Die schöne neue Arbeitswelt: Sie soll vernetzt und digitalisiert sein. Unternehmen bauen sich zur selbstorganisierten Arbeit um. Das Lernen verschmilzt mit der Arbeitswelt. Von „Mindset“ und einem schönen Arbeitsumfeld ist die Rede. So, oder so ähnlich, wird uns die Zukunft der Arbeit verkauft. Die Rede ist von gesteigertem Technikeinsatz, 5G, Industrie 4.0, menschenleeren Fabriken und der Steuerung einer ganzen Fabrik über ein Smartphone. Alles schön und gut.
Aber was passiert mit den Kolleginnen und Kollegen in den Betrieben? Allein 42 Prozent von ihnen fristen ihre Arbeitsexistenz in atypischen und prekären Beschäftigungen. Davon fast drei Millionen mit befristeten Arbeitsverträgen. Oder bieten die neuen Techniken etwa auch den Millionen von Soloselbstständigen, deren Lebensumstände kaum besser sind, eine lebenswerte Zukunft? Die Corona-Pandemie hat gezeigt, dass das Prinzip der kapitalistischen Arbeitsverwertung in Krisen sehr schnell an das Ende seiner Leistungsfähigkeit gerät. Ohne staatliche Subventions- und Transfergeldpolitik ist die gesellschaftliche Normalität in der Krise nicht mehr abzusichern. In der Intensivierung der digitalen Arbeitswelt sieht die systemimmanente Intelligenz einen Ausweg und eine Chance, kapitalistische Machtverhältnisse auch nach Corona aufrecht zu erhalten.
Und in der Tat: Die Digitalisierung der Arbeitswelt bietet Chancen für ein selbstbestimmtes Arbeiten. Zumindest theoretisch. Tradierte Muster werden aufgebrochen. Es ist von einem epochalen Umbruch die Rede. Neue Formen der Zusammenarbeit halten Einzug. Hierarchien werden flacher. Sicherlich werden besonders gut qualifizierte Arbeitnehmer*innen, gerade auch im IT-Bereich, mehr als auskömmliche Tätigkeiten finden. Doch bei der Arbeit der Zukunft geht es nicht nur um Technik, sondern vor allem darum, wer sie kontrolliert. Und was ist mit dem großen Rest, der nicht in der schönen neuen Welt des Digitalen ankommt? Wie gehen Gewerkschaften und Betriebsräte mit dieser Entwicklung um? Dazu haben wir kompetente GesprächspartnerInnen zur Debatte eingeladen:
Mit Stavros Christidis, dem stellvertretenden Betriebsratsvorsitzenden von VW Hannover, wollen wir die aktuelle Umstellung von Benzin- auf Elektromobilität und deren Auswirkungen auf die Arbeitsplätze diskutieren.
Welche Auswirkungen die Digitalisierung im Dienstleistungssektor auf die Situation in den Betrieben hat, das wird uns der Betriebsratsvorsitzende der Post, Ralf Oberheide, berichten. Seine Teilnahme hat ebenso Professor Dr. Heinz Bontrup zugesagt. Ein linker Ökonom aus der Memorandum-Gruppe. Er wird aus wissenschaftlicher Sicht insbesondere die Frage der Verteilung in den Mittelpunkt seines Vortrages stellen. Gerade ist sein neustes Buch erschienen: „Plädoyer für eine demokratische Wirtschaft“.
Zu Beginn wird uns die Geschäftsführerin der NGG Hannover, Lena Melcher, über den langanhaltenden Kampf der Kolleginnen und Kollegen bei der Gilde(-Brauerei) berichten.
Es moderieren und geben weiteren Input aus Stadt, Region und Bund:
- Dirk Machentanz, Fraktionsvorsitzender DIE LINKE im Rat der Stadt Hannover
- Jessica Kaußen, Fraktionsvorsitzende DIE LINKE in der Regionsversammlung Hannover MdB
- Dr. Diether Dehm, Mittelstandspolitischer Sprecher der Fraktion DIE LINKE
Diese Veranstaltung von Regions- und Ratsfraktion DIE LINKE Hannover wird als Online-Veranstaltung per Livestream aus dem Neuen Rathaus in Hannover stattfinden. Die pandemiebedingt sehr geringe Anzahl an Plätzen ‚vor Ort‘ ist leider schon vergeben.
Livestream der Veranstaltung ZUKUNFT DER ARBEIT trotz und mit Corona – am Dienstag, 10. November , ab 19 Uhr im Youtube-Kanal der Ratsfraktion DIE LINKE unter