Nach aktueller Berichterstattung (NP vom 18.03.2020) herrscht insbesondere während der anhaltenden Coronakrise bei obdachlosen Bürger*innen große Angst vor dem Virus und vor Hunger. Es ist außerdem schwierig, die Lebensmittelversorgungslage für obdachlose Menschen in gewohnter Form aufrechtzuerhalten. Das ist eine echte Herausforderung für alle Helfer*innen. Die jetzige Situation hat eine verstärkte Nachfrage nach Lebensmitteln bei Tafeln und Sozialläden ausgelöst.
Viele Tafeln sind außerdem auf freiwillige Fahrer*innen angewiesen, um die Ware von den Supermärkten an die Ausgabestellen zu transportieren, da etliche den Risikogruppen angehörige Transporteure zeitweise die Waren aufgrund der Ansteckungsgefahr nicht mehr an das Ziel bringen können. Somit sind Tafeln, wie der Lindener Tisch momentan völlig überlastet. In den Supermärkten sind zudem durch Hamsterkäufe häufig nur noch teure Markenprodukte erhältlich, die für bedürftige Menschen zu teuer sind.
Hilferuf vom Lindener Tisch
Diese Woche ereilte die LINKSFRAKTION im Rat der Stadt Hannover ein Hilferuf, Bernd Konieczny vom „Lindener Tisch e.V.“ meldete sich: „Mir sind Fahrer für die Lebensmitteltransporte ausgefallen und ich finde keinen Ersatz…“. Und das, während doch in der Corona-Krise gerade Obdachlose und arme Menschen besonders betroffen sind.
Wir fackelten nicht lange und heute ist daher unser Geschäftsführer Andreas Brändle ab 8 Uhr unterstützend im Einsatz gewesen.
Leider musste er dabei auch erfahren, dass ausgerechnet in dieser Krisenzeit die Spenden der Lebensmittelketten nicht mehr so üppig ausfallen, wie sonst. Und ein bekannter Brotproduzent hat sogar sämtliche Spenden vorerst gecancelt. Glück im Unglück: Die Kantinen schließen derzeit aufgrund der Situation und so konnte kurzfristig die Nahrungsmittellücke geschlossen werden. Aber keiner weiß, was schon nächste Woche sein wird. Wenn sich nichts Grundlegendes beim Spendenaufkommen ändert, müsste dann auch noch die letzte Tafel in Hannover schließen, die gerade noch ihren Betrieb aufrechterhält und mindestens 200 Menschen pro Tag müssten dann auf die dringend benötigte Versorgung verzichten.
Forderung von DIE LINKE
Dazu der Fraktionsvorsitzende und sozialpolitische Sprecher der Linksfraktion Dirk Machentanz (DIE LINKE): „Wir fordern in der Coronakrise zusätzlich 200 Euro monatlich für alle Transferleistungsbeziehende, damit diese sich lebenswichtige Vorräte anschaffen können. Arbeitslose und obdachlose Bürger*innen sowie Sozialrentner haben nicht die finanziellen Mittel, um sich für mehrere Tage am Stück ausreichend zu versorgen, schon gar nicht mit Markenprodukten, da die günstigen Lebensmittel häufig schon ausverkauft sind! Wir fordern außerdem, Stromsperren und Zwangsräumungen sofort zu stoppen, um die betroffenen Bürger*innen in dieser Ausnahmesituation nicht noch mehr an den Rand der Existenz zu bringen! Gleichzeitig gilt mein Respekt allen freiwilligen Helfer*innen, die den lebenswichtigen Betrieb der Tafeln durch ihr Engagement mit aufrechterhalten!“