Die drei warmen Brüder an der Ihme
Siemens Gasturbine hat 100.000 Äquivalenz-Betriebsstunden erreicht
Die im Jahr 1998 im Heizkraftwerk Linden in Betrieb gegangene Siemens-Gasturbine hat vor dem Osterwochenende, am Donnerstag, dem 28. März 2013, die 100.000-ste äquivalente Betriebsstunde absolviert – bei Siemens auch EOH (equal operating hours) genannt. „Insgesamt 1.688 Mal wurde die Gasturbine seitdem gestartet und rund ein Drittel der technischen Turbinenlebensdauer sind damit erreicht. Nach 100.000 EOH sind das erste Mal lebensdauerverlängernde Maßnahmen an einer Siemens Gasturbine durchzuführen. Diese wurden bereits 2011 im Rahmen des Abrisses der Dampfturbine durchgeführt“, sagt Kraftwerksleiter Wolfgang Klingebiel. Aufgrund der hohen Hitzebelastung sind die Service- und Revisionszeitpunkte bei Gasturbinen entlang äquivalenter Betriebsstunden definiert.
„Gasturbinen sind im Grunde am Boden festgeschraubte Düsentriebwerke, die für die Stromerzeugung genutzt werden. Die Erdgasfeuerung erreicht Brennkammertemperaturen von rund 1.300 Grad Celsius“, erläutert Klingebiel weiter. Solche extremen Temperaturen bedeuten eine sehr hohe Belastung der verarbeiteten Werkstoffe und Turbinenschaufeln und können nur mit Hilfe eines ausgeklügelten Kühlkonzepts beherrscht werden.
Inzwischen vier Heißteilrevisionen haben auch gezeigt, wie hart ein Turbinenleben für die dabei verbauten Werkstoffe sein kann. So können die besonders hoch beanspruchten Turbinenschaufeln – jede einzelne zum Preis eines Kleinwagens – durchaus nachhaltig geschädigt werden. Die große Hitze lässt bei unzureichender Kühlung auch Hitzeschildplatten schmelzen.
Die Revisionen und Inspektionen, bei denen die Anlage geöffnet wird, sind zwingende Voraussetzung, um solche Schäden und Verschleißerscheinungen frühzeitig zu erkennen und zu beseitigen (siehe Foto von Technikvorstand Harald Noske und Kraftwerksleiter Wolfgang Klingbiel an der offenen Gasturbine bei großer Revision am 18. April 2008).
Im Fall von Siemens erfolgt die – je nach Hersteller spezifische – Berechnung der EOH an Hand bestimmter Hauptmerkmale: Jeder gefeuerte Start zählt 10 EOH, eine erdgasgefeuerte Betriebsstunde zählt 1 EOH und eine Schutzabschaltung („Trip“) kann, je nach Betriebsweise vor dem Trip, bis zu 170 EOH zählen.
Service, Wartungen und die alle 2.000 EOH erfolgenden Zahlungen an Siemens bauen ebenfalls auf dieses Konzept auf. Alle 8.000 EOH wird eine Brennkammerinspektion durchgeführt. Alle 25.000 EOH wird eine Heißteilrevision durchgeführt. Dabei werden die besonders hoch beanspruchten Turbinenschaufeln ausgewechselt. Nach 100.000 EOH sind das erste Mal lebensdauerverlängernde Maßnahmen an einer Siemens Gasturbine durchzuführen.
Mehr zur Geschichte des Heizkraftwerkes.
Veranstaltungsvorankündigung
Anlässlich der vollständigen Modernisierung der Anlage ist erneut ein Tag des offenen Kraftwerks geplant. Am Sonntag, 9. Juni 2013, können Interessierte von 10.00 bis 18.00 Uhr das Heizkraftwerk Linden besichtigen. Neben dieser Gelegenheit zur Erkundung des Kraftwerks können auch oben genannte Fundstücke aus Revisionen besichtigt werden. Zahlreiche weitere Angebote von enercity bieten facettenreiche Einblicke in die effiziente Erzeugung, Verteilung und Nutzung von Energie.