Bei der aktuellen „Großen Revision“ vom Heizkraftwerk Linden geht es ans Eingemachte, denn nun sind auch der sogenannte „Heißgaspfad“ der Turbine, der stromerzeugende Generator und das Getriebe an der Reihe. Bei der Turbine etwa müssen 391 Schaufeln ausgetauscht werden. Zu diesem seltenen Anlass wird die Gasturbine freigelegt, um die komplette Turbinenbeschaufelung auszutauschen. Die ersten Turbinenschaufeln werden durch Verbrennungsgase mit 17 bar Druck und rund 1200 Grad Celsius hoher Temperatur beaufschlagt. Die Schaufeln weisen dadurch nach einer Betriebszeit von rund 25 000 Stunden eine entsprechend abgenutzte, poröse Oberfläche auf. Bereits ist die neue Beschaufelung zum Großteil im Kraftwerk verfügbar. Die ausgebauten Turbinenschaufeln werden zur Kraftwerkssparte von Siemens nach Berlin gebracht. Dort werden die Schaufeln aufwendig vermessen und, falls möglich, repariert, sodass diese für die nächste Revision zur Verfügung stehen.
Beim benachbarten Generator wird das Innenleben einer grundlegenden Untersuchung unterzogen. Der Generatorrotor (das heißt: die von der Gasturbine angetriebene Welle) wird ausgebaut, um den Generatorstator (also den Strom abgebenden feststehenden Teil) inspizieren zu können. Auch das komplette Getriebe wird einer gründlichen Wartung unterzogen. In der nachgelagerten Dampfturbine werden essenzielle Anlagenkomponenten wie etwa Schnellschluss- und Regelventile überholt. Hochdruck-Fönstutzen werden saniert, damit es dort zu keinem Dampfaustritt kommt.
Im Zuge der anstehenden Erneuerung von Komponenten des Abhitzekessels begeben sich Ingenieure zwecks Prüfung auch in das Innere der Anlage und begehen die rund 1,40 Meter im Querschnitt messenden Trommeln. Diese Trommeln geben das Speisewasser in die Heizflächen des Kessels und sammeln den Dampf aus den Heizflächen. Im Wasser-Dampf-Kreislauf überprüfen die Techniker sämtliche Armaturen. Überdies werden die Kühlwassereinlaufschächte gereinigt. Neben diesen maschinellen Anlagenteilen prüfen die Revisoren auch die gesamte Elektro- und Leittechnik, quasi das „zentrale Nervensystem“ der Anlage, die von der modernen Leitwarte aus gesteuert wird. Die Große Revision im Heizkraftwerk soll am 19. Mai 2008 abgeschlossen sein.

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Das Lindener Kraftwerk erreichte mit der Installation der erdgasbetriebenen GuD-Anlage im Jahr 1998 einen in seiner Leistungsgröße bis dato unerreichten Wirkungsgrad von gut 54 Prozent bei der Erzeugung elektrischer Energie. Bei der kombinierten Produktion von Strom und Fernwärme wird ein Brennstoffnutzungsgrad von rund 88 Prozent erreicht. Mit der Kombination aus Gasturbine und dreistufiger Dampfturbine liefert es heute Strom und Wärme im Mittel- und Grundlastbereich. Das ursprünglich auf Kohlebasis 1962 in Betrieb genommene Heizkraftwerk Linden mit seiner für das Stadtbild charakteristischen Silhouette war auch Ausgangspunkt für das inzwischen weitverzweigte umweltfreundliche Fernwärmenetz, das von allen drei innerstädtischen Kraftwerken der Stadtwerke gespeist wird.
Quelle: Pressemitteilung Stadtwerke Hannover AG