Kulturhafen muss Veranstaltungen bis auf Weiteres absagen

Schild des Kulturhafen
Schild des Kulturhafen

Im vergangenen Jahr hat der Kulturhafen e.V. auf einem brach liegenden Teil des Grundstücks am Eichenbrink Nr. 5 in Limmer eine Open-Air-Location für kulturelle und musikalische Veranstaltungen errichtet. Dies in bemerkenswerter Eigenleistung der Mitglieder. Erst im Juli besuchte der Oberbürgermeister Belit Onay den Kulturhafen. Bei der Durchführung von Veranstaltungen bemüht sich der Kulturhafen e.V. um die Akzeptanz der umliegenden Anwohner*innen. So wurde z. B. zur Wiederaufnahme der Veranstaltungen nach einer Corona-bedingten Zwangspause Flyer an die Haushalte verteilt, die über getroffene Maßnahmen zum Infektionsschutz und zur Vermeidung von Lärmbelästigungen informierten.

Nun gab der Kulturhafen e.V. am Mittwoch, den 26.8.2020 auf seiner Facebook-Seite bekannt, dass alle Veranstaltungen auf dem Gelände am Eichenbrink bis auf weiteres abgesagt werden müssten. Auslöser dafür sei ein Schreiben des Bauamtes der Landeshauptstadt Hannover, in dem mitgeteilt wird, dass die Durchführung von Veranstaltungen auf dem Hafengrundstück bauordnungsrechtlich unzulässig sei. Vom Kulturhafen e.V. erhielten wir dazu auf Anfrage folgende Stellungnahme (Auszug).

Stellungnahme Kulturhafen e.V.

„Der Fachbereich Planen und Stadtentwicklung hat uns in einem Brief erklärt, dass die Nutzung des Geländes bauordnungsrechtlich nur für Büro- und Lagergebäude, nicht aber für Veranstaltungen jeglicher Art zulässig ist. Wir hatten leider keine Einsicht in den Bau-Plan und wussten daher nicht, dass Veranstaltungen jeglicher Art auf dem Grundstück am Eichenbrink 5 bauordnungsrechtlich untersagt sind. Nachdem wir den Brief erhalten haben, haben wir uns direkt mit einem langen Schreiben an unsere Kontakte in der Stadtverwaltung gewandt, von denen uns viele unterstützt haben und mit derer Hilfe wir erwirken konnten, dass sich alle beteiligten Parteien (inkl. Bauamt, Oberbürgermeister, etc.) mit uns an einen Tisch setzen, um eine gemeinsame Lösung zu finden. Die Lösung könnte beispielsweise eine Sondergenehmigung für das Gelände oder aber auch die Umsiedlung auf eine andere, zugelassene Fläche sein.
Mit Hilfe eines mit dem Gesundheitsamt abgesprochenen Hygienekonzepts und einem ehrenamtlichen diversen Kernteam aus mittlerweile 25 jugendlichen und jungen erwachsenen Vereinsmitglieder*innen, konnten wir unsere Fläche in diesem Jahr trotzdem noch in einer Art Bier(&Limo-)garten-Situation öffnen und dabei einem jungen Publikum verschiedenste Veranstaltungen (oft in Kooperation mit anderen soziopolitischen und kulturellen Kollektiven und Vereinen in Hannover) in den Bereichen Musik, Kunst, Tanz, Bildung und Politik bieten. Dabei endeten unsere Musikveranstaltungen, aus Rücksichtnahme auf die Anwohner*innen selbstverständlich um 22 Uhr. Die Veranstaltungen waren immer sehr gut besucht, was die Relevanz des Kulturhafens verdeutlicht.
Von unseren Mittlerweile 5.000+ Followern (Facebook und Instagram) erhalten wir sehr viel Lob, Zuspruch und Unterstützung. Auch überregional erhalten wir Anfragen von Künstler*innen und Kollektiven zwecks Kooperationen oder von Gästen, die sich nach den besten Anreisemöglichkeiten erkundigen. Der Kulturhafen hat das Ziel zu einer wichtigen und etablierten kulturellen und überregional bekannten Instanz in Hannover zu werden – die aktuelle Ausrichtung und der Zuspruch von außen zeigen uns, dass wir auf dem richtigen Weg sind.[…] Durch die Einstellung der Veranstaltungen mussten wir tolle und vielfältige Veranstaltungen, die in diesem Jahr noch auf dem Gelände des Kulturhafens stattgefunden hätten, absagen. Dazu gehört beispielsweise das Sommerfest des Andersraum e.V. (Queeres Zentrum, Queeres Jugendzentrum, Veranstalter*innen des CSD) mit vielen kommunalen Politiker*innen und einem umfangreichen Bühnenprogramm (geplant für 30.08.2020—> Konnte spontan in den Gretchen-Biergarten verlegt werden) oder das Konzert mit dem jungen international bekannten experimentellen Pianisten Martin Kohlstedt, dessen begrenzte Tickets (~100) innerhalb kürzester Zeit ausverkauft waren und für das Gäste aus ganz Deutschland nach Hannover anreisen (Verlegung des Konzerts noch nicht klar). Kurzum: viele kulturelle und soziopolitische Veranstaltungen für junge Hannoveraner*innen, sowie viel überregionale Aufmerksamkeit auf Hannover als Kultur(haupt-)stadt, mussten abgesagt werden.
Der Kulturhafen e.V. will das etablieren, was Hannover vieler Meinungen nach braucht: Ein überregional bekannter kultureller Freiraum mit einem diversen Programm an kulturellen, politischen und musikalischen Veranstaltungen für ein aufgeschlossenes Publikum, in dem sich jegliche Communities wohlfühlen können und der gut angebunden und unter freiem Himmel ist.“

Punkt-Linden richtete auch eine Anfrage an die Pressestelle der Stadt Hannover zu den Hintergründen der Quasi-Stilllegung des Kulturhafens und erhielt dazu eine eher allgemeine Stellungnahme:

Stellungnahme der Landeshauptstadt Hannover

„Es ist richtig, dass der Kulturhafen für seinen derzeitigen Betrieb keine gültige, jedoch notwendige Genehmigung besitzt. Der Kulturhafen sucht von sich aus das Gespräch mit der Verwaltung und hat seinen Betrieb eingestellt. Das begrüßen wir sehr. Die Verwaltung wird nun zu einem Termin mit allen notwendigen Beteiligten einladen, damit eine möglichst schnelle Beantragung und anschließende Genehmigung in die Wege geleitet werden kann.“

Bildnachweis: M. Illmann, Sebastian Block, Achim Brandau