Die Lindener WählerInnen haben am 27. Oktober mit 53,2 Prozent noch wesentlich deutlicher als die übrige Stadt für eine grün dominierte Stadtpolitik gestimmt. Während CDU und Grüne mit jeweils 32 Prozent stadtweit gleichauf liegen, ist die SPD mit 23,5 Prozent bedient worden. In der einstmals historischen SPD-Hochburg Linden erfreute sich die SPD an nur gut 17 Prozent, während der CDU Kandidat ein für Linden beachtliches 11,6 %-Ergebnis einfahren konnte. Den größten Zuspruch erhielt Grün in Linden-Mitte mit 55,8%, den geringsten in Limmer mit 43,3 Prozent. In Linden-Süd wurde mit 50,1 Prozent immerhin noch eine absolute Mehrheit erreicht. Die KandidatInnen der kleinen Parteien, sowie die EinzelbewerberInnen hatten im Bereich Linden-Limmer stadtweit gesehen ihre besten Achtungserfolge, die erwartungsgemäß nicht an die Ergebnisse der drei favorisierten Kandidaten von SPD, CDU und Grün heran reichen können.
Die rückwärts gewandten, eher an der Ideologie der dreißiger Jahre des vergangenen Jahrhunderts orientierten Ideen der AfD und ihres Kandidaten waren in der Stadt mit 4,6 Prozent beim hannoverschen Wahlvolk angesagt, in den drei Lindener Wahlbezirken mit 2,3 Prozent nur halb so beliebt. Lediglich in Limmer lag der Anteil der rückwärts orientierten Wähler mit 3,6 Prozent Stimmenanteil etwas höher aber noch einen Punkt unter dem Stadtdurchschnitt. Allerdings geht es beim Thema Wahlverhalten der völkisch-national orientierten Wählerschaft auch durchaus heftiger: Auf dem Mühlenberg im Stimmbezirk Ricklingen wurde in einem Wahlraum der Kandidat der AfD mit 20,1 Prozent für tauglich als Oberbürgermeister gehalten. Im selben Wahlraum erhielt auch die Kandidatin der spaßorientierten Partei „Die Partei“ mit 3,4% eines ihrer höchsten Ergebnisse. Alles nur Protestwähler?
Linden-Limmer ist nach diesen Ergebnissen wohl auf dem Wege, der ökologisch und sozial ausgerichtete Vorzeigestadtteil der LHH zu werden. Interessant für die Zukunft wird zu beobachten sein, wie sich die verändernden politischen Kräfteverhältnisse vor dem Hintergrund des Selbstzerlegungsprozesses der SPD auf die Stadt- und Bezirksratspolitik auswirken werden.
Aber am Sonntag, 10. November ist ja erst einmal die notwendige Stichwahl zwischen den beiden Kandidaten Belit Onay (Grüne) und Ecki Scholz (Kand. CDU), da beide mit ihren jeweils 32 Prozent die absolute Mehrheit verfehlt haben. Der grüne Kandidat hat genau 49 Stimmen stadtweit mehr erhalten als sein Konkurrent. Zuschauen muss nun erstmals die SPD, die nach über 70 Jahren nicht mehr den OB in der LHH stellen wird. Unklar ist z.Z. noch, wen die SPD-Wählerschaft bei der Stichwahl unterstützen wird. Auch unter dem Eindruck der am selben Tag stattgefundenen Landtagswahl in Thüringen mit herben SPD Verlusten drängt sich die Frage auf, ob die älteste Partei Deutschlands absehbar zu einer mathematisch ausgedrückt schrumpfenden Restmenge mit asymptotischer Annäherung an 4,99% Wählerschaft werden wird. Irgendwie schade.