In einem unserer Erzählcafés gab dann Heinz Gremmler den entscheidenden Hinweis: Das Schützenhaus Linden stand stadtauswärts an der Straße nach Velber hinter der Steinbreite, d.h. in Davenstedt. Herr Gremmler hat als Kind zusammen mit einem Cousin, der um die Ecke wohnte, mehrmals bei dortigen Sportveranstaltungen („einer Art Radpolo“) zugeschaut. Seiner Einschätzung nach wurde das Gebäude in den 1950er Jahren abgerissen. Durch seine gewohnt hartnäckigen Recherchen konnte Jürgen Wessel zwei weitere Zeitzeuginnen ausfindig machen: Marlene Dörner und Ilse Güttner identifizierten unabhängig voneinander das Grundstück „In der Steinbreite 68“ als ehemaligen Standort des Schützenhauses Linden.
Zu guter Letzt wollten auch wir noch unser Scherflein beitragen und besorgten im Stadtarchiv einen Kartenausschnitt aus dem Jahre 1928 (Maßstab 1:5.000, Blatt „Velber“). Und richtig: Dort ist ein bestimmtes Gebäude als „Schützenhs.“ betitelt. Beim sorgfältigen Kartenvergleich ergab sich dann aber: leider das falsche! Statt Nr. 68 handelt es sich um die Nr. 72. Wem darf man nun mehr trauen, den Zeitzeug/innen oder dem amtlichen Kartenwerk? Um es kurz zu machen: Eine Ortsbegehung und eine nochmalige Detailanalyse der Kartensignaturen (Grundrissformen, Lage der Häuser zur Straße, benachbarte Bäume) lassen keinen Zweifel daran, dass die Zeitzeug/innen recht haben! Also ist in der topografischen Karte von 1928 der Schriftzug „Schützenhs.“ versehentlich um ein Gebäude zu weit nach links gerückt.
Eine Frage bleibt denn doch noch: Durch einen Namensaufdruck auf der Rückseite der historischen Postkarte waren wir davon ausgegangen, dass seinerzeit ein gewisser Wilhelm Brodrick der Besitzer oder Gastwirt des Schützenhauses Linden gewesen ist. Ob diese Annahme zutrifft, ist ungewiss. Jürgen Wessel hat Wilhelm Brodrick im Adressbuch von 1911 als Gastwirt für den Kötnerholzweg 6 ausfindig gemacht. Des Weiteren konnte er unter der Adresse „In der Steinbreite 68“ (wir erinnern uns: Schützenhaus Linden) für den Zeitraum 1930 bis 1943 einen Hermann Niemann als Gastwirt nachweisen.
Natürlich wäre es möglich, dass Wilhelm Brodrick seinen Gastronomiestandort gewechselt und zeitweilig das Schützenhaus Linden übernommen hatte. Genauso könnte es sich aber bei dem Postkartenmotiv aber auch um eine schlichte Reklamekarte in eigener Sache gehandelt haben. Jürgen Wessel hat auch dazu mehrere Beispiele gefunden.