Hannover hat mit dem Lindener Berg (89 Meter über dem Meeresspiegel) mit dem Lindener Turm seinen eigenen „Stadiongipfel“. Obwohl hier nie ein überregional bedeutsamer Fußballverein beheimatet war, birgt das Lindener Stadion eine interessante Geschichte, die über die Grenzen des Stadtbezirks Linden-Limmer hinaus oft unbekannt geblieben ist.
Die Anfänge: Vom Steinbruch zum Sportplatz
Über Jahrhunderte war der Lindener Berg vor allem wegen seiner Rohstoffe von Bedeutung. Neben Kalkstein wurde hier auch Ton abgebaut. Johann „Kalkjohann“ Egestorff, ein bedeutender Unternehmer, erwarb 1803 die Kalkbrennerei und legte damit den Grundstein für die Frühindustrialisierung in Linden. Sein Sohn Georg Egestorff baute später Lokomotiven, was zur Entstehung der Hanomag führte.
Im Jahr 1914 plante der damalige Oberbürgermeister Lodemann, auf dem Gelände des ehemaligen Steinbruchs am Lindener Berg eine große Parkanlage zu errichten. Der Lindener Jugend diente der unebene, abschüssige Steinbruch in dieser Zeit als Abenteuerspielplatz. Der Rat der Stadt beschloss schließlich, hier einen Sportpark zu errichten, und zog sogar den Deutschen Fußball-Bund zurate, um den Sportplatz fachgerecht anzulegen.
Erster Weltkrieg verzögert den Bau
Obwohl die Mittel von 138.500 Mark für den Bau bewilligt wurden und die Bauarbeiten im Herbst 1914 beginnen sollten, verhinderte der Ausbruch des Ersten Weltkriegs den Start. Erst nach dem Krieg, am 8. Februar 1919, wurden die Pläne in einer Versammlung aller Lindener Turn- und Sportvereine wieder aufgenommen.
Die Gründung des Lindener Stadions
1919 begann der Bau der Tribüne, die als aufgeschüttete Rampe mit 20 Stufen für Sitz- und Stehplätze errichtet wurde. Bis 1922 wurde der Bau des letzten Spielfeldes und die Einfriedung fertiggestellt. Am 28. April 1922 beschloss der Magistrat den offiziellen Namen „Volkspark Linden“. Der Volksmund nannte es jedoch von Anfang an „Lindener Stadion“. Am 18. Juni 1922 wurde das Lindener Stadion feierlich eröffnet. Der Sportplatz mit Aschenbahn, Tribüne und einem Tennisplatz wurde groß gefeiert. Zahlreiche Arbeitersportvereine aus Linden und Umgebung waren bei der Einweihung dabei, und ein Umzug von 900 Sportlern marschierte vom Lindener Marktplatz zum Stadion.
Die Tribüne bot Platz für 700 Sitzende und 3.000 Stehende, und 1923 wurden Umkleideräume hinzugefügt. Bis 1928 kamen Toiletten, Waschräume und Kartenhäuschen hinzu. Der Sportplatz diente der Lindener Bevölkerung und den Vereinen, war aber auch Schauplatz für politische Kundgebungen, wie die Versammlungen der Eisernen Front, zu denen sich bis zu 30.000 Menschen versammelten.
Höhepunkt: Ein Länderspiel der Arbeiter-Auswahlen
Im Jahr 1932, zur Reichstagswahl, fand ein Fußball-Länderspiel zwischen den Arbeiter-Auswahlen Deutschlands und Österreichs im Stadion statt. Es war eines der wenigen Großereignisse, das im Lindener Stadion stattfand. Die deutsche Auswahl gewann mit 5:4 vor 6.468 zahlenden Zuschauern, insgesamt waren sogar rund 9.000 Menschen vor Ort – eine Zuschauerzahl, die bei keinem anderen Fußballspiel erreicht wurde.
Neubeginn nach dem Krieg: Das Stadion als Heimat von Linden 07
Nach dem Zweiten Weltkrieg zog der Sportverein Linden 07 im Jahr 1958 in das Lindener Stadion. Ihr vorheriger Standort befand sich neben dem Fössebad. In den folgenden Jahren wurde das Stadion weiter ausgebaut. 1972 entstand hier zusätzlich eine neue Tennisanlage.
Das Stadion heute
Auch wenn das Lindener Stadion nie die Bekanntheit anderer Sportstätten Hannovers erreicht hat, bleibt es ein Ort mit reicher Geschichte. Es steht für den Gemeinschaftsgeist und die sportliche Entwicklung des Stadtbezirks Linden-Limmer und bleibt ein bedeutendes Kapitel in der Sportgeschichte Hannovers.