Vor dem Schulgebäude in der Hohe Straße in Linden-Mitte stand am 12. März ein Streifenwagen der Polizeidirektion Hannover, als fünf große, schwarze Limousinen auf den Schulhof fuhren. Aus einem Audi mit getönten Scheiben sprang US-Botschafterin Amy Gutman und wurde sofort von Schulleiter Matthias Zeidler begrüßt. Für die Sicherheit waren Beamte des LKA Berlin zuständig.
Amy Gutmann besuchte das Lindener Gymnasium Helene-Lange-Schule im Rahmen ihrer Kampagne „Stand Up, Speak Out – for democracy“. Mit ihr sollen Schüler*innen für Demokratie und zivilgesellschaftliches Engagement begeistert werden. Gutmann, die seit Februar 2022 als erste Frau im vereinten Deutschland die Botschaft der Vereinigten Staaten in Berlin leitet, gründete ihre Initiative im Herbst 2023. Seither besucht sie Schulen und Organisationen in ganz Deutschland, um Jugendliche zu motivieren, für Demokratie einzustehen und Gesicht zu zeigen gegen alle Formen von Diskriminierung, Fremdenfeindlichkeit und Hass.
Unter Begleitung zahlreicher Lehrer*innen hatten sich am Dienstagmorgen Hunderte Schüler*innen der Jahrgänge 10 bis 13 im Großgruppenraum der HLS eingefunden. Nach einer Begrüßung durch den Schulleiter sprach die 74-jährige US-amerikanische Spitzendiplomatin über die Verantwortung und Rolle von Jugendlichen in einem demokratischen Gemeinwesen. In ihrer ergreifenden Rede gegen Rassismus und für Demokratie und Gerechtigkeit lobte die eloquent und energisch auftretende Gutman auch die aktuellen Demonstrationen in Deutschland gegen Rechts. „Silence is injustice“, sagte sie unter Beifall des Publikums.
Begleitet wurde Gutmann von Amanda Reich, einer Vertreterin des gemeinnützigen Vereins „Future of Ghana Germany“, der sich in unterschiedlichen Projekten für Deutsche mit afrikanischen Wurzeln stark macht. Ziel ist es, schwarze Vorbilder insbesondere für junge Menschen sichtbarer zu machen. Auf der Bühne saßen auch Lotte Fischer und Daniel Khalil aus dem 12. Jahrgang der Helene-Lange-Schule. Deren Interview-Fragen – wie alle Wortbeiträge auf Englisch – wurden von der Botschafterin zügig beantwortet. Die USA betreffende aktuelle Themen wie „Trump“ oder „Gaza“ wurden dabei leider nicht angeschnitten. Gutmann erinnerte aber an ihre eigene Familiengeschichte: Ihre Eltern führten als Juden bis zur Machtergreifung Hitlers ein glückliches Leben in einem kleinen Ort nahe Nürnberg. 1933 entschieden sie, Deutschland zu verlassen. Ihr Vater sei es gewesen, so Gutmann, der ihr gelehrt hätte, aufzustehen und Courage zu zeigen.