Insolvenz: Vorläufiges Aus für das MiSO-Netzwerk Hannover

MiSO-Plenum, 06.09.2024, Gruppenbild
MiSO-Plenum, 06.09.2024

Das MiSO-Netzwerk Hannover e.V., ein Zusammenschluss von 52 Migrant*innenselbstorganisationen, hat seinen Betrieb eingestellt. Am 29. November 2024 beschloss das Amtsgericht Hannover die Insolvenz des Vereins. Damit endet vorerst die Geschichte eines Netzwerks, das sich seit seiner Gründung in Linden im Mai 2012 als starke Stimme für die Interessenvertretung und Lobbyarbeit von Migrant*innen etablierte.

Schulden und finanzielle Schieflage

Schon im Sommer 2024 wurde bekannt, dass der Verein in finanziellen Schwierigkeiten steckt. Die Schulden, die sich auf bis zu 90.000 Euro belaufen sollen, entstanden vor allem durch eine fehlerhafte Bewirtschaftung von Bundesmitteln aus dem BAMF-Förderprogramm „House of Resources“ und hohe Gehaltsfortzahlungen für zwei ausgeschiedene Mitarbeiterinnen. Am 6. September informierten der Vorstand und die Büroleitung die Mitglieder auf einer Versammlung über die finanzielle Notlage. Nur eine Woche später, am 13. September, meldete MiSO die Insolvenz an.

Mit der Insolvenz endeten alle Aktivitäten des Netzwerks: Die fünf Angestellten wurden freigestellt, die Website abgeschaltet und der Mietvertrag für die Geschäftsstelle am Mengendamm in List gekündigt. Am 13. Dezember wurden die Räumlichkeiten geräumt, und das gesamte Inventar des Vereins wurde auf dem Gelände des Kulturzentrums Faust in Linden eingelagert.

Fördermittel gestrichen

Das Bekanntwerden der Insolvenz hatte weitreichende Konsequenzen. Institutionen wie das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) und die Stadt Hannover stornierten ihre Fördermittel. Insbesondere die jährliche Zuwendung von 51.000 Euro durch die Stadt wurde im Dezember aus dem Doppelhaushalt 2025/2026 gestrichen. Laut Einschätzung der MiSO-Büroleitung war diese Entscheidung „alternativlos“, da der Verein ohne finanzielle Unterstützung handlungsunfähig geworden war.

Rückblick auf die Bedeutung von MiSO

Seit seiner Gründung im Jahr 2012 war MiSO eine wichtige Plattform für Migrant*innenselbstorganisationen in Hannover. Mit Veranstaltungen, Projekten und politischer Arbeit setzte sich der Verein für die Rechte und Belange von Migrant*innen ein. Besonders in der Anfangszeit, als der Verein im Kulturzentrum Faust ansässig war, etablierte sich MiSO als einflussreiche Stimme in der Landeshauptstadt.

Hoffnung auf einen Neuanfang

Trotz der Insolvenz gibt es Hoffnung auf einen Neuanfang. Auf einer Mitgliederversammlung am 14. November betonten einige Aktivist*innen, dass das Netzwerk die Chance habe, sich neu zu organisieren. „Das Netzwerk kann neue Federn entwickeln und wie ein Phönix aus der Asche aufsteigen“, erklärte ein Mitglied. Das MiSO-Plenum plant, kurzfristig einen weiteren Termin zur Ideenfindung anzusetzen, um über die Zukunft des Netzwerks zu beraten.

Bildnachweis: Wolfgang Becker