgegenzuwirken
  • Frauenkulturarbeit in all ihrem Facettenreichtum
  • Jungen Künstlern kreativen Raum bieten zur Entfaltung
  • Der Gettoisierung von Randgruppen entgegenzuwirken und die Integration zu fördern.

Und was wäre besser geeignet als Musik, Medium zur Verständigung und Integration? Daher war und ist Musik, sowohl live als auch im Discobetrieb, schon immer ein bedeutungsvoller Bestandteil dieser Kulturarbeit im BAD. Viele heute namhafte Künstler haben an diesem Ort ihre ersten Schritte begonnen, sich ausprobiert und sich dann ihrem immer mehr wachsendem Publikum gestellt.

Internationale Künstler aus aller Welt waren in den letzten 20 Jahren auf den BAD-Bühnen zuhause. Müßig alle Namen zu nennen, die hier aufgetreten sind und immer wieder gerne kamen, weil sie sich hier wohlfühlten. Von Helge Schneider über Jazzkantine, Gwor, NO FX, H-Blockx, Youssou N’Dour, Wu Tang Clan, Galliano, Tocotronic, Bates, Dieter Thomas Kuhn, Nina Hagen, Guano Apes, Paco De Lucia, Fettes Brot, Blumfeld Urban Dance Squard, No Sports, Rainbirds, Mr. Review, Culture Pearls, Mouse on Mars, Rosenstolz, The Busters, Krupps, Desmond Dekker, Vic Chesnut, Dead Moon, The Walkabouts, Bobby Byrd zu Pharacyde und Rockers Hifi, um nur einige zu nennen.

Das gilt auch für die hannoversche Musikszene. Ob zum Üben, Ausprobieren eines neuen Programms oder zum Drehen eines Musikclips, das BAD stand immer allen offen und wurde auch genutzt. Fury, Terry Hoax, Shifty Sheriffs, Tom Drops u.a. – um auch hier nur einige zu nennen.
Aus einigen Livemitschnitten von Konzerten im BAD wurden später CDs produziert, was für die hohe technische Qualität der BAD Anlagen spricht. Nachwuchsbands waren im BAD zu Hause genau wie die wirklich großen Namen der Branche.
In den Sommermonaten wurde die 2.500 qm große Grünfläche zum Kaffeegarten, Biergarten oder einfach Treffpunkt zum Relaxen.

Sportliche Aktivitäten fanden hier auch ihren Raum. Es gab immer auch genügend Raum für Kinder und Spiele.
Trotz immenser Kostenexplosionen, neue große Außenbühne, Hauskauf statt Miete, die explodierende Erbpacht der Stadt Hannover, Schallgutachten, Einzäunung des Geländes, Schilfkläranlage und immer wieder die Instandsetzung nach dem jährlichen Hochwasser, ist es den wechselnden Betreibern des BAD gelungen, die Kulturarbeit auf breiter Basis am Leben zu halten, was oft nicht einfach war und ist. Fördermittel hat es für das BAD nie gegeben.

Viele Menschen haben das BAD in diesen Jahren unterstützt. All denen sei an dieser Stelle DANK gesagt. Denn ohne sie wäre der Kultur – Pool e.V. heute nicht in der Lage, an die vielen guten Traditionen von 20 Jahren anzuknüpfen und auszuweiten.

Quelle: Violetta Fett/Kultur Pool

Bildnachweis: Kultur Pool, bad