Bislang hatte ich mich noch nie mit dem Gedanken beschäftigt, wie Menschen mit einer totalen Sehbehinderung eine Stadtbahn oder einen Linienbus benutzen können. Vereinzelt habe ich schon einmal Menschen mit einem Blindenstock gesehen und diese für ihren Mut bewundert.
Kürzlich bekam in meinem Bekanntenkreis jemand Besuch von einer Bekannten mit einer völligen Sehbehinderung aus einer anderen Stadt. Diese reiste alleine mit dem Zug an und lehnte eine Abholung am Bahnhof ab. Wie kommt nun eine Blinde in einer fremden Stadt zu einer bislang unbekannten Adresse? Sicherlich, ein Taxi könnte da Hilfestellung leisten, wenn diejenige vom Bahnsteig abgeholt werden würde.
Aber wir haben in Hannover einen besonderen Üstra-Dienst: den Fahrgast-Begleitservice. Der Besuch wurde am Bahnhof von einem netten Begleiter vom Zug abgeholt und dann mit der Stadtbahn zu der gewünschten Haltestelle gebracht. Doch nicht genug: Der Begleiter brachte den Besuch sogar bis zur Wohnungstür. Am folgenden Tag klappte die Rückfahrt genauso unkompliziert. Natürlich muss dieser Fahrgastbegleitservice im Vorfeld bestellt werden. Aber dieses Angebot ist für Menschen mit Sehbehinderung und andere mobilitätseingeschränkte Fahrgäste kostenlos.
Ob nun die Üstra oder irgendeine andere Stelle diesen Service finanziert interessiert mich weniger. Ich muss einfach einmal feststellen, in was für einem geilen Land ich leben darf, wo es so einen Service für Menschen mit Handikap gibt.