Frau Gaedtke ist bei ihren Schülerinnen und Schülern der Klasse 2b beliebt und wird von Eltern und Kollegium gleichermaßen geschätzt. Die Elternschaft der Klasse hat nun einen offenen Brief an Politik, Verwaltung und die Medien verfasst, um auf ihre besondere Situation aufmerksam zu machen. Ihr Wunsch: Frau Gaedtke soll die Kinder weiterhin unterrichten und sie idealerweise bis zum Ende ihrer Grundschulzeit begleiten.
Doch genau das scheint unmöglich. Frau Gaedtke hat ihre Tätigkeit als Lehrerin bereits um drei Jahre über die offizielle Altersgrenze hinaus verlängert, wie es gemäß § 36 des Niedersächsischen Beamtengesetzes (NBG) möglich ist. Weitere Verlängerungen sind aufgrund der strikten Formulierungen des Gesetzes jedoch ausgeschlossen. Auch die von Niedersachsens Kultusministerin Julia Willie Hamburg in einer Pressemitteilung vom 1. November 2023 genannten Möglichkeiten zur Verlängerung sind in diesem Fall bereits ausgeschöpft.
Der Fall von Frau Gaedtke verdeutlicht die Diskrepanz zwischen der dringend benötigten Unterstützung durch erfahrene Lehrkräfte und den rechtlichen Beschränkungen, die engagierten Lehrern im Weg stehen. Während Niedersachsen und andere Bundesländer verzweifelt nach Lösungen für den Lehrermangel suchen, könnte ein flexiblerer Umgang mit Ruhestandsregelungen für Lehrerinnen und Lehrer wie Frau Gaedtke eine wichtige Maßnahme sein.
Die Eltern hoffen, dass ihr offener Brief Gehör findet und zu einer Debatte darüber anregt, wie das Bildungssystem von erfahrenen und motivierten Lehrkräften profitieren kann – auch jenseits der starren gesetzlichen Vorgaben. Der Wunsch der Eltern, ihre Kinder von einer geschätzten Lehrerin weiter begleiten zu lassen, zeigt nicht nur die Wertschätzung für Frau Gaedtke, sondern auch den dringenden Handlungsbedarf in der Bildungspolitik.
Offener Brief im Wortlaut:
Schaffen pragmatischer Lösungen zur Weiterbeschäftigung einer kompetenten und erfahrenen Lehrkraft
Hannover, 27. Januar 2025
Sehr geehrte Damen und Herren,
mit diesem offenen Brief möchten wir Sie auf ein dringendes Problem im Bereich des Lehrermangels aufmerksam machen. Dieses Problem wird im konkreten Fall unserer Klassenlehrerin Frau Gaedtke sichtbar.
Frau Gaedtke ist eine hochkompetente Grundschullehrerin mit vielen Jahren Berufserfahrung. Als Eltern haben wir den großen Wunsch, dass sie unsere Kinder über die gesamte Grundschulzeit begleitet. Bedauerlicherweise ist es jedoch so, dass Frau Gaedtke im Sommer in den Ruhestand gehen muss. Da sie den Eintritt in den Ruhestand gemäß § 36 NBG bereits um 3 Jahre hinausgeschoben hat, bestehen
aufgrund der strikten Formulierungen des Paragrafen keinerlei Möglichkeiten für eine weitere reguläre Tätigkeit als Lehrkraft.
Im Zuge unseres sehr freundlichen Dialogs mit verschiedenen Stellen (u.a. Schulleitung, Regionales Landesamt für Schule und Bildung Hannover) wurde uns stets versichert, dass unser Engagement sehr begrüßt werde. Allerdings könne in diesem Fall leider nichts für uns getan werden. Denn gegen geltendes Recht könne nun einmal nicht verstoßen werden. Es bestehe für Frau Gaedtke bestenfalls die Möglichkeit, die Klasse noch 10 Stunden pro Woche zu begleiten. Dieses Modell erfordert unseres Wissens jedoch eine halbjährliche Beantragung und ist aufgrund offener Finanzierungsfragen kein Modell, das langfristige Planbarkeit bietet. Insgesamt also eine Variante, die für uns Eltern mehr als unbefriedigend ist.
Mit Blick auf den akuten Lehrermangel an der Egestorffschule, in Hannover und ganz Niedersachsen ist es für uns Eltern – und wir hoffen auch für Sie – sehr schwer verständlich, dass eine fähige und motivierte Lehrkraft nicht mehr ihrem Beruf nachgehen darf.
Wir wenden uns daher an Sie, weil wir auf Ihre Hilfe hoffen. Konkret möchten wir Sie, die für dieses Thema zuständigen Mitarbeiter in den Schulen, (Schul-)Verwaltungen sowie Vertreter aus der Politik, um folgende Dinge bitten:
- Bitte nutzen Sie Ihre Einflussmöglichkeiten und schaffen Sie kurzfristig pragmatische Möglichkeiten, damit Frau Gaedtke über den Sommer 2025 hinaus mit deutlich mehr als 10 Stunden die Klasse 2b der Egestorffschule unterrichten kann. Dies ist aus unserer Sicht die vorrangige und dringendste Forderung.
- Bitte nutzen Sie Ihre Einflussmöglichkeiten, um mittelfristig Regelungen zu schaffen, die es anderen Lehrkräften in ähnlicher Situation ermöglichen, ihren Eintritt in den Ruhestand mehrfach aufzuschieben.
- Bitte nutzen Sie Ihre Einflussmöglichkeiten, um die offenkundig völlig aus der Zeit gefallene Maßgabe des § 36 NBG zu verändern. Damit kann eine langfristige, rechtssichere Möglichkeit geschaffen werden, um motivierte und fähige Lehrkräfte nicht an ihrer Berufsausübung zu behindern.
Wir hoffen sehr auf Ihre Unterstützung bei diesem wichtigen Thema. Denn eine stabile Lernatmosphäre, die für die erfolgreiche Entwicklung unserer Kinder unerlässlich ist, kann nur durch kompetente und ausreichend vorhandene Lehrkräfte gewährleistet werden.
Mit freundlichen Grüßen
Die Elternschaft der Klasse 2b (Egestorffschule Hannover)
Vielen Dank für diesen Artikel und die Aufmerksamkeit für dieses wichtige Thema! Der Fall von Frau Gaedtke zeigt nicht nur die Probleme im Bildungssystem, sondern auch die Notwendigkeit, bürokratische Hürden zu überdenken, um engagierte Lehrkräfte weiterhin unterstützen zu können. Wir hoffen, dass unser offener Brief eine Diskussion anregt und zu Lösungen führt, die sowohl Lehrkräfte als auch Schüler*innen zugutekommen.