Genossenschaft: Gegen Spekulation und Mietpreissteigerung

Die Genossenschaft ist Anfang der 1980er-Jahre aus Stadtteilinitiativen heraus gegründet worden. „Ziel damals wie heute ist es, die Verdrängung der Stadtteilbewohner*innen durch Spekulation und Mietpreissteigerung zu verhindern. Vorrangig werden darum bei der Wohnungsvergabe Menschen aus dem Stadtteil mit B-Schein-Berechtigung bzw. niedrigem Einkommen berücksichtigt“, heißt es im Jahr 2023 in einem Beitrag zum 40. Geburtstag.

WSL-Aufsichtsräte Baumert, Runge und Barkhoff
Von links: WSL-Aufsichtsräte Günther Baumert, Gerd Runge und Ernst Barkhoff

Es gibt derzeit rund 380 Genossenschaftswohnungen

Punkt-Linden traf die WSL-Aufsichtsratsmitglieder Günther Baumert, Gerd Runge und Ernst Barkhoff in der Deisterstraße 69, wo die Genossenschaft seit Jahren ihren Sitz hat. Davor unterhielt sie ihr Büro im Bürgerhaus Großkopfstraße, ebenfalls in Linden-Süd. Zur Wohnungsgenossenschaft Selbsthilfe Linden gehören aktuell ca. 380 Wohnungen plus etwa 20 Gewerbeeinheiten.

Die allermeisten Bewohner*innen sind auch gleichzeitig Mitglieder der WSL, deren Zahl beträgt derzeit 412. Der einmalig zu zahlende Genossenschaftsanteil liegt bei 600 €. „Mit dem Augenmerk auf Selbsthilfe statt Eigenkapital, weitreichende Mitbestimmungsrechte und ein gleichberechtigtes Miteinander von deutschen und ausländischen ‚Lindenern‘ wurde die WSL zu einem stabilisierenden wohnungspolitischen Instrument“, so eine Selbsteinschätzung im Internet. „Wir haben den gemeinwohlorientierten Anspruch, Leute aus dem Stadtteil mit nachhaltig bezahlbarem Wohnraum zu versorgen“, sagt Aufsichtsrat Ernst Barkhoff.

Zwei zuerst übernommene Genossenschafts-Häuser liegen in der Großkopfstraße 7 und in der Albertstraße 20. Beide Objekte wurden der WSL von der Landeshauptstadt Hannover übertragen – im Rahmen der gesetzlich gebotenen Reprivatisierung nach Abschluss der Stadtsanierung. Mit Selbsthilfe der Bewohner*innen bei Sanierungsarbeiten konnten bei der Finanzierung fehlende Eigenmittel ersetzt werden.

Das letzte von der Genossenschaft von einer privaten Hauseigentümerin übernommene Gebäude liegt in Ahlem. „Wir haben weiterhin Interesse an der Übernahme sozial orientierter Objekte“, sagt Aufsichtsratsvorsitzender Gerd Runge. Ernst Barkhoff ergänzt: „Wir würden gerne noch mehr Häuser erwerben und warten auf entsprechende Angebote!“

Die WSL realisiert auch Neubauprojekte

Im von der Stadt 2016 ausgeschriebenen Neubau-Gebiet Ohehöfe Nähe Schwarzer Bär baute die Genossenschaft zwei Häuser mit zusammen 22 Wohnungen für Baugemeinschaften. „Mit den beiden Wohngruppen ‚WohnIdee‘ und ‚7plus‘ hat die WSL ihren Wohnungsbestand um eine neue Form des selbstbestimmten Wohnens erweitert“, meint dazu Aufsichtsrat Günther Baumert, der seit September 2021 selbst dort wohnt. Die Finanzierung sei teilweise über Privatdarlehen gelaufen, in einem der Häuser gäbe es fünf geförderte Mietwohnungen mit einem Quadratmeter-Preis von 6,50 bis 7.00 Euro. Auch dies ist ein deutlicher Beitrag gegen die anderenorts im Stadtbezirk zu beobachtenden Gentrifizierungstendenzen. Archtekt Gerd Runge: „Deshalb ist dauerhaft gemeinwohlorientierter Wohnungsbau so wichtig!“

Bildnachweis: Wolfgang Becker