Als „Gemeinschaft des Lichtes“ versteht sich die islamische Gemeinde Jama’at-un Nur, die es seit den 70er Jahren auch in Hannover-Linden gibt. Seit dem Jahre 2000 residiert sie in einem umgebauten kleinen Firmengebäude in der Dieckbornstraße in Linden-Mitte und präsentiert sich dort gerne der Öffentlichkeit. Auch die Malteser genossen im Rahmen ihres Programms „Malteser Pastoral“ am Donnerstagabend, 5. September, die Gastfreundschaft der Muslime.
Weiblich, gebildet, redegewandt und weltoffen – Nurdan Kudu ist das Gegenteil von dem, was manche Zeitgenossen sich unter einer jungen Muslimin vorstellen. Die 25-Jährige hat einen Studienabschluss in islamischer Theologie an der Universität Osnabrück und studiert jetzt in Hannover Biologie. Berufsziel: eine Stelle in der Biomedizin. Ihr Vater wolle nicht, dass sie schon heirate, „erst soll ich noch studieren“, erzählt die junge Kopftuchträgerin später lächelnd beim türkischen Tee und sagt auch das: „Wir Frauen haben hier in der Moschee fast mehr zu sagen als die Männer.“
Da hat die junge, selbstbewusste Frau die kleine Gruppe der sechs interessierten Malteser schon kenntnisreich durch die Moschee geführt, in den Unterrichtsräumen aus der Geschichte der Gemeinde mit ihren derzeit rund 300 meist türkischstämmigen Mitgliedern erzählt und deutlich gemacht, wie sehr die Gemeinschaft Wert legt auf gute Bildung und ebenso gute Beziehungen zur deutschen Gesellschaft. Integration sei wichtig, sagt die junge Studentin, ihren Islamunterricht in der Moschee hält sie auf Deutsch und wirft Islamisten vor, den Koran bewusst falsch zu übersetzen. Dabei macht sie aber auch deutlich: An den Gebetszeiten hält sie fest, so oft sie kann und auch von ihrem Kopftuch lässt sie nicht, selbst im Labor. Was sich Nurdan Kudu von der deutschen Mehrheitsgesellschaft wünscht, wie sich Gräben überwinden ließen? „Wir brauchen mehr Dialog“, sagt die junge Frau sofort, „wir brauchen mehr Miteinander-Reden und mehr Mitgefühl. Mitgefühl mit dem Nächsten ist ganz wichtig!“
Wer wollte da widersprechen? Beeindruckt und mit einem guten Gefühl verließen die Malteser das gastliche Haus.