Vom 27. bis 29. Juni 2025 fand an der Gedenkstätte Ahlem das „Denk.Mal.Garten.Fest“ statt. In Zeiten wachsender antidemokratischer Strömungen in der Gesellschaft und seit dem 7. Oktober 2023 lauteren und hemmungsloseren Antisemitismus sollte das Fest ein Ort der Erinnerung und Begegnung sein, an dem Familien und Menschen aus aller Welt zusammenkommen, um zu feiern. Man würde nicht denken, dass dieser Ort zum Feiern geeignet ist, doch die vielen verschiedenen Musikstile aus diversen Kulturen haben ein deutliches Zeichen für ein tolerantes und offenes Miteinander gesetzt.
Unter anderem hat Light in Babylon, eine Band aus der Türkei, für tolle Stimmung gesorgt. Die Band besteht aus der israelisch-iranischen Sängerin Michal Elia Kamal, dem französischen Gitarristen Julien Demarque, dem türkischen Santur-Spieler Metehan Çiftçi, Priam Arnoux und dem Schlagzeuger Stuart Dickson. Ihre Musik vereint Einflüsse aus türkischer, persischer Musik und Popmusik und überwindet sprachliche sowie kulturelle Grenzen. Sie singen in Hebräisch, Türkisch, Persisch und Englisch. Die Sängerin Michal Elia Kamal hat immer wieder die Frage gestellt, warum Menschen aus verschiedenen Ländern oder Kulturen nicht einfach in Frieden miteinander leben können. Gleichzeitig vermittelte die Band ein Gefühl der Hoffnung. Ein Gefühl der Hoffnung, dass ein friedliches Miteinander möglich ist. Ein friedliches Miteinander, wie es etwa beim gemeinsamen Fest erlebbar war.
Für einen ganz anderen musikalischen Stil sorgte die Band Oana Catalina Chitu. Die rumänische Sängerin interpretiert und erfindet Musiktraditionen des Balkans neu. Mit ihrer warmen, kraftvollen Stimme reicht sie von lebhafter Roma-Partymusik bis zu melancholischen rumänischen Liebesliedern. Dabei begeisterte ihre Band mit tollen Momenten, in denen Trompete und Akkordeon für besonders schöne Klänge sorgten.
Neben der Musik wurden auch Führungen über das Gelände der ehemaligen israelitischen Gartenbaumschule angeboten. Sie gaben Einblick in die Geschichte des Ortes und verdeutlichten, wie wichtig Erinnerungskultur als Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart ist. Die Israelitische Gartenbauschule Ahlem war eine jüdische Schule in Ahlem bei Hannover, die 1893 unter dem Namen „Israelitische Erziehungsanstalt zu Ahlem bei Hannover“ gegründet wurde. Die jüdische Bevölkerung nutzte diese Einrichtung als überregionale, internatsähnliche Bildungseinrichtung für Gartenbau und Handwerksberufe. Während der NS-Zeit wurde sie zur zentralen Sammelstelle für die Deportation von rund 2.200 Jüdinnen und Juden aus Hannover und Umgebung in Ghettos und Konzentrationslager. Inmitten der historischen Erinnerung bot das Fest die Gelegenheit, gemeinsam zu lernen, zuzuhören und durch Musik, Führungen und Gespräche neue Verbindungen zwischen Vergangenheit und Gegenwart zu knüpfen.
Auch die stellvertretende Regionspräsidentin Michaela Michalowitz (CDU) von Hannover zeigte sich erfreut: „Das Festival hat gezeigt, wie vielfältig Erinnerung heute gedacht werden können – abseits von rückwärtsgewandter Erinnerung. An diesem Wochenende ist ein Raum entstanden, in dem Vergangenheit und Gegenwart, Leben und Lernen verbunden wurden.“