Die soziale Marktwirtschaft war mithin ein Prinzip der gegenseitigen Verantwortung und Solidarität zur Vermeidung von Armut und auch ostentativem Wohlstand. Das ist beginnend mit der Shareholder-Value-Ideologie über die ungedeckten Wechsel der Immobilienspekulation und endend mit den verlustreichen Geschäften der Derivatzocker vorbei. Aktionäre und Entscheider ohne Verantwortung, die nur Gewinnen und sich selbst gegenüber verpflichtet sind, haben die geregelte Marktwirtschaft zerstört. Aber auch die politischen Entscheider der Industrienationenals korporative Partner tragen ein gerüttelt Maß Verantwortung. Es ist die wichtigste Funktion des Staates und der Staatengemeinschaften, die Belange ihrer Bürger zu vertreten und hierfür einen ordnungspolitischen Rahmen zu setzen. Hier hat sich durch jahrelange Untätigkeit eine Hydrage nährt, deren Gefräßigkeit jetzt über sogenannte Konjunkturfonds ungeniert direkt die Fleischtöpfe der Steuerzahler verschlingt. JedesKonjunkturpaket ist die Zeche für das Versagen in den fetten Jahren. Die „Cadres der neuen Bourgeoisie“ haben bis zuletzt die Unternehmen gemolken und erhalten jetzt den Nachschlag, damit das System nicht zusammenbricht. Die Umverteilung ist im vollen Gange und wird über Staatsverschuldung, Arbeitslosigkeit und Geldentwertung zu neuen sozialen Spannungen führen. Erst wenn es sich wieder lohnt, Kapital über Innovationskraft der Ingenieure, Vertrauensbildung der Banker und verantwortungsbewusstem Handeln der Manager in einem von Politik gestaltetem an ethischen Prinzipien orientierten Ordnungsrahmen zu akkumulieren, kann das virtuelle Kasino geschlossen werden. Erst dann werden Carlyles Nachfolger im Ihme-Zentrum ein nachhaltiges und für alle Beteiligten transparentes Konzept entwickeln. Wenn aber die von Carlyle gesteuerte IZH nur die Mall des Ihmezentrums mit Spekulationsgewinn weiter veräußern möchte und dafür jahrelang vorgetäuschte Bauaktivitäten entfaltet haben sollte und nebenbei die Kommune und damit die Steuerzahler über Gewerbeflächen und Infrastrukturmaßnahmen zur Kasse bittet, dann ist genau das eingetreten, was die schärfsten Kritiker befürchtet haben. Die Mall ist erledigt, noch ist kein Käufer in Sicht, erst neue Zugeständnisse der Kommune werden den nächsten Glücksritter ein Erbarmen haben lassen, die Rosinender Gewerbeverträge bleiben in einer der Schachtel-GmbHs, die anderen lässt man platzen. Das nannte man früher eine Strategie der verbrannten Erde, nur dass manche dem zerstörten Beton des Ihme-Zentrums ebenso wie dem Niedergang der beiden volkswirtschaftlichen Säulen der Bundesrepublik, der Automobilwirtschaft und der Banken alter Konvinienz, keine Träne nachweinen. Wer aber wird für die Folgen zur Rechenschaft gebeten? In welche Bad Bank wird das Ihmezentrum entsorgt? Mag das Menetekel unrecht und nächste Woche Handwerker wieder Lohn und Linden im Herbst einen glitzernden Konsumtempel haben, glauben mag ich das nicht mehr.
Daniel Gardemin, Linden, 20.2.2009, Fortsetzung von: Ihme-Zentrum- EinHauch von Ewigkeit. Das Revitalisierungskonzept Ihme-Zentrum ist am Tiefpunkt angelangt, 6.2.2009 in http://www.lindenspiegelaktuell.de/